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Neues Angebot Nach dem Krebs zurück ins Leben

Patienten nach einer Krebserkrankung soll der Wiedereinstieg ins Berufsleben erleichtert werden. Dazu sind in Haldensleben Seminare geplant.

Von Julia Schneider 06.07.2016, 01:01

Haldensleben l Überleben, wieder gesund werden – das ist es, womit sich Patienten, die an Krebs erkrankt sind, vorrangig beschäftigen. Wichtig ist erst einmal, die Krankheit zu besiegen. Was danach kommt, darüber denken Betroffene nicht immer nach.

Diese Erfahrung haben Sven Weise, Geschäftsführer der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft, und seine Kollegen gemacht. Der Großteil der Patienten, so erklärt er, konzentriere sich logischerweise auf die Genesung.

Wenn es später darum geht, nach der Erkrankung wieder ins Berufsleben eingegliedert zu werden, stehen viele Menschen allerdings vor neuen, völlig ungeahnten Problemen. Mit Lösungen für genau solche Probleme soll sich ein neues Beratungsangebot beschäftigen, das die Krebsgesellschaft jetzt ins Leben gerufen hat. „Zurück in mein Leben – Beruflicher Wiedereinstieg nach Krebs“ heißt eine Reihe von Seminaren, die Betroffenen helfen soll, nach der Erkrankung wieder vollumfänglich am Leben teilnehmen zu können. Oft, so weiß Stephanie Krüger als Sozialarbeiterin und Psychoonkologin bei der Krebsgesellschaft tätig, stünden die Patienten nämlich schon während der Therapie vor finanziellen Schwierigkeiten. Oftmals würden Informationsdefizite herrschen – die Patienten werden selten umfassend darüber informiert, bei welchen Stellen sie Hilfen beantragen können und welche finanziellen Zuschüsse ihnen gesetzlich zustehen.

Allein sind an Krebs erkrankte Patienten zudem oft mit Nebenwirkungen der Erkrankung und der Therapie. „Viele leiden unter ‚Fatigue‘“, erklärt beispielsweise Dr. Thomas Fischer, Direktor der Universitätsklinik für Hämatologie und Onkologie in Magdeburg, der sich für die Krebsgesellschaft engagiert. Das sogenannte Erschöpfungs-Syndrom quäle etliche Patienten, viele würden sich damit aber nicht auskennen, ihnen sei unklar, wie lange das Syndrom anhält und wie sie damit ihren Alltag meistern sollen.

„Wir sehen die Patienten, wenn sie krank sind. Wir behandeln sie, begleiten als Fachärzte ihre Therapie. Aber danach sind sie auf sich allein gestellt“, weiß auch Dr. Frank Reiher, Chefarzt der Urologie des Haldensleber Ameos-Klinikums.

Es fehle ein Netz aus Fachleuten, das die Betroffenen nach der Erkrankung auffängt und ins Leben zurück führt. Gerade die psychoonkologische Betreuung sei spärlich gesät, Psychoonkologen sind nicht nur in Sachsen-Anhalt rar. „Die Patienten wissen oft gar nicht richtig, was mit ihnen los sei“, sagt Frank Reiher, der mit seinen Kollegen das Vorhaben der Krebsgesellschaft unterstützt, mit einer speziellen Beratungsreihe Licht ins Dunkel zu bringen.

Zu medizinischen Problemen, zu denen auch Funktionsstörungen der Nerven gehören, würden sich Vorbehalte von Arbeitgebern gesellen. Ist der Arbeitnehmer wieder voll belastbar? Können wir ihn einsetzen wie vorher? Ist er vollständig genesen oder wird er wieder krank? Schon bei Bewerbungsschreiben können solche Fragen eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft unmöglich machen. Darum möchte die Krebsgesellschaft aufklären und Betroffenen Unterstützung bieten.

Eine Auftaktveranstaltung findet am Dienstag, 9. August, im Schulungsraum des Ameos-Klinkums statt. Dann können sich Patienten darüber informieren, ob die Seminare für sie in Frage kommen würden. Dies ist allerdings bereits bei Erstgesprächen und Einzelcoachings möglich, die über die Telefonnummer 0345/478 81 10 oder per E-Mail an info@sakg.de vereinbart werden können.

Anschließend werden von 23. August bis 1. November sechs Seminare stattfinden, zu denen sich die Teilnehmer je nach Bedarf individuell anmelden können (siehe Infokasten). Einige der Seminare sind öffentlich, andere in der Teilnehmerzahl begrenzt.