Naturschutztag Durch den Drömling

Eine Exkursion hat eine Besuchergruppe im Rahmen des 33. Deutschen Naturschutztages in das „Land der tausend Gräben“ geführt.

Von Anett Roisch 20.09.2016, 01:01

Piplockenburg/Mannhausen l „Es gab gestern schon beim Deutschen Naturschutztag in Magdeburg viele Informationen und auch eine Ausstellung über die Niedermoorlandschaft. Ich war schon mal im Drömling, aber heute möchte ich mich fachkundig führen lassen“, erklärte Horst Lange aus Bernburg, der am Sonnabendmorgen zu einer von acht Besuchergruppen, die in Sachsen-Anhalt zu Exkursionen unterwegs waren, zählte. Lange gehört zur Regionalgruppe Sachsen-Anhalt, die im Bundesverband Beruflicher Naturschutz organisiert ist. An der Flachwasserzone konnten die weitgereisten Gäste gleich am Start der Wanderung Graugänse und den Seeadler, der seine morgendlichen Kreise zog, beobachten. Der Drömling sei – nach Langes ersten Eindrücken – ein Kontrast zu den anderen Landschaften in der Region von Magdeburg.

„Diesen Deutschen Naturschutztag gibt es alle zwei Jahre immer in anderen Regionen der Bundesrepublik. In diesem Jahr findet er in Sachsen-Anhalt statt. Prof. Dr. Beate Jessel, die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, hat den Drömling gestern auch in ihrer Rede erwähnt. Sie wünschte dem Drömling alles Gute auf dem Weg zum Biosphärenreservat“, berichtete Braumann nicht ohne Stolz. Ausgerüstet mit Ferngläsern konnten die Gäste die Vogelwelt in der Flachwasserzone beobachten. „Ab Mitte Oktober bis etwa Mitte November übernachten hier täglich bis zu 25 000 Gänse. Das sind dann alles nordische Gänse. Es ist ein absoluter Touristenmagnet. Manchmal beobachten 100 Leute den Gänseeinflug. Es ist dann laut, wie auf einem Flugplatz – also ein unheimlicher Lärm. Die Gänse schnattern manchmal die ganze Nacht hindurch“, schilderte Braumann. Tausende Kraniche seien im Frühjahr dort. Ein Schwarm Kiebitze flog über die Flachwasserzone. Der Rückgang der Kiebitze spielte in den vielen Vorträgen des Naturschutztages eine große Rolle. „Wir haben hier seit 20 Jahren eine relativ konstante Brutpaarzahl, die sich zwischen 50 und 100 bewegt. Das ist nicht viel. Mitte der 1990er Jahre gab es Frühjahrszüge mit hunderttausend Kiebitzen. Diese Zahl haben wir schon lange nicht mehr erreicht. Es sind nur noch etwa 20 000 bis 30 000. Daran sieht man den globalen Rückgang der Kiebitze“, beschrieb Braumann.

Auf dem Weg begegneten die Gäste den Wasserbüffeln von Landwirt Jürgen Germer. Überlegungen gäbe es, die Flachwasserzone zu umzäunen, damit die Wasserbüffel darin schwimmen und die Inseln abgrasen können.

Der Weg vom Mittellandkanal in Richtung Sachau führte die Naturfreunde durch das reizvolle landschaftliche Gebiet und über den Sachauer Damm. Dieser Damm diente bei der Urbarmachung des Drömlings dazu, die zu bewirtschaftenden Flächen zu erreichen. Es wurde der Allerkanal und die Ohre überquert, bevor die Wanderung dann weiter entlang der Ohre und zur Fischaufstiegsanlage an der Hoffmannschleuse führte.

Birgit Seelig vom Zweckverband Naturschutzprojekt Drömling erklärte die Funktion der Anlage, die eine von vier im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes fertiggestellten Anlagen ist. Mit den Maßnahmen soll die Ohre ökologisch durchgängig werden.

Die Wanderung endete am Informationshaus Drömling in Kämkerhorst, der ehemaligen Grabenmeisterei. Neben einer Ausstellung zu den Tier- und Pflanzenarten des Drömlings erfuhren die Besucher auf dem Außengelände Wissenswertes unter anderem zu Moordammkulturen, Knüppeldamm, Weiden und Insekten.

Ziel der Exkursion sei auch zu zeigen, wie solche Landschaften bei der schwierigen Bewirtschaftung, die im Drömling als Feuchtgebiet naturgegeben da ist, zukunftsfähig entwickelt werden kann, erklärt Braumann. „Ich will zeigen, welche Wege wir bisher hier mit den Menschen zusammen gegangen sind. Schwerpunkt dabei ist die Landwirtschaft. Wir wollen auf keinen Fall die Probleme ausblenden“, betonte der Naturparkleiter.

So kam es auch, dass die Gäste nach der Exkursion Landwirt Jörg Stottmeister von der Agrarproduktionsgesellschaft in Bösdorf besuchten. „Ohne engagierte Landwirte geht im Drömling nichts. Sie waren von Anbeginn wichtige Partner für den Naturpark und für die Naturschutzgroßprojekte“, so Braumann.