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Rundgang Marode Häuser schmälern Hundisburger Ortsbild

Einen Rundgang durch Hundisburg haben die Mitglieder des Haldensleber Bauausschusses unternommen. Ortsräte zeigten Probleme auf.

Von Julia Schneider 30.06.2017, 01:01

Hundisburg l Um sich ein Bild davon machen zu können, an welchen Stellen in Hundisburg Probleme mit Gebäuden oder Grundstücken bestehen, haben die Mitglieder des Haldensleber Bauausschusses bei ihrer jüngsten Sitzung einen Spaziergang durch den Ortsteil der Kreisstadt unternommen. Offensichtlich wurde dabei vor allem, dass es etliche verfallene Häuser in Hundisburg gibt, deren Zustand die Stadt nicht ändern kann, denn sie sind alle in privater Hand. Sieben Gebäude zeigten Hundisburgs Ortsbürgermeister Nico Schmidt (CDU) und einige Ortsräte den Mitgliedern des Bauausschusses sowie Mitarbeitern der Haldensleber Stadtverwaltung.

Darunter waren auch langjährige „Problemkinder“ im Hundisburger Ortsbild, wie beispielsweise das weitläufige Gelände des sogenannten „Unterhofes“ an der Hauptstraße. Dort passiere seit Jahren nichts, wie die Bauausschussmitglieder um die Vorsitzende Anja Reinke (Die Fraktion) erfuhren. Vor vielen Jahren hatte der Privateigentümer begonnen, das Grundstück zu einem Arche-Hof umzugestalten, der bedrohte Haustierarten sowie ein Heuhotel, ein Café und vieles mehr beherbergen sollte. Seit langer Zeit passiert dort aber nichts mehr, Mauersteine fallen auf den angrenzenden Weg und die verschiedenen Häuser auf dem Gelände verfallen zusehends.

Ähnlich verhält es sich auch mit einer alten Wassermühle mit zugehörigem Schafstall am Fischerufer. Insgesamt stehen dort drei Gebäude, die zwar zusammen gehören aber auf beiden Seiten der Hauptstraße liegen. Sie sind äußerst marode. Der Eigentümer habe laut den Ortsräten Schwierigkeiten, die Häuser zu unterhalten. Das haben die Hundisburger im vergangenen Jahr zu spüren bekommen. Weil der Schafstall einsturzgefährdet war, musste das Fischerufer mehr als acht Monate lang gesperrt bleiben. Die Stadtverwaltung hat den Eigentümer nun erneut aufgefordert, die Gebäude zu sichern, wie Bauamtsleiter Holger Waldmann erläuterte, denn von einem Haus an der Hauptstraße fallen ebenfalls Steine herunter.

Auch am Ortsausgang von Hundisburg in Richtung Rottmersleben befindet sich ein alter Bauernhof, der ungenutzt ist. Er gehört einem Eigentümer aus Süddeutschland. Wie Nico Schmidt erzählt, habe dieser über die Jahre punktuell nötige Arbeiten erledigt, beispielsweise einen Stall abgerissen. Nun wolle er angeblich ein Wohngebiet aus seinem Besitz machen, warte jedoch darauf, dass die Grundstückspreise steigen. An der Magdeburger Straße steht wiederum ein Haus, das noch bis 1951 als Gasthaus genutzt wurde. Die Geschichte des Hundisburger Schlosskrugs, später Burgkrug genannt, lässt sich bis ins 17. Jahrhundert zurück verfolgen. Die Eigentümerin habe schon seit längerer Zeit angedacht, daraus wieder eine Gastronomie mit Hotel zu machen, zudem solle eine Arztpraxis in das Gebäude einziehen. Gearbeitet wird an dem Haus allerdings derzeit nicht – dass es unter Denkmalschutz steht, könnte die Sanierung nach Ansicht einiger Ortsräte auch erschweren.

Unter den Objekten, die der Bauausschuss begutachtete, waren weitere Privathäuser – zwei davon beispielsweise nahe des Schulmuseums an der Hauptstraße – von denen eines nach Ansicht der Ortsräte nur noch abgerissen werden könne.

