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Projektidee Radtouristen logieren im Schloss

Noch ist das Erxleber Schloss II dem Verfall preisgegeben, weil sich keine Nutzung finden ließ. Jetzt wurde im Rat eine Idee diskutiert.

Von Carina Bosse 05.10.2015, 01:01

Erxleben l Vor rund einem Jahr hatte der Gemeinderat den Auftrag formuliert, nach Nutzungskonzeptionen und Entwicklungsmöglichkeiten bis hin zu Verkaufsoptionen zu suchen.

In dieser Woche begannen Sicherungsarbeiten am Südflügel entsprechend einer Auflage des Denkmalschutzes. „Erhalt und Sicherung sind unsere Aufgaben“, sagte Bürgermeister Gerhard Jacobs. Zum Glück konnten für die Notsicherungsarbeiten Fördermittel aquiriert werden.

Den Weg aufzuzeichnen, der das weitläufige Objekte auch zu einer sinnvollen Nutzung bringt, ist ein schwieriges Unterfangen. Darum kam es durch die Verbandsgemeinde und die Gemeinde vor rund einem Jahr zu ersten Kontakten zum Deutschen Fachwerkzentrum in Quedlinburg.

Das Zentrum hat es sich auf die Fahnen geschrieben, ressourcenschonend eine energetische Sanierung vorzunehmen und Objekte wie das Schloss II einer neuen Nutzung zuzuführen.

Davon berichtete in der jüngsten Sitzung des Erxleber Gemeinderates Claudia Hennrich, Geschäftsführerin des Deutschen Fachwerkzentrums. Ihr Vorstandsvorsitzender, Dr. Wolfgang Daehre, hätte sie speziell darum gebeten, sich mit Erxleben zu beschäftigen.

Das Aufgabenspektrum der 2002 ins Leben gerufenen Institution bezieht sich nämlich längst nicht mehr nur auf Quedlinburg. Sanierungs- und Bauforschungsaufträge werden auch überregional getätigt.

Das Konzept, unter der Leitung erfahrener Bauleute junge Menschen an solche Bauobjekte heranzuführen bringt finanzielle Vorteile und viele Erfahrungen.

Im Rahmen mehrerer Prüfungen vor Ort im Rahmen eines Jahres wurde festgestellt, dass im Schloss eine Heißluftbehandlung als Forschungsprojekt durchgeführt werden könnte. Das würde in Form physikalische Messungen an der Lehmdämmung erfolgen. Denn Schwamm und Feuchtigkeit machen der Bausubstanz doch arg zu schaffen. Im Falle einer solchen Behandlung würde der Bau eingepackt und auf eine bestimmte Temperatur erhitzt. Auch die handwerklichen Arbeiten würden gefördert. Gedanken hatten sich die Mitarbeiter des Fachwerkzentrums auch um eine Nutzung gemacht. Wegen der Größe des Objektes wurden zunächst nur der westliche Teil mit dem Anbau der Schlossküche im Erdgeschoss einbezogen.

Hier könnte ein Hostel entstehen, das insbesondere Radtouristen oder auch Rucksacktouristen Unterkunft bietet. „So ein Hostel wäre ein sehr guter Weg. Der Anspruch an die Unterbringung wäre moderat, ein zentraler Sanitärbereich mit Toiletten und Duschen ausreichend“, hatte die Geschäftsführerin recherchiert. Lange Überlegungen seien diesem Vorschlag vorausgegangen. So wurden dafür beispielsweise die Radwege in der Region unter die Lupe genommen. Mehrere gibt es bereits, weitere seien noch in der Planung.

Claudia Hennrich hatte mehrere Fördermöglichkeiten recherchiert, die dem Gemeinderat vorgestellt wurden. Unter dem Strich steht trotz zahlreicher möglichen Geldgeber noch ein Eigenanteil der Gemeinde von 145 000 Euro.

Die vielen Informationen und die letzendlich doch erhebliche Summe hatten den Gemeinderat dann doch zunächst „erschlagen“. Die Gemeinde Erxleben muss derzeit mit einer Haushaltssperre zurechtkommen, kann also bis auf Pflichtaufgaben gar nichts machen. Dazu kommt noch ein fast leeres Schloss I, meinte Steffen Koch (SPD). Sei es nicht sinnvoller, dafür erst einmal ein Nutzungskonzept zu finden, fragte er.

Auch Burkhard Kuthe (SPD) sieht wie Steffen Jacobs (Wir Bregenstedter) nicht, dass in den kommenden Jahren eine solch große Summe zur Verfügung stehen wird. Die Notsicherung hätte gemacht werden müssen, meinte der SPD-Gemeinderat, doch weiteres gehe doch gar nicht.

Bürgermeister Gerhard Jacobs (parteilos) wie auch sein Stellvertreter Holger Jahn (CDU) zeigten sich etwas offener. „Wir sollten heute auch einmal an die Zukunft denken“, so Holger Jahn. Es war ein erstes Vorstellen eines Projektes, dass einmal Früchte tragen könnte. Und die Finanzierung sei über einen Großteil an Fördermitteln abgedeckt. Claudia Hennrich wie auch Rüdiger Harm, Beiratsmitglied im Vorstand des Fachwerkzentrums, hatten etliche Möglichkeiten aufgezeigt – von der Umweltstiftung, der Commerzbank-Stiftung über das Land Sachsen-Anhalt, die Städtebauförderung bis hin zu Lotto-Toto.

Ottfried Dorok (FUWG) ging dieses Ansinnen nach dieser ersten Vorstellung zu weit: „Ich höre das heute zum ersten Mal. Jetzt müssen wir doch erst einmal beraten, wie wir damit umgehen.“

„Jetzt geht es darum, erstmal alles zu beantragen. Das allein ist schon ein langer Weg, doch für den 1. Abschnitt wäre alles komplett durchfinanziert“, gab Claudia Hennrich zu bedenken.