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Lutherjahr Festvortrag in der Simultankirche

Leipzigs ehemaliger Pfarrer Wolf war zu Gast in der Simultankirche Althaldensleben. Er hielt einen Festvortrag zum Luther-Jubiläum.

Von Julia Schneider 20.02.2017, 14:00

Althaldensleben l Im Rahmen des Jubiläumsjahres „500 Jahre Reformation“, das in diesem Jahr gefeiert wird, hat die evangelische Lutherkirchengemeinde in der Schinkel-Simultankirche Althaldensleben einen Festvortrag organisiert. Als Redner war Pfarrer i.R. Christian Wolff aus Leipzig zu Gast, der über die Errungenschaften der Reformation und ihre Bedeutung für die heutige Zeit sprach.

Die heutige Welt, so sagte Wolff, sei geprägt von „sozialen Spannungen, Nationalisierung der Politik, neuer Lust an autokratischen Systemen und autoritärer Herrschaft, Ausgrenzungsbereitschaft des und der Fremden, Abkehr vom Friedensprojekt Europa, militärischer Aufrüstung und einer hochexplosiven Lage in der arabischen Welt und einem dramatischen Bedeutungsverlust der Kirchen in Mitteleuropa.“ Das alles sei Ausdruck von und gebe Anlass zur Angst.

Das Reformationsgeschehen zu Beginn des 16. Jahrhunderts sei eine Geschichte der Befreiung gewesen. Jeder Mensch trage, so hieß es, unabhängig von seiner Nationalität, körperlichen Beschaffenheit und religiösen Ausrichtung etwas Göttliches in sich. Der Pfarrer, der unter anderem von 1992 bis 2014 an der Thomaskirche in Leipzig tätig war und den musikalischen Bildungscampus forum thomanum mit auf den Weg brachte, erklärte, dass diese Erkenntnis den Menschen damals Freiheit gebracht habe. Die Freiheit sei eine von drei wichtigen Säulen der Reformation. Im Zusammenhang mit Freiheit kam Christian Wolff auf die sogenannte „Leisniger Kastenordnung“ zu sprechen, auf die zwölf Artikel der Bauern und Martin Luthers Verbrennen der Bannandrohungsbulle. Auch Luthers Widersetzen beim Reichstag zu Worms gegen das Ansinnen des Kaisers, Luther solle seine Lehren widerrufen, erläuterte Wolff.

Als genauso wichtig wie die Freiheit stufte der Referent in Zusammenhang mit der Reformation die Bildung ein. Nur durch sie könne ein Mensch reflektieren, was gut und richtig oder böse und falsch sei. Durch eine weitere Säule der Reformation, die Verantwortung, stellte Wolff den konkreten Bezug zu den Christen in der heutigen Zeit her. Die reformatorischen Errungenschaften könne man heute nur ökumenisch umsetzen und auf alle Menschen beziehen. „Wenn wir uns zu Gott als dem Schöpfer des Himmels und der Erde bekennen, dann gilt das nicht nur für das sogenannte christliche Abendland. Dann müssen wir damit ernst machen, dass Moslems, Hindhus, Atheisten keine Unglücksfälle der Schöpfung sind, sondern all die Menschen das gleiche Lebensrecht haben wie wir selbst“, fand Wolff starke Worte, bevor seinem Vortrag eine Diskussionsrunde folgte.

Für den Abend hatten Georg Heinze, Vorsitzender des Fördervereins Schinkel-Simultankirche, und Pfarrer Jens Schmiedchen passende Musik aus der Reformationszeit ausgewählt, die die Veranstaltung akustisch abrundete.