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Störche Ribbensdorf hat nun auch ein Pärchen

2016 sei ein normales Storchenjahr, sagt der Weißstorchbetreuer Peter Loskarn. Die meisten Horste sind besetzt, jedoch nicht alle.

Von Marita Bullmann 03.06.2016, 01:01

Haldensleben l Fährt man von Haldensleben in Richtung Oebisfelde, gibt es fast in jedem Dorf einen Storchenhorst, sagt Peter Loskarn. Im vergangenen