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Regionalbeamte Unterwegs für die Bürger der Stadt

Die Volksstimme hat einen Tag mit den Polizisten Michael Schultka und Doreen Bollert in Haldensleben verbracht.

Von Annika Stock 03.03.2016, 00:01

Haldensleben l Es regnet, trotzdem gehen die Polizeibeamten Michael Schultka und Doreen Bollert durch die Fußgängerzone in der Hagenstraße. Ihre auffällige, schwarz-neongelbe Polizeiuniform ist ein Hingucker zwischen der Alltagskleidung der Haldensleber. Sofort werfen die vorbei eilenden Menschen den Polizisten interessierte Blicke zu.

Die 40-jährige Doreen Bollert und der 53-jährige Michael Schultka sind die beiden Regionalbereichsbeamten für Haldensleben. Sie sind seit Oktober 2014 im Einsatz und haben den Dienstgrad des Polizeihauptmeisters inne. „Jeder Tag ist abwechslungsreich und bringt neue Aufgaben mit sich“, sagt Michael Schultka. „Ich finde es sehr interessant, in der Nähe des Bürgers zu arbeiten. Ich bin in meiner Entscheidung selbstständig.“ Michael Schultka ist seit 31 Jahren als Polizist im Einsatz, seine Kollegin Doreen Bollert seit 24 Jahren. „Man braucht für diesen Beruf schon mehrere Jahre Erfahrung bei der Polizei“, erklärt Schultka. Auch seiner Kollegin ist der direkte Kontakt mit den Menschen ans Herz gewachsen. „Mir gefällt der Job, weil ich für den Bürger da sein kann“, sagt Bollert lächelnd.

Insgesamt gibt es im Landkreis Börde 26 Regionalbeamte. Immer zwei Polizisten sind in den jeweiligen Bereichen zuständig. „Die Gebiete sind territorial abgegrenzt“, erklärt Schultka weiter. Insgesamt sind die beiden Regionalbereichsbeamten für Haldensleben, Althaldensleben sowie die Ortsteile Satuelle, Uthmöden, Wedringen, Süplingen und Hundisburg zuständig. „Wir sind jeden Tag draußen unterwegs“, so Schultka.

Die Polizisten gehen auch in Schulen, um Präventionsarbeit im Bezug auf den Straßenverkehr zu leisten. Zu ihren Aufgaben zählt auch die Fahrradprüfung, die jeden in seiner Grundschulzeit erwartet.

An diesem Tag führt ihr Weg die beiden Regionalbereichsbeamten im Polizei-Bulli zur Kindertagesstätte „Regenbogen“ in Althaldensleben. Dort warten schon ungeduldig die fünf- bis sechsjährigen Kinder am grünen Gatter des Eingangs auf ihren Besuch. Als Michael Schultka probeweise die Polizeisirene des Bullis ertönen lässt, kriegen die Kleinen ganz große Augen.

Dann geht es erstmal ins Trockene: Im Aufenthaltsraum der Kita setzt sich Doreen Bollert mit den Kindern hin – eine Fragerunde steht auf dem Programm. „Wo ist euer Polizeihund geblieben?“, ist die erste Frage der Kinder. „Den fordern wir an, wenn wir ihn bei einem Tatort benötigen“, erklärt die Polizistin schmunzelnd.

In der Zwischenzeit hat ein vermeintlicher „Dieb“ den Einsatzwagen von Michael Schultka verwüstet und das Gold, das in Form von Schokotalern im Auto gelegen hatte, mitgehen lassen. Dann werden die Kinder gefordert. Gut, dass eine Spur aus Goldtalern vom Polizei-Bulli wegführt. Die zwölf Kinder enttarnen schließlich den „Dieb“ durch einen Fußabdruck, welchen sie am Tatort gefunden haben. Zur Belohnung gibt es eine große Tüte Lachgummis. Die Kinderaugen leuchten, sie freuen sich, mal zwei waschechte Polizisten „zum Anfassen“ vor sich zu haben. Da darf das anschließende Probesitzen im Bulli-Einsatzwagen nicht fehlen, was natürlich laut kommentiert wird.

Nach dem Besuch in der Kita geht es zum Bürgerbüro am Marktplatz. Mit einem freudigen „Hallo“ werden die Beamten begrüßt – hier kennt man sich. In der Woche schauen sie zwei bis dreimal bei der Stadt vorbei. Die Zusammenarbeit ist sehr wichtig für die polizeiliche Arbeit. „Für uns stehen die Türen immer offen. Wir helfen uns gegenseitig“, so Schultka.

Bei einem Gang durch die Hagenstraße geht es vor allem darum, Präsenz zu zeigen. „Die Leute fühlen sich sicher, wenn sie sehen, dass wir unterwegs sind“, so Schultka.

Zwischendurch betreten die Polizisten das eine oder andere Geschäft und fragen, ob es irgendetwas Neues an Problemen oder Vorfällen gibt. Gunda Stahl von einem Teegeschäft in der Hagenstraße hat einen positiven Eindruck von der Präsenz der Regionalbereichsbeamten. „Man freut sich, dass jemand die Augen offen hält. Ich fühle mich sicher. Man verbindet mit der Polizei ja sonst immer Verkehrskontrollen. Man sieht, dass sie unterwegs sind, und das finde ich gut. Man merkt, dass es Menschen sind wie du und ich“, sagt Stahl überzeugt.

