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Offene Kirche Bischöfin zu Besuch

Landesbischöfin Ilse Junkermann hat die Kirchen in Flechtingen, Wegenstedt und Etingen besucht.

Von Anett Roisch 24.11.2016, 00:01

Flechtingen/Wegenstedt/Etingen l „Unsere Kirchentür ist geöffnet“, ist auf kleinen Schildern an den Kirchen in Flechtingen und in Wegenstedt zu lesen. Nicht alle Gemeindekirchenräte im Bereich von Pfarrerin Irene Heinecke befürworten die Initiative „Offene Kirchen.“ Pfarrerin Heinecke begrüßte Landesbischöfin Ilse Junkermann, die auf einer Tour von Kirche zu Kirche unterwegs war. Die Pfarrerin erzählte: „Noch nie wurde in der Flechtinger Kirche etwas böswillig kaputt gemacht oder gestohlen. Kinder haben mal Fensterscheiben der Flechtinger Kirche eingeworfen“, sagte Irene Heinecke.

Derzeit sind 140 der 4031 Kirchen in Mitteldeutschland geöffnet, weitere 477 werden auf Ver­langen aufgeschlossen. Bis zum Frühjahr 2017 sollen möglichst alle Kirchen geöffnet werden, das geht auf einen Beschluss der Herbstsynode 2015 zurück. Die tatsächliche Entscheidung läge aber – nach den Ausführungen der Landesbischöfin – beim Gemeindekirchenrat. Aktuell läuft eine Umfrage zur Kirchenöffnung, deren Ergebnis auf der Synode im November vorgestellt werden soll.

Während unverschlossene Häuser und Höfe schon der Vergangenheit angehören, setzt die evangelische Gemeinde mit der Initiative ein Zeichen gegen diesen Trend. Denn eine unverschlossene Kirche nehmen die Menschen als sehr positiv wahr, berichtete Pastorin Heinecke.

„Die Chance, zu jeder Zeit in die Kirche zu kommen und hier einen Raum für das Gebet, die Stille, auch zum Weinen zu finden, das ist so wichtig und wertvoll“, weiß sie. Landesbischöfin Junkermann erzählte, dass sie im vergangenen Jahr während eines Reha-Aufenthaltes regelmäßig die Kirche besuchte. „Das war eine besondere geistliche Erfahrung“, erinnerte sich die Bischöfin.

Es sind aber nicht nur persönliche Erfahrungen, die die Initiative der „Offenen Kirchen“ für die Theologin zur Herzenssache machen. Zum Reformationsjubiläum sollen die Türen der Gotteshäuser offen stehen. Die Flechtinger Kirche ist bereits seit über 25 Jahren täglich von mittags bis abends geöffnet.

Seit dem Frühjahr ist auch die Dorfkirche in Wegenstedt täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Petra Mewes, Bewohnerin von Wegenstedt, beschrieb: „Ich bin nicht religiös, aber ich denke gerade in der heutigen Zeit soll man sehr offen sein. Bei einer Dorfrunde hatte ich das Bedürfnis, für mich alleine die Kirche von innen zu betrachten.“ Am Eingang entdeckte sie gleich einen Flyer, der dort auslag. Dann sah sie ein Regal mit verschiedenen Büchern. „Ich setzte mich in eine Bankreihe, wo an der Wand ein von Kindern gemaltes Plakat hing. Vor dem Altar sind Kerzen aufgestellt, um die sich Stühle befanden. Ich fand auch einen guten Roman. Es ist sehr schön, dass die Bücher nicht entsorgt werden, sondern bei einem anderen Menschen weiterleben. Zu Hause habe ich Bücher gefunden, die ich gern dort abgebe“, sagte sie und dankte dem Kirchengemeinderat. Petra Mewes erzählte, dass sie später mit ihren Enkelkindern Ida und Eva die Kirche betrachtete. Auch die Frauen der Gruppe „Ü 60“ nutzten ihr monatliches Treffen, um das Gotteshaus zu besichtigen. „Es ist schön, dass die Kirche für jeden geöffnet ist“, betonte Petra Mewes.

In Etingen konnte dieses Angebot nicht überzeugen. „Bei einem Diebstahl oder bei Vandalismus gingen im Fall der Fälle auch ideelle Werte verloren“, sagte Friedrich Widdecke vom Gemeindekirchenrat. Die Kirche in Etingen, die 1893 errichtet wurde, ist voller Kostbarkeiten, die die jetzige Generation von den Vorfahren geerbt habe. Diese sollen in gutem Zustand weitergegeben werden. Das Angebot steht, falls Interesse besteht, die Tür für Besucher aufzuschließen.