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Krankenhaus Geburten: Eher Ausnahme als Regel

Die personelle Situation der Geburtshilfe im Ameos Klinikum Haldensleben hat sich weiter verschärft. Geburten sind kaum noch abzusichern.

Von Jens Kusian 26.07.2016, 01:01

Haldensleben l Krankenhausdirektor Andreas Schultz redet Klartext. „Die Situation bei der Geburtshilfe hat sich nicht entspannt. Im Gegenteil, sie hat sich weiter verschärft.“ Seit März war im Ameos Klinikum Haldensleben der Kreißsaal nur noch zu festen Öffnungszeiten von 7 bis 16 Uhr besetzt. Doch selbst das kann derzeit personell nicht mehr abgesichert werden.

„Wir haben seit Jahren einen großen Personalengpass“, macht Schultz deutlich. Die Tendenz sei weiter rückläufig. „Wenn jemand geht und niemand nachrückt, müssen die anderen Kollegen die Arbeit mit übernehmen. Das wiederum sorgt für eine noch höhere Belastung, in deren Folge wieder jemand geht“, so Schulz weiter. Ein Teufelskreis. „Irgendwann ist es dann so, dass wir die 24-Stunden-Bereitschaft an sieben Tagen die Woche für 365 Tage im Jahr nicht mehr aufrechterhalten können.“ Dieser Zeitpunkt sei im März bereits erreicht worden. Doch seitdem haben weitere Hebammen das Klinikum verlassen. „Sie waren einfach überlastet. Gekündigt haben wir niemandem“, versichert Schulz.

Geburten am Standort Haldensleben sind daher mittlerweile eher die Ausnahme als der Regelfall. „Wir haben aber nicht gesagt, dass wir die Tür zur Entbindungsstation zunageln werden“, erklärt der Krankenhausdirektor. Nach wie vor gibt es Gynäkologen und Geburtshelfer im Haus, doch damit könne Ameos keine Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft sicherstellen, meint Schultz. Regelmäßig angeboten werden aber noch die Sprechstunden zur Geburtshilfe. „Dabei informieren wir die Patienten auch über die augenblickliche Situation im Haus“, so Schultz weiter. Heißt im Klartext: Schwangeren wird nahegelegt, sich für die Entbindung eher eine andere Einrichtung zu suchen.

Im Ernstfall werde aber niemand auf die Straße geschickt, versichert Schultz: „Der Patient steht an erster Stelle.“ Die Ärzte im Klinikum entscheiden im Einzelfall, was für die Patienten das Beste sei – ob sie vor Ort behandelt oder in eine andere Einrichtung verlegt werden, unterstreicht er. Ähnlich sei es im Klinikum auch mit Schlaganfall-Patienten gehandhabt worden. „Bevor wir die Stroke Unit bei uns im Haus hatten, musste von Fall zu Fall immer entschieden werden: Können wir diesen Patienten bei uns behandeln oder ist er woanders besser aufgehoben“, zieht Schultz eine Parallele.

Er ist jedoch ratlos, wie die aktuelle Situation entschärft werden könnte. „Es ist uns nicht gelungen, zusätzliches Personal zu bekommen. Das Problem bestand schon, bevor Ameos das Haus übernommen hat“, blickt er zurück. Für eine nachhaltige Verbesserung bräuchte das Haus sofort zwei bis drei neue Mitarbeiter in der Geburtshilfe. „Aber genau das ist eben schwierig“, resümiert Andreas Schultz.

Seine Stellvertreterin Uta Ranke steht ihm zur Seite. „Wir suchen weiter nach geeigneten Wegen und Lösungen“, bekräftigt sie. „Und wir werden unserem Versorgungsauftrag nachkommen!“