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Spenden Tansania lässt Eckard Krause nicht mehr los

Seit JKahren unterstützt der Böddenseller Eckard Krause Nambala in Tansania. Bis heute sind fast 270 000 Euro Spenden geflossen.

14.10.2016, 23:01

Böddensell/Nambalal (mbu/aro) l Eckard Krause hat keine Ruhe. Das Hilfsprojekt Nambala treibt den Böddenseller an. Seit er vor gut einem Dutzend Jahren zum ersten Mal um Spenden für ein Schulgebäude in Tansania bat, hat ihn diese Region nicht wieder losgelassen. Etwa 10 000 Menschen leben in der Verwaltungsregion Kikwe, zu der sechs Schulen mit rund 1 500 Schülern gehören, eine Vor- und Grundschule in Nambala, eine Vor- und Grundschule in Nganana, eine Sekundarschule in Kikwe und eine Berufsschule in Singisi.

3 000 Euro wollte er damals für den Neubau eines Vorschulgebäudes zusammenbekommen. Als das klappte, als er dann auch für die ersten Waisen Paten fand, war der Grundstein gelegt für eine beispielhafte Hilfe zur Selbsthilfe.

Fast 270 000 Euro Spenden sind seither in die Region um Nambala geflossen. Schulhäuser wurden gebaut oder saniert. Gerade erst haben 20 Mädchen ein neues Hostel, ein Internatshaus an der Sekundarschule Kikwe, bezogen. Das Haus ist mit Doppelstockbetten ausgerüstet, und es gibt Schränke, in denen jedes Mädchen ein eigenes Fach hat. Das war bisher undenkbar. Zudem ist das Haus mit einer Solaranlage ausgerüstet, sodass die Schülerinnen auch noch lernen können, wenn es draußen dunkel wird. Die Mädchen hätten Schulwege von etwa zwei Stunden hin und ebenso lange zurück. Das Haus hat insgesamt 21 000 Euro gekostet. 2 000 Euro hat die tansanische Regierung beigesteuert.

Die Initiative Fri Sucode (Friends Support Community Development), die in Tansania für dieses Projekt entstanden ist, ist seit 2010 im Land offiziell anerkannt. Jetzt erhält sie auch hauptamtliche Strukturen, Baraka Mshana hat seit Juli eine halbe Stelle, ab Januar wird er in Vollzeit arbeiten. Der ausgebildete Sozialarbeiter hat das Projekt, das seine Eltern mit Eckard Krause begründet haben, bislang neben seiner Arbeit betreut. Doch das ist bei dem Umfang der Vorhaben nicht mehr zu schaffen.

Neben der Unterstützung für die Schulen sowie etwa 80 Waisen und Halbwaisen gibt es inzwischen beispielsweise ein Milchziegenprogramm für die Ärmsten, Kleinkredite, die den Aufbau einer wirtschaftlichen Existenz ermöglichen, und ein kleines Handwerkerteam. Das Schulgebäude, das in den vergangenen Jahren gebaut wurde, wird auch als Village-Center, also Gemeindezentrum, genutzt. Hier können sich auch die Erwachsenen treffen, können Ausbildungen erfolgen und vieles mehr.

In wenigen Tagen werden sich wieder Männer und Frauen treffen, die die Nambala-Initiative in Deutschland unterstützen. Dabei soll Bilanz gezogen werden, aber auch neue Pläne werden diskutiert. So beispielsweise auch ein zweites Workcamp der Naturfreundejugend aus Sachsen im nächsten Jahr, bei dem ein Schulgarten angelegt werden soll, damit die Schüler selbst Gemüse anbauen können. Viele Kinder bekommen keine regelmäßigen Mahlzeiten.

Gebrauchte, aber funktionierende Handys und Laptops, die vielleicht höchstens drei bis vier Jahre alt sind, werden gesucht, um den Helfern in Tansania die Möglichkeit einer besseren Kommunikation zu erschließen.

Und gegenwärtig wird ein neues Projekt angepackt. Für eine Mutter mit vier Kindern soll ein Häuschen mit Toilette entstehen. Die Hütte, in der die Familie jetzt lebt, bietet nicht mal ausreichend Schutz bei Regen. Eine Toilette gibt es nicht. Nach diesem Muster könnten im Laufe der Jahre weitere Typenhäuschen entstehen. Anpacken soll die eigene Bautruppe.

Bei allen Vorhaben werden die Tansanier mit einbezogen. Eltern helfen zum Beispiel bei der Renovierung oder beim Bau von Schulhäusern. „Die Bereitschaft ist da“, freut sich Eckard Krause. „Und bessere Lernbedingungen führen auch dazu, dass die Leistungen besser werden und mehr Schüler die Prüfungen bestehen.“ Das habe der Schulleiter Emanuel Mollel ihm im vergangenen Jahr berichtet, freut sich Eckard Krause. Das Schulgebäude mit vier Klassenräumen in Kikwe wurde 2014 renoviert. Und mehr Lehrer habe die Schule jetzt auch, denn es habe sich herumgesprochen, dass es hier bessere Bedingungen für Lehrer und Schüler gibt.

Die Unterstützung aus Deutschland auch für die anderen Schulen in der Region trage dazu bei, dass mehr junge, gut ausgebildete Lehrer hier unterrichten möchten.

Der Initiative gehe es darum, nicht nur die verwaisten Mädchen und Jungen zu fördern, versichert Eckard Krause. Sonst könne leicht Neid aufkommen. Deshalb orientiert die Nambala-Hilfe auf die Entwicklung der gesamten Region. Dabei gehe es aber darum, Entwicklung anzustoßen, nicht sie zu übernehmen. Von den Patenkindern haben inzwischen 20 einen Berufsabschluss erreicht, diese Jugendlichen hätten ohne die Hilfe keine Chance gehabt. Fri Sucode will künftig auch besonders begabte Jugendliche fördern, damit sie auf weiterführende Schulen gehen können,

Aus dem Landkreis Börde wird die Nambala-Initiative auf vielfältige Weise unterstützt. Mehrere Familien zahlen das Schulgeld für Kinder in Tansania. Das Schulgeld macht immerhin etwa 30 Prozent der Gesamtspenden in einem Jahr aus.

Das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Weferlingen hat seit 2007 schon mehrfach Spenden vom Adventsmarkt für das Projekt überwiesen. Das Geld ist vor allem in das jüngste Schulgebäude, das Village-Center, geflossen. Die Grundschule Weferlingen hat die Patenschaft für ein Waisenmädchen übernommen. Das Flechtinger Kinderstübchen sammelt unter anderem ständig Altpapier, um mit dem Erlös die Vorschule in Nambala zu unterstützen.

Der Berliner Reiseveranstalter, für den Eckard Krause arbeitet, bietet inzwischen auch Reisen nach Nambala an. So können sich Interessenten direkt in der Region umsehen, aber auch auf Safari gehen.

Spenden für das Hilfsprojekt können überwiesen werden auf das Konto der Hilfsorganisation Misereor, DE75370601930000101010, GENODED1PAX, Kennwort W30435 Nursey Tengeru. Mehr Informationen gibt es unter www.nambala-help.de