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Schuldnerberatung Wege aus den roten Zahlen

Seit 20 Jahren gibt es nun schon die Schuldner- und Insolvenzberatung des Paritätischen in der Börde.Die Fälle werden immer komplexer.

Von Ivar Lüthe 26.11.2015, 00:01

Haldensleben l Onlinekäufe, Steuerschulden oder der Verlust des Arbeitsplatzes: Schnell geraten Menschen in die Schuldenfalle. Aus Scham oder Unwissenheit versuchen Betroffene sich selbst zu helfen, oder verdrängen das Problem. „Leider suchen viele Betroffene erst dann Hilfe, wenn der Gerichtsvollzieher schon vor der Tür steht oder die Energiesperre droht“, weiß Gabriele Thoms von der Schuldner- und Insolvenzberatung in Haldensleben.

Sie leitet die Einrichtung des Paritätischen seit mittlerweile 20 Jahren. Zwei Jahrzehnte Prüfung von Insolvenzverfahren, Erstellen von Pfändungsschutzkonto-Bescheinigungen, Aufklärungsgespräche über die Rechte des Schuldners und Verhandlungen mit Gläubigern.

Jeder eingeleitete Schritt im Laufe der Beratung ist auf die individuellen Umstände des Ratsuchenden abgestimmt. „In den vergangenen zehn Jahren sind diese individuellen Umstände immer komplexer geworden“, sagt Gabriele Thoms. Fälle mit mehr als 20 Gläubigern seien keine Seltenheit. Doch nicht nur die Anzahl der Gläubiger steigt seit Jahren an.

Das Beraterinnen-Team betrachtet den ganzen Menschen, der zu ihnen kommt. Also nicht nur seine finanzielle Situation, sondern auch Dinge, die auf den ersten Blick mit der Verschuldung nichts zu tun haben. „Wir betreuen vermehrt Fälle, bei denen zu den Schulden psychische Störungen wie eine Depression, Alkoholsucht oder Zwangsstörungen hinzukommen“, fasst Gabriele Thoms die steigende Tendenz zusammen. So waren es 2005 nur etwa halb so viele Klienten, die mit sogenannten „Multiproblemlagen“ zu den Beratern kamen. Eine Herausforderung für Berater aller Fachrichtungen.

Denn, „um einen alkoholkranken Menschen beim Abbau seiner Schulden langfristig helfen zu können, muss auch der Drogenkonsum in den Beratungsgesprächen angesprochen werden“, sagt Gabriele Thoms. Sie weiß: Klienten mit Multiproblemlagen erfordern ein multiprofessionelles Beraterteam – also verschiedene Beratungsstellen, die untereinander vernetzt sind.

„Diese komplexen Fälle waren einer der Gründe für unseren Umzug ins Mehrgenerationenhaus EHFA“, erinnert sich die Beraterin. Hier sind auf engstem Raum die verschiedensten Beratungsangebote versammelt. Sowohl die Ratsuchenden selbst als auch die Berater haben dort kurze Wege.

Anonymität sei dabei immer gewährleistet. Die Beraterinnen wissen, dass Schulden ein sehr sensibles Thema sind. Und: „Wer Schulden hat, der soll für Hilfe aus den roten Zahlen auch keine Rechnung bekommen“. Schon immer ist die Beratung bei Gabriele Thoms kostenlos, und das werde sie auch bleiben.