Anschließend geht es mit der Autostreife durch Haldensleben. Die nächste Station des Tages ist die Flüchtlingsunterkunft in der Hafenstraße. Derzeit leben hier 280 Flüchtlinge. Hier sind die Beamten oft, um nach dem Rechten zu sehen.

Sie kümmern sich auch um die Fahrräder der Flüchtlinge. Die Idee kam dadurch zustande, dass Bürger Hinweise auf nicht-verkehrstüchtige Fahrräder der Flüchtlinge gegeben hatten. „Ortsansässige Firmen lassen die reparaturbedürftigen Fahrräder nun wieder in Ordnung bringen“, so Schultka.

Die beiden Polizeihauptmeister kleben mit geübten Handgriffen bei der Übergabe an die Flüchtlinge neben dem normalen Fahrrad-TÜV-Aufkleber noch einen zweiten Aufkleber auf die Lenkerhaltung. Dieser soll signalisieren, dass das Fahrrad auf Funktion geprüft wurde. Außerdem soll der Aufkleber auch signalisieren, dass der Drahtesel nicht gestohlen wurde, wie es einige Bürger vermuteten. Dankbar nimmt der Flüchtling Murssie Qebreqerqs das geprüfte Fahrrad von den Beamten entgegen. Er freut sich, endlich wieder mit seinem Fahrrad zu fahren.

Zusammen mit Ute Diebel, der Sozialarbeiterin der Unterkunft, Flüchtling und Übersetzer Tewolde Slomon und Hausmeister Jürgen Nelle setzen die beiden Beamten sich zusammen, um über die aktuelle Lage und Probleme zu sprechen.

Dann geht es zur Streife durch die Ortsteile. Am Tierheim Satuelle wird ein Zwischenstopp eingelegt. Auch hier gibt es eine enge Zusammenarbeit. „Wenn wir einen herrenlosen Hund in der Stadt aufgreifen und einfangen, bringen wir ihn ins Tierheim. Er kommt dann in einen Zwinger, für den wir auch den Schlüssel haben“, erklärt Schultka und weist auf einen leeren Zwinger, der vor dem Eingang des Tierheims steht.

Vermehrt fahren sie auch Streife in Wohnsiedlungen, die bekannt als Schwerpunkte für Tageseinbrüche sind. Beim langsamen Durchfahren der Straße schaut sich Michael Schultka aufmerksam um. Er hält Ausschau nach geöffneten Fenstern und anderen Sicherheitslücken. „Wir schauen nach, ob Häuser und Wohnungen tagsüber ausreichend gesichert sind. Wenn ein Fenster bei einem Haus offen steht oder etwas anderes auffällig erscheint, schreiben wir den Bewohnern einen Hinweiszettel“, erklärt Schultka.

Aber nicht nur beim Thema Einbruch wollen die Beamten Präventionsarbeit leisten, sondern auch bei älteren Mitmenschen, Stichwort Enkeltrick. „Wir gehen in Altersheime und beispielsweise zur Volkssolidarität, um die älteren Menschen vor Trickbetrügern zu warnen und sie so auf diese verschiedenen Maschen aufmerksam zu machen“, so der Polizist.

Die beiden Polizisten kümmern sich um die Bürger in Haldensleben und den Ortsteilen, fahren auf Streife, hören sich Sorgen, Beschwerden oder sonstige Hinweise an. „Wir nehmen uns Zeit für die Bürger und gehen den Hinweisen, die sie uns geben, auch nach“, sagt Schultka überzeugt.

Stellt ein Bürger zum Beispiel fest, dass in einer Straße vermehrt gerast wird, kann er dies den Regionalbereichsbeamten mitteilen. Die Beamten würden diesen Sachverhalt dann prüfen, indem sie sich beispielsweise selber zum Messen dort an den Straßenrand stellen. „Wir sind immer noch Polizisten“, stellt Schultka klar. Zu ihren Aufgaben zählt demnach auch das Aufnehmen von Anzeigen.

Anders als ihre Kollegen im Dienst können sie sich ihren Tagesablauf frei gestalten und so haben sie auch viele Freiheiten in ihrer Arbeit. So können die Regionalbereichsbeamten spontan auf Streife gehen oder den Beschwerden von Anwohnern auf den Grund gehen. Es kann jedoch auch mal sein, dass die Beamten drei Wochenenden hintereinander Dienst haben, zum Beispiel wenn Karnevalszeit ist. So sind sie auch bei Umzügen wie Demonstrationen oder Schützenveranstaltungen zugegen. „Auch bei Veranstaltungen wie auf Schloss Hundisburg sind wir da“, so Schultka. Ein normaler Arbeitstag geht bei ihnen von circa sieben bis 15 Uhr. „Es klingelt andauernd das Telefon am Tag“, so Schultka. Und das stimmt: Sein Telefon klingelt wirklich zu den unterschiedlichsten Zeiten.

Am Ende des ereignisreichen Tages, an welchem die Polizei mit ihrem Bulli an vielen Stationen in und um Haldensleben Halt gemacht hat, geht es wieder in den Büroraum der beiden in der Polizeistation. Dort heißt es am Ende des Tages, wie für jeden Polizisten: Bericht schreiben.

Für Hinweise oder Probleme sind die Regionalbereichsbeamten der Stadt Haldensleben unter der Nummer 03904/478216 erreichbar.