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Polizeirevier Von A wie Anzeige bis Z wie Zelle

Wie sieht der Ablauf im Polizeirevier des Landkreises Börde aus? Gäste des Volksstimme-Sommerabenteuers fanden es heraus.

Von Julia Schneider 28.07.2016, 01:01

Haldensleben l „Wir hatten mal eine Einbruchserie. Da wurden immer wieder Türen aufgebrochen und der Dieb hat nur schnell die Portemonnaies der Leute eingesteckt und ist dann abgehauen. Es war Winter. Als wir wieder mal an so einem Tatort waren, fiel mir ein großer gelber Fleck im Schnee auf. Der Hausbesitzer hatte zwar eine Katze, aber von der konnte diese Menge nicht sein. Ich habe etwas von dem Schnee mitgenommen, eingeschickt und tatsächlich – damit haben wir den Täter gefasst“, erzählt Fred Woseck. Der Kriminalkommissar plaudert aus dem Nähkästchen. Elf Gäste des Volksstimme-Sommerabenteuers hören gespannt zu.

Im Raum des Erkennungsdienstes im Polizeirevier Börde an der Haldensleber Gerikestraße haben Fred Woseck und seine Kollegin, die kriminaltechnische Angestellte Iris Grathenauer, einen Teil ihrer Arbeitsmittel ausgebreitet. Es sieht spannend aus, nach Action, nach Krimi. Denn was die Volksstimme-Leser aus dem Fernsehen kennen, kommt hier jeden Tag zur Anwendung. Pinsel und Spray, mit denen Fingerabdrücke sichtbar gemacht werden, Gelunterlagen, mit denen Fußabdrücke genommen werden können, Folien, an denen Fasern hängen bleiben. Die beiden Mitarbeiter der Polizei erzählen von Fällen, in denen Täter durch die Auswertung kleinster DNA-Partikel geschnappt werden konnten. „Je weiter die Technik ist, desto mehr werden wir auch machen können“, ist sich Fred Woseck sicher. Er und seine Kollegin gehören zum Revierkriminaldienst des Polizeireviers Börde, sie leisten sozusagen Aufklärungsarbeit mithilfe von Kriminaltechnik. In ihrem Dienstzimmer werden auch detailliert erkennungsdienstliche Maßnahmen durchgeführt, dazu gibt es beispielsweise spezielle Fragebögen, in denen alle nur denkbaren Merkmale eines Menschen vermerkt werden, um ihn später wiedererkennen zu können. Fingerabdrücke, so erklärt Iris Grathenauer, werden heute elektronisch genommen – „Live Scan“ nennt sich diese Methode. So können die Fingerabdrücke innerhalb von nur wenigen Minuten mit der bundesweiten Datenbank der Polizei abgeglichen werden.

Wie die Fingerabdrücke früher genommen wurden – mit Druckerschwärze und Papier – probieren im Polizeirevier Börde aber die jüngeren Gäste aus. Nils Nahrstedt sowie Mia-Ruth und Ferdinand Herrmann lassen sich von Iris Grathenauer Fingerabdrücke nehmen. Die heutige kriminaltechnische Angestellte wollte schon zur Polizei, als sie klein war. Weil sie in Mainz geboren wurde, durfte sie zu DDR-Zeiten zunächst aber keine Ausbildung machen. Irgendwann klappte es aber doch, sie wurde in den polizeilichen Verwaltungsdienst gestellt und wurde schließlich Kriminaltechnikerin. „Und zwar eine der besten“, wie der Leiter des Polizeireviers Börde, Kriminaloberrat Eckhard Gluschke, bestätigte. So hat seine Kollegin bereits einige Jahre bei der Tatortgruppe des Landeskriminalamtes hinter sich. „Und die kommen bei den richtig großen Fällen, wie Mord, Explosionen, Zugunglücke und so weiter“, so Gluschke. Die Kriminaltechnik sei ein Erfahrungsberuf – „jeder Tatort ist anders“, sagt Iris Grathenauer. Je mehr der Kriminaltechniker erlebe, desto mehr lerne er auch.

So spannend das Feld der Kriminologen auch ist – im Polizeirevier Börde sind noch etliche andere Fachgebiete angesiedelt. Und keines ist wichtiger als das andere, wie Eckhard Gluschke und sein Kollege Joachim Albrecht, Bereich Zentrale Aufgaben und Pressesprecher des Reviers, klarstellen. Sie erläutern, wie ein Tag in dem Haldensleber Revier beginnt, in dem alle Strippen zusammenlaufen.

Morgens gebe es eine Diensteinweisung, dann werden Schwerpunkte der Arbeit zusammengefasst und Einsätze des Vortages unter die Lupe genommen. Der Reviereinsatzdienst ist in sogenannten Streifenkreisen eingesetzt, mit denen nach Polizeireform „mehr Präsenz in die Fläche gebracht werden soll“, wie es Eckhard Gluschke ausdrückt. Im Landkreis Börde gibt es sechs Streifenkreise – jeder davon muss täglich durch mindestens eine Streife besetzt werden. Außerdem gibt es die Regionalbereichtsbeamten – sie sind an 13 Standorten vertreten, vornehmlich in den Verbandsgemeinden des Landkreises. Eine von diesen „RBB“, so die Abkürzung, ist Sabine Heuer. Sie arbeitet im Bereich Hohe Börde. „Wir sitzen in der Gemeinde und erledigen die Polizeiarbeit, die die Bürger vor Ort benötigen“, bringt sie es auf den Punkt. Das geht von Verkehrsprävention in Schulen und Kindergärten bis zur Aufklärungsarbeit bei Senioren, über das Aufnehmen von Anzeigen bis zum Herausfahren nach einer Alarmierung. Um aber wissen zu können, wo Hilfe gebraucht wird, sei das Mitwirken der Bevölkerung nötig. „Haben Sie keine Angst vor der Polizei, wenden Sie sich jederzeit an uns“, sagt auch Revierleiter Gluschke.

Wer die 110 wählt, komme zunächst im Lagezentrum, der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord, an. Von dort werden die Aufträge an die richtigen Stellen weiter geleitet. Dienstgebäude der Polizei gibt es im Kreisgebiet in Haldensleben, Oschersleben, Wolmirstedt, Wanzleben und Oebisfelde. Im Polizeirevier des Kreises wurden den Gästen in einer Präsentation nicht nur Unfall- und Kriminalstatistik nähergebracht, sondern auch der Bereich des Einsatzdienstes gezeigt. Die Besucher durften auch einen Streifenwagen und eine Arrestzelle von innen betrachten. Von letzterer gibt es in dem Dienstgebäude zwei. „Aber wir müssen sie glücklicherweise nicht oft benutzen“, sagt Joachim Albrecht.