Dies, sowie Sanierungsarbeiten, koste natürlich Geld, so die Ortsräte. Viele der Privateigentümer könnten sich aber die Instandhaltung ihrer Objekte nicht leisten. „Es wäre schön, wenn es ein Förderprogramm gäbe, das für Hundisburg infrage käme“, äußerte der Hundisburger Otto Harms. Denn viele der Eigentümer hätten ihm zufolge nach der Wende bei günstigen Immobilien zugegriffen und könnten nun die nötigen Arbeiten nicht alleine stemmen.

Es gebe keine Förderung, die Hundisburg als Ganzes betreffe, antwortete Holger Waldmann. Haldenslebens Dezernentin Andrea Schulz zeigte deshalb auf, dass für private Eigentümer die Förderung über das Programm RELE (Regionale ländliche Entwicklung) des Landes Sachsen-Anhalt infrage komme. Ob dieses für ihn greifen würde, müsse allerdings jeder Eigentümer selbst beim Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (ALFF) erfragen. „Sie können die Eigentümer gerne zu uns schicken und wir vermitteln Gespräche mit dem ALFF“, sicherte Holger Waldmann den Ortsräten zu. Ihm zufolge wäre es aber auch sinnvoll, wenn die Ortschaftsrats-Mitglieder selbst auf die Eigentümer verfallener Häuser zugingen und mit ihnen ins Gespräch kämen, um die Situation im Ort zu verbessern. Das bekräftigte auch Ortsbürgermeister Nico Schmidt, der sich an wiederholte Gespräche mit den Eigentümern der alten Mühle und des Unterhofes erinnern kann, die allerdings keine Früchte trugen. Thomas Seelmann (CDU) schlug vor, eine Einwohnerversammlung zu machen, bei der die Verwaltung interessierten Hausbesitzern aufzeigt, welche Fördermöglichkeiten es allgemein für Privateigentümer gibt. Die Stadtverwaltung könne dies tun, aber am Ende sei es immer eine Einzelfallentscheidung der zuständigen Ämter, was für wen infrage komme, so Holger Waldmann.

Einen anderen Vorschlag von Ortsrat Thomas Riechert (SPD), die Stadt könne mit den Eigentümern verfallener Häuser in Kontakt treten, ihre Objekte für wenig Geld aufkaufen, Häuser abreißen lassen und die Grundstücke als Bauland wieder herrichten, diskutierten die Anwesenden zwar, verwarfen ihn allerdings. „Es wäre vielleicht das Idealbild, dass sich die Stadt in dieser Form um so etwas kümmert, aber das können wir nicht leisten“, erklärte Holger Waldmann mit Blick auf die Haushaltslage der Stadt. Vor allem sei erst einmal wichtig, sich mit den Eigentümern in Verbindung zu setzen und herauszufinden was genau sie mit ihren Objekten vorhätten, was eben die Ortschaftsräte als Vermittler am besten leisten könnten.

Eine weitere Bitte, die der Hundisburger Ortschaftsrat an die Verwaltung herantrug, war eine Prüfung zu vorhandenen Baugrundstücken in Hundisburg.

Der Bedarf sei da, erläuterten die Ortsräte: es gebe viele Anfragen nach Bauland in Hundisburg. Es gebe allerdings keine wirklichen Bauplätze, sondern nur Baulücken im Ort. Für jeden Haldensleber Ortsteil stets mindestens fünf Bauplätze auszuweisen, das habe der Bauausschuss sowieso einmal mit der Verwaltung vereinbart, erinnerte sich Anja Reinke. Weil das für Hundisburg bisher noch nicht geschehen sei, unterstützte die Ausschussvorsitzende die Bitte der Hundisburger Räte und gab bei der Verwaltung eine Prüfung in Auftrag, die aufzeigen soll, welche Grundstücke sich als Bauland eignen würden. „Dabei sollte man gucken, wo es städtebaulich am meisten Sinn macht“, appellierte Reinke, die das Bauen als Chance für ein besseres Ortsbild sieht, an die Verwaltung.

Die logischste Variante, in Hundisburg Bauland zu schaffen, sei nach Ansicht der Bauausschuss-Mitglieder und der Ortsräte eine Änderung des Flächennutzungsplanes, durch die beispielsweise ein zusätzliches Gebiet am Hohen Stieg zu Bauland umfunktioniert werden könnte. So etwas müsse allerdings mit Augenmaß geprüft werden und sei nicht so einfach zu bewerkstelligen, blickte Holger Waldmann voraus.