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Schützenverein Helmut Behrens gewinnt Schweinekeule

Das Sprichwort „Schwein gehabt!“ hat in Rätzlingen eine besondere Bedeutung. Das Ausschießen von Schweinefleischpreisen ist Tradition.

Von Anett Roisch 03.03.2017, 00:01

Rätzlingen l 54 Schützen nehmen die Herausforderung der besonderen Art beim Schweineschießen an. Für ein kleines Startgeld ist die Chance auf eine große Schweinekeule groß. Einzige Voraussetzung ist also ein oder am besten gleich mehrere Treffer genau ins Schwarze. Nun wird beim Rätzlinger Verein nicht auf freilaufende Wildschweine geschossen, sondern auf Pappscheiben.

Schießsportleiter Gerhard Eilhardt lobt die Disziplin des schießenden Volkes. Jeder Schütze hat zehn Schuss. Die besten Teiler zählen. Die Teilermaschine ist der unbestechliche Schiedsrichter des Auswerters, mit der Millimeter genau der Abstand des Einschusses vom Zentrum technisch über einen sogenannten Exzenter festgestellt wird.

„Das Schweineschießen hat in Rätzlingen Tradition. Viele kommen von weit her“, weiß Rätzlingens Bürgermeister Wilhelm Behrens, der mit seinem Schießergebnis zufrieden ist. Jörg Lauenroth-Mago, Mitglied im Rätzlinger Ortschaftsrat und im Schützenverein, gesteht, dass ihm die Zeit zum Trainieren fehlt. Doch beim Wettbewerb ist er dabei und greift zum Luftgewehr.

Unter Aufsicht darf auch Arven Bade aus Darnebeck schießen. Der Zehnjährige ist mit seinen Großeltern, Monika Bade und Heiner Buch, im Schützenhaus. Zum ersten Mal bei einem Schweineschießen dabei ist Niclas Czudzewitz. „Ich wohne in Hessen und in Rätzlingen. Wir pendeln immer hin und her, aber in Rätzlingen ist es am schönsten“, erklärt der Zehnjährige, der sich gut vorstellen kann, später auch im Schützenverein zu trainieren.

Die erfahrenste Schützin ist die 79-jährige Rätzlingerin Christa Still, die eine sehr gute Trefferquote vorgibt. „Zum Schweineschießen lädt der Verein schon seit der politischen Wende ein. In den Anfangsjahren hatten wir – die Schützen – die Schweine noch selbst geschlachtet. Heute wird das Fleisch eingekauft“, erklärt Christa Still.

Viele kleine oder große Stücke vom Schwein gibt es heute wie damals ganz nach dem Talent und dem Glück des jeweiligen Schützen beim Wettschießen zu gewinnen. Die Konkurrenz ist ehrgeizig. Unter den Teilnehmern sind Freunde aus Haldensleben, Flechtingen, Wegenstedt, Erxleben, Oebisfelde, Mieste und Rätzlingen.

„Es ist ärgerlich, dass nur wenige Bürger aus Rätzlingen – wir haben schließlich um die 700 Einwohner – unsere Einladung angenommen haben. Das ist nicht in Ordnung, denn wir geben uns immer große Mühe, etwas für die Allgemeinheit zu veranstalten. Wie gut, dass uns unsere Freunde aus den anderen Schützenvereinen die Treue halten“, bedauert Ralf-Peter Segeler, der Vorsitzende des Rätzlinger Vereins, der 28 Mitglieder hat.

Die Schießpausen nutzen viele Gäste, um in gemütlicher Runde beieinander zu sitzen, um die Köstlichkeiten nach Hausfrauenart zu genießen. Groß ist die Spannung bei der Siegerehrung. Helmut Behrens vom Schützenverein Erxleben hat sich mit ruhiger Hand auf den ersten Platz geschossen. Stolz nimmt der Erxleber eine große Schweinehinterkeule als Siegertrophäe in Empfang. Auch Burkhard Jäger vom Oebisfelder Schützenverein hat erfolgreich die Finger am Abzug und gewinnt den zweiten Platz. Er darf ein großes Kotelettstück mit nach Hause nehmen. Mit Adleraugen trifft Fritz Bischoff. Der Erxleber holt sich den dritten Platz und gewinnt Schweinenacken für das nächste Sonntagsessen.

Groß ist der Spaß, als der Trostpreis – ein Schweineschwanz – verliehen wird. „Davon kannst du dir eine Suppe kochen“, feixen die Rätzlinger, denn diese Schützin kommt aus den eigenen Reihen.

Wer Lust am Vereinsleben hat, ist willkommen. „Spaß an der Geselligkeit sind die einzigen Voraussetzungen. Das Schießen lernt man dann bei uns“, erklärt Segeler.