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Projekt Offene Kirche soll Wirklichkeit werden

Gotteshäuser und geöffnete Türen - ein Bild, das zumindest in der Börde von der Realität noch weit entfernt ist. Das soll sich ändern.

Von Detlef Eicke 09.06.2016, 01:01

Rottmersleben l „Wir haben knapp 4000 Kirchen, die zur Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland zählen. Chancen auf einen Besuch halten etwa 140 Gotteshäuser vor, das ist in keinem Falle ausreichend“, weiß Hans-Eike Weitz, Rottmerslebens Ortsbürgermeister und praktizierender Christ. Es genüge nicht, die Kirchen nur sonntags, zu Feierlichkeiten wie Konfirmation oder Taufe, vielleicht mal für eine musikalische Aufführung offenzuhalten.

Ein spontaner Besuch, um einen Moment der Ruhe zu erfahren oder zu beten, ist zum Scheitern verurteilt. Auch Touristen seien betroffen, „denn wer möchte schon an verschlossenen Toren wieder kehrtmachen“, so Weitz. Schließlich seien es nicht nur Christen, die sich von Kirchenräumen angezogen fühlen. „Es gibt durchaus auch Menschen, die interessiert sind am Baudenkmal oder einfach nur schauen möchten“, erklärt der Ortsbürgermeister.

Mit diesem Wissen entwickelt er ehrgeizige Pläne. Es soll Gelegenheit geschaffen werden, auch bei kurzfristigen Anfragen die Kirchen zu öffnen. Ist die Kirche nicht besetzt, können durch baulich kluge Lösungen und eine Teilöffnung uneingeschränkte Sichtmöglichkeiten ins Gebäudeinnere gewährleistet werden. In der Ackendorfer evangelischen Kirche St. Bonifatius sollen die Ideen verwirklicht werden. Im hinteren Bereich unter der Kanzel könnte die schwere Tür geöffnet bleiben. Eine zusätzlich angebrachte Gittertür ließe den Blick ins Kircheninnere zu. Vorteil sei, dass auf permanent vor Ort beaufsichtigende Personen verzichtet werden könne, andererseits die Sorge vor Langfingern weniger begründet sei, so Weitz.

„Die Sakristei möchte ich umbauen. Sie soll als Bibliothek, Ausstellungsraum und auch Gebetsraum hergerichtet werden.“

Zudem sollen die mittelalterlichen Wandmalereien Stück für Stück saniert und durch entsprechende Beleuchtung ins rechte Licht gerückt werden. Die Fresken sind dann von der Sakristei aus gut zu sehen, insbesondere auch, wenn es in den Herbst- und Wintermonaten wieder frühzeitig dunkel wird.

Das dazu entwickelte Projekt nennt sich „Straße der mittelalterlichen Malereien in Sachsen-Anhalt“ und ist dem Gemeindekirchenrat vorgestellt worden. Dieser steht dem Projekt aufgeschlossen gegenüber.