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Landwirtschaft Börde-Bauern geben Wissen weiter

Im Landkreis Börde sind derzeit zwei junge Frauen aus Nigeria zu Gast. Sie schauen Landwirten bei deren Arbeit über die Schuler.

Von Thomas Junk 14.08.2016, 11:00

Rottmersleben/Meyendorf l Tomiwa Abiri weiß, wann die Kälber von Martin Vruggink Nachschub brauchen. Schnell wird der leere Eimer wieder aufgefüllt. Gemeinsam mit Seun Olanibi ist die junge Frau aus Nigeria derzeit auf dem Milchviehhof in Meyendorf im Einsatz und hilft hier, die knapp 800 Kühe zu versorgen. Dabei schauen sich die beiden Besucherinnen aus Afrika genau an, wie Milchbauer Martin Vruggink im wahrsten Sinne des Wortes das Beste aus seinen Kühen herausholt. Und bei ihm sind sie an der richtigen Adresse, immerhin wurde sein Betrieb seit Jahren als ein Fünf-Sterne-Milchhof ausgezeichnet.

Nachhaltige Landwirtschaft wollen die Praktikantinnen in der Börde lernen. Dabei sind sie bereits vom Fach, haben in ihrer Heimat Landwirtschaft studiert. Seun Olanibi und Tomiwa Abiri sind Teil einer 20-köpfigen nigerianischen Delegation von zumeist studierten Fachleuten aus dem Agrarministerium der Provinz Osun, dem nigerianischen Partnerschaftsgouvernement von Sachsen-Anhalt. Sie weilen auf Einladung des Landes in verschiedenen landwirtschaftlichen Unternehmen. Vor allem praktische Kenntnisse in der modernen Agrarwirtschaft, Mechanisierung, Bodennutzung und effektive Tierhaltung stehen dabei im Fokus.

Acht Wochen sind sie zu Gast in der Börde. Bevor Seun Olanibi und Tomiwa Abiri zum Meyendorfer Milchviehbetrieb zum Erfahrung sammeln gekommen sind, haben sie bei der Agrargesellschaft Börde in Rottmersleben alles über die Bullenmast und den Pflanzenanbau gelernt. AG-Börde-Chef Thomas Seeger hat sie dabei unter seine Fittiche genommen. Er weiß, worauf es ankommt, war er doch selbst schon einmal mit einer Delegation des Landesbauernverbandes in Nigeria zu Gast. „Aufgrund der Erdölvorkommen ist das Land vergleichsweise reich, doch die kleingegliederte Landwirtschaft ist ineffizient und das Land ohne Lebensmitteleinkäufe nicht in der Lage, die eigene Bevölkerung zu ernähren“, so Seeger. Die Landwirte in Nigeria würden meist nur für den Bedarf ihres Dorfes produzieren. Das bereite bei einem Bevölkerungswachstum von zwei bis drei Prozent im Jahr jedoch zunehmend Probleme. Thomas Seeger: „Noch funktioniert die Ernährung aufgrund der Erdöleinnahmen. Aber auf lange Sicht will Nigeria die Landwirtschaft fit machen, um das Land hinreichend ernähren zu können. Da müssen in der Landwirtschaft gewisse Kreisläufe – in der Viehhaltung, beim Futteranbau, der Wasserhygiene bis hin zur Nutzung von Gülle als Dünger – etabliert werden. Wir geben dieses Wissen als Hilfe zur Selbsthilfe gern weiter.“

Aber nicht nur von der Landwirtschaft in der Börde wollen die beiden jungen Frauen etwas mit in ihre Heimat nehmen. Gemeinsam mit Rottmerslebens Ortsbürgermeister Hans-Eike Weitz, bei dem sie während ihres Aufenthaltes untergekommen sind, haben sie nicht nur den Landtag besucht, sondern auch an einer Sitzung des Kreisausschusses in Haldensleben teilgenommen. „Wir wollen zeigen, wie unsere Demokratie funktioniert“, erklärte Weitz.

Die beiden Gäste aus dem mehr als 7000 Kilometer entfernten Osun fühlen sich in der Börde offensichtlich sehr wohl. Ein wenig deutsch haben sie auch schon gelernt: „Die Deutschen sind sehr nett.“

In zwei Wochen geht es für Tomiwa Abiri und Seun Olanibi wieder in die Heimat, wo es dann gilt, die neuen Erfahrungen, die sie in der Börde gesammelt haben, anzuwenden.