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Lesung Geschichten am Mittellandkanal

An der Uferpromenade des Mittellandkanals haben es sich die Bülstringer zur dritten Kanallesung gemütlich gemacht.

Von Carina Bosse 08.08.2016, 01:01

Bülstringen l Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben. Und früher wurden die Erlebnisse noch weiter erzählt. Ingeborg Heidenreich hat aufgeschrieben, was ihr aus früheren Zeiten zu Ohren gekommen ist und macht daraus unterhaltsame Geschichte, mal zum Nachdenken, mal zum Schmunzeln und mal einfach nur zum Zuhören. So wie am Freitagabend.

Zum dritten Mal konnte Hans Heidenreich zahlreiche Einwohner und Gäste zur Kanallesung mitten auf der Uferpromenade an der Triftstraße begrüßen. „Sie machen es möglich, indem Sie immer wieder kommen“, sagte der Bülstringer Pfarrer. Tische und Bänke, ein Glas Wasser oder ein Gläschen Wein durften es schon sein zu den Anekdoten und Gedichten, die Ingeborg Heidenreich in ihrem Sessel vorlas.

So eine Reise wie zu Beginn erwähnt, konnte früher auch in der Kleinbahn von Bülstringen aus gestartet werden. Davon nämlich handelte eine der Erzählungen, die zu hören waren, während die großen Kähne nur ein paar Meter weiter auf dem Mittellandkanal vorüberschipperten. Viele Kapitäne winkten der Zuhörerschar fröhlich zu.

Ingeborg Heidenreich, Mitglied im Schreibzirkels der Kulturfabrik Haldensleben, erzählte von zwei Mädchen, die in der Bahn einer ganzen Geflügelschar hinterher gejagt waren, als diese nach einem unsanften Ruck aus ihrem Käfig ausgebüxt waren. Auch zwei Anekdoten von Helmut Gericke machten an diesem Abend die Runde. Als Musiker einst mit seiner Quetschkommode unterwegs, hatte er so einiges aus seinem Leben zu erzählen.

Zwischendurch sorgte Ursel Heinhaupt mit ihrem Akkordeon für musikalischen Schwung. Kleine Liederbücher halfen den Zuhörern beim Text, denn sie sollten schließlich mitsingen. Die dunklen Wolken am Himmel brachten dann auch ein paar Tropfen Regen, denen mit Schirmen getrotzt werden konnte.

Die tierischen Beobachter, die große Schwanenfamilie auf dem Kanal und die vier Jungstörche auf ihrem Nest, spielten bei Ingeborg Heidenreich natürlich auch eine Rolle. Es schien, als würden die Tiere da verstehen und verfolgten das doch recht ungewöhnliche Treiben auf dem Boden genau.

Unter anderem ging es an diesem schönen Abend auch um Fledermäuse, jene Jäger, die auch in Bülstringen in der Abenddämmerung auf der Suche nach Insekten pfeilschnell durch die Luft schießen. Peter Loskarn hatte mit einer Erzählung aus Flechtingen zur Sammlung von Ingeborg Heidenreich beigesteuert, wo er einstmals auf Erkundungstour in der Burg aus einer kleinen Höhle der Fledermäuse bald nicht mehr herausgekommen wäre.

Die Lieder drehten sich ebenfalls um tierische Gesellen, handelten vom „Kuckuck“ oder vom Vogel, der Hochzeit machen wollte.

Zu den Getränken, die bereits auf den Tischen standen, gesellten sich dann noch belegte Brötchen. „Die Kirchengemeinde ist unglaublich“, sagte Hans Heidenreich. Sie hatten die Idee, am Kanal Fischbrötchen zu reichen. Die Heringe dafür seien gerade frisch aus dem Kanal geholt worden, flunkerte er ein wenig, begrüßte jedoch die überaus passende Idee. Es muss eben nicht immer der Grill sein. Und während unten die Brötchen genossen werden konnten, warteten die vier Jungstörche auf ihrem zehn Meter hohen Nest auf die Rückkehr der Altvögel, die vielleicht auch etwas Nahrung im Schnabel mitbringen würden.

Die Schwanenfamilie hatte sich unterdessen im Schilf am Ufer bedient.