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Sommerabenteuer Daimler, BMW, VW: Haldensleben fährt mit

Einen Einblick in Produktion und Entwicklung beim Automobilzulieferer IFA Rotorion haben Volksstimme-Leser am Mittwoch bekommen.

Von Thomas Junk 06.08.2015, 01:01

Haldensleben l Egal wo irgendein Mercedes auf irgendeiner Straße in der Welt unterwegs ist, IFA Rotorion fährt mit. „Allein in Richtung Daimler verlassen jeden Tag vier bis fünf Lkw unser Haus“, erklärt Produktionscontroller Matthias Kiechle. Der junge Mann, der seit seiner Ausbildung vor 17 Jahren dem Unternehmen treu geblieben ist, führte die Sommerabenteurer durch die fast 40 000 Quadratmeter großen Werkshallen in Haldensleben. Dabei konnten fast alle Produktionsschritte nachvollzogen werden: Von dem Zusammenbau der Gelenkwellen, über das Auswuchten und das Lackieren bis hin zur Qualitätskontrolle und zur Lagerung. Und die Volksstimme-Leser nutzten die Gelegenheit, um den Drehern, Schweißern und Lackierern auf die Finger zu schauen. Zwar ist auch bei IFA Rotorion vieles automatisiert worden, aber nach wie vor zählt hier die Handarbeit und das menschliche Auge, davon konnten sich alle Besucher überzeugen.

Bis zu 12 000 Gelenkwellen werden hier jeden Tag produziert. Kaum ein Autohersteller, der seine Teile nicht aus Haldensleben bezieht: Mercedes, BMW, Ford, Skoda, VW, Audi, Porsche – ja sogar bei Ferrari fährt IFA mit. Und dabei ist fast jede Gelenkwelle anders. Allein bei der Mercedes C-Klasse werden knapp 70 unterschiedliche Gelenkwellen verarbeitet, je nachdem um was für eine Motorisierung es sich handelt.

Aber nicht nur in der Haldensleber Zentrale wird produziert. IFA hat auch ein Werk in den USA und in Shanghai, dazu kommt ein Joint-Venture mit einem indischen Produzenten. Das gesamte Unternehmen, das zu 99,5 Prozent in Besitz der Familie von Nathusius ist, setzt im Jahr fast 500 Millionen Euro um.

Bei einer Tasse Kaffee beleuchtete der Werksleiter der IFA Rotorion Powertrain GmbH, Holger Rook, für die Gäste die Geschichte von IFA. 1959 als IFA-Gelenkwelle in der DDR gegründet, entwickelte sich das Unternehmen nach der Privatisierung durch Heinrich von Nathusius im Jahr 1992 zum Marktführer in Europa und „Global Player“ in der Automobilindustrie. Arbeiteten zu Wendezeiten gerade mal noch knapp 90 Menschen bei IFA, sind es heute mehr als 1600 allein in Haldensleben.

Einen großen Aufschwung erlebte das Unternehmen vor sechs Jahren, als es die Gelenkwellensparte Rotorion der Tognum AG übernommen hat. Allein dadurch wuchs die Belegschaft um 650 Mitarbeiter. Seit 2011 werden sämtliche europäische Aktivitäten aus Haldensleben gesteuert.

„Kein Produkt verlässt fehlerhaft unser Werk“, erklärte Holger Rook den Anspruch, den das Unternehmen hat. Zur Qualitätsprüfung gibt es allein 16 Prüfstände, an denen nahezu alles simuliert werden kann. „Dort kann simuliert werden, dass ein Auto mit einem Zwei-Tonnen-Anhänger den Groß Glockner rauf und wieder runter fährt“, scherzte Rook. Bisher habe es keine Beanstandungen gegeben. Auch extreme Temperaturbelastungen werden simuliert. Es gibt eine Klimakammer, in der Temperaturen von minus 41 Grad bis 200 Grad Celsius erzeugt werden können.

Aber IFA investiert auch in die Zukunft. Zwar ist das Kerngeschäft weiter die Produktion von Gelenk- und Seitenwellen sowie von Gelenken, aber in der Entwicklungsabteilung werden noch ganz andere Sachen bearbeitet. In der 100 Mann starken Entwicklungsabteilung werden ultraleichte Formel-1-Helme oder Autositze aus Hanffasern entwickelt.

Überhaupt wird zunehmend auf neue Rohstoffe gesetzt: Aluminium, Glas- oder Kohlefaser. Dies sei vor allem für die Transportwirtschaft von großem Interesse, erklärte Holger Rook. „Je weniger das Fahrzeug wiegt, desto mehr kann natürlich geladen werden“, so Rook. Ein Autositz aus Hanffasern würde zum Beispiel nur knapp 12 statt normalerweise bis zu 80 Kilogramm auf die Waage bringen.

Dass bei IFA das Thema Ausbildung groß geschrieben wird, machte Ausbildungsleiter Bernd Sollors den Besuchern in seiner Lehrwerkstatt deutlich.

70 junge Menschen erlernen hier zwölf unterschiedliche Berufe. Wobei der Schwerpunkt auf Zerspanungsmechaniker liegt. Sollors hatte mit seinen jungen Auszubildenden zum Abschluss des Sommerabenteuers noch eine kleine Überraschung für alle Teilnehmer vorbereitet. Jeder bekam als Geschenk einen kleinen Kerzenleuchter. Eine feine Dreher-Arbeit, an der Bernd Sollors mal wieder überprüfen konnte, wie weit es mit den Fähigkeiten seiner Schützlinge bestellt ist. „Für so eine Arbeit brauchen die Auszubildenden schon so zwei Stunden“, erklärte Bernd Sollors.

Nächste Woche geht das Sommerabenteuer weiter. Am Mittwoch, 12. August, steht das Unternehmen Börde-Käse in Vahldorf auf dem Programm. Hier können die Teilnehmer einen Blick auf die Käseproduktion werfen. Wie wird der Käse aus Vahldorf hergestellt? Was ist das Geheimnis vom Börde-Speck?

Die Teilnahme an allen Aktionen ist kostenlos, die Anfahrt erfolgt jedoch privat. Die Zahl der Teilnehmer ist jeweils begrenzt. Interessenten können sich mit dem Coupon in der heutigen Volksstimme anmelden. Unter den Einsendern entscheidet am Ende das Los. Die Gewinner werden telefonisch benachrichtigt und erhalten dann weitere Informationen.