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Rotary-Treffen Austauschschüler im Schloss Hundisburg

56 Austauschschüler aus 16 Ländern haben das Wochenende auf Schloss Hundisburg verbracht. Sie sind derzeit über Rotary in Deutschland.

Von Julia Schneider 21.02.2017, 00:01

Hundisburg l „Ich interessiere mich total für Architektur. Schon allein darum finde ich das Schloss super“, sagt Francisco Ramos über das Hundisburger Wahrzeichen. Der 16-jährige Argentinier ist seit fünf Monaten und zwei Wochen für ein Austauschjahr in Deutschland, wie er erzählt. Seine Sprachkenntnisse sind allerdings schon jetzt hervorragend und lassen kaum vermuten, dass er vor seinem Aufenthalt noch kein Wort Deutsch sprechen konnte.

Francisco ist über den Austausch des Rotary-Jugenddienstes nach Deutschland gekommen. „Zuerst war ich in der Türkei. Aber da war dann ein Putsch und alles war plötzlich zerstört“, berichtet Francisco. Also holte ihn der Rotary-Austausch nach Deutschland. „Das war toll, denn Deutschland hatte ich als erstes Wunschland angegeben“, sagt der 16-Jährige. Im Rahmen des Austausches können die Jugendlichen drei Wunschländer angeben – eines davon wird ihnen dann von dem Rotary-Austauschdienst zugewiesen.

So war auch Ilvy Polter vor einigen Jahren in Australien, Frauke de Buhr besuchte für ein Austauschjahr die USA und Sina Gussek hielt sich in Venezuela auf. Heute sind die jungen Frauen Mitglieder des Vereins Rotex (von engl. Rotary Exchange Alumni), der sich aus ehemaligen Teilnehmern des Rotary-Austausches zusammensetzt. Die Rotex-Mitglieder organisieren unter anderem Kennenlerntreffen und Wochenenden für die aktuellen Austauschschüler und planen eigenständig auch eine 20-tägige Europatour für die Jugendlichen.

Die Rotarier teilen ihre Gruppen in sogenannte Districte auf. So gibt es den District 1800, der Sachsen-Anhalt und Niedersachsen zu großen Teilen umfasst. Die rund 90 Mitglieder von Rotex 1800 kümmern sich deshalb um all jene Austauschschüler, die sich gerade im District 1800 befinden. „Das sind derzeit 60 Schüler“, verrät Sina Gussek. 56 der Austauschschüler weilten nun auf Einladung des Rotary Clubs Haldensleben in Hundisburg.

„Es ist schon zur Tradition geworden, dass die Haldensleber Rotarier uns einladen und es ist in jedem Jahr wieder super“, erzählt Frauke de Buhr. Denn die Jugendlichen – in diesem Jahr waren junge Leute aus 16 verschiedenen Ländern in Hundisburg zu Gast – würden die Schlossatmosphäre ganz besonders genießen. „Viele von ihnen kommen aus Mexiko, Brasilien, Taiwan, Indien, Paraguay oder Thailand. Da kennen sie solche Bauwerke größtenteils nicht und fühlen sich hier wie im Märchen“, berichtet Sina Gussek. Für die Austauschschüler, die sonst in Gastfamilien untergebracht sind, werden in ihrem Austauschjahr fünf gemeinsame Wochenenden organisiert, die meist nach ähnlichem Schema ablaufen. Auch in Hundisburg gab es deshalb am ersten Abend ein Candle Light Dinner mit der Möglichkeit für Gespräche in Gruppen oder unter vier Augen mit den Betreuern. Dabei konnten die Jugendlichen Probleme und Fragen loswerden.

Ein großes Thema sei bei den Gesprächen oft Heimweh, wie die Betreuerinnen auch aus eigener Erfahrung wissen. Oft kämen auch Startschwierigkeiten mit der deutschen Sprache vor oder Unterschiede der Kulturen würden für Irritationen sorgen. Deshalb sei es für die Jugendlichen umso schöner, wenn sie sich an Wochenenden wie dem in Hundisburg mitein- ander austauschen könnten und so sehen, dass sie mit ihren Sorgen nicht allein gelassen werden.

Zu einem guten Brauch ist es bei den Besuchen der Austauschschüler in Hundisburg auch geworden, samstags die Gedenkstätte „Deutsche Teilung“ in Marienborn und das Grenzdenkmal in Hötensleben zu besuchen, wo sie viel über die deutsche Geschichte lernen können. Zurück auf dem Schloss galt es auch in diesem Jahr, eine spaßige Rallye sowie eine Mottoparty zu absolvieren.

Spaß hatte dabei auch Francisco Ramos. „Ich konnte so in kurzer Zeit nicht nur viele nette Leute kennenlernen, sondern auch viele Menschen aus unterschiedlichen Kulturen auf einem Haufen erleben“, sagt der 16-Jährige. Noch bis Juni wird der junge Mann, der bei einer Familie in Biederitz lebt und am Norbertusgymnasium in Magdeburg lernt, in Deutschland sein.

Er schließt aber nicht aus, dass er während seines Studiums nicht noch einmal zurückkommt. „Hier gefällt es mir so gut“, sagt der junge Argentinier. Er hat sich bereits die Hochschule Magdeburg-Stendal ausgeguckt, um eventuell als Student an die Elbe zurückkehren zu können.