Naturpark Drömling Dem Biber auf der Spur

Naturfreunde haben sich in Kämkerhorst bei der Biberwanderung auf die Spuren des größten europäischen Nagetiers begeben.

Von Anett Roisch 08.03.2017, 00:17

Kämkerhorst/Mannhausen l „Im letzten Jahr hatten wir im Drömling 68 besetzte Biberreviere. Bei der Anzahl der Reviere sind wir erst noch am Auswerten“, erklärte bei der Exkursion Ulf-Gerd Damm, Mitarbeiter der Naturparkverwaltung Drömling. Ganz selten zu sehen und deshalb auch schwer zu zählen, sei der Fischotter, der zu den besten Schwimmern unter den Landraubtieren zählt.

Der Fischotter ist das Wappentier des Naturparks. „Leider verliert der Biber – dieser so wichtige Landschaftsgestallter – immer mehr an Sympathie“, bedauert der Naturparkmitarbeiter. Der Biber verbessere – nach den Ausführungen von Damm – für viele vom Aussterben bedrohte Tierarten die Lebensräume. „Das ist zum Beispiel der Storch, der in dieser Zeit gerade wieder seine Reviere besetzt."

"Ein Storch freut sich ungeheuer, wenn es auf der Wiese eine Wasserfläche gibt oder er in trockenen Zeiten noch Flächen findet, die feucht genug sind, um an diesen Stellen Regenwürmer zu sammeln. Denn ein Regenwurm verzieht sich nach unten, wenn der obere Boden austrocknet“, erklärte der Naturschützer.

Biber sind bei vielen Landwirten unbeliebt und sogar gefürchtet, wenn die Tiere ganze Felder unter Wasser setzen. Oft verstopft der Baumeister Durchlässe, die dann erst durch Menschenhände wieder freigelegt werden müssen.

„Es heißt immer, der Biber mache viel Schaden. Aber was ist Schaden? Der Mensch schlägt Bäume und nutzt sie und der Biber tut dies auch. Schaden ist relativ“, erklärte Damm und zeigte auf einen Ausstieg des langzahnigen Gesellen am Ohreufer. Deutlich war die Schleifspur von der Kelle – dem Schwanz des Bibers – zu erkennen.

Biber sind eine der ältesten heute noch vorkommenden Säugetierarten. Schon vor rund 38 Millionen Jahren lebten Urbiber auf der Erde. Es überlebte nur eine kleine Population von etwa 190 Bibern in der Region der Mittelelbe. Grund für diesen Schwund waren die Jagd auf die Tiere, aber auch die Begradigung und der Ausbau von Fließgewässern.

Diese Maßnahmen führten dazu, dass der Biber für lange Zeit aus seinem angestammten Lebensraum vertrieben wurde. Der letzte damals bekannte Biber wurde 1919 im Breitenroder Drömling erlegt.

Es dauerte bis 1994, als die erste eigenständige Neubesiedlung über die Ohre in den Drömling erfolgte. Durch intensive Schutzmaßnahmen, die mit der Ausweisung des Naturparks Drömling im Jahr 1990 eingeleitet wurden, konnte der Biberbestand seitdem stabilisiert werden. Heute leben nach aktuellen Erfassungen etwa 3300 Tiere in Sachsen-Anhalt, davon etwa 250 im Naturraum Drömling die nach geltendem Recht unter strengem Schutz stehen.

Biber sind reine Pflanzenfresser, als Bewohner der Weichholzauen sind sie nach dem Menschen die einzigen Säugetiere, die ihren Lebensraum aktiv selbst gestalten können.

Auch bei Piplockenburg gibt es viele Birken, die geschält wurden. Das war aber nicht der Biber, sondern dort gibt es viele Nutrias. Während der Biber die Bäume annagt und fällt, schält der Nutria sie. Diese geschälten Birken gehen dann ein. Der Drömling ist seit über 200 Jahren immer wieder vom Menschen zu seinen Gunsten verändert worden. Der überwiegende Teil des Gewässernetzes ist mit Weichholzarten bestockt. Es finden sich somit, vom Nahrungsangebot gesehen, optimale Bedingungen für den Biber.

„Wenn wir uns aber die Gewässerlandschaft außerhalb des Drömlings näher betrachten, fällt eines sofort auf: Fehlende ausreichend breite Gewässerrandstreifen ohne jegliche Vegetation an Bäumen und Sträuchern! Es entsteht für den Biber im Drömling somit ein Sackgasseneffekt, eine Ausbreitung über den Drömling hinaus wird dadurch erschwert", ergänzte Joachim Weber. Er ist ein Mitarbeiter der Naturwacht und führte die zweite Gruppe.

Weber erklärte, dass es durch Revierkämpfe innerhalb der Biberpopulation im Drömling sowie illegale Manipulationen am stauregulierten Gewässernetz immer wieder zu Revierverschiebungen im Gebiet komme. Es würden zeitweilig neue, nicht so optimale Gebiete, aufgesucht, was den Anschein erweckt, die Population würde ins Unermessliche anwachsen.

Die Tiere reagieren gerade in Trockenphasen auf jede Damm-Entnahme mit sofortiger Neubautätigkeit, was die Kostenspirale der Gewässerunterhaltung in die Höhe treibt. Daher wollen die Ranger eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen der Landwirtschaft, dem Unterhaltungsverband und der Naturparkverwaltung zur Lösung dieser Probleme weiter festigen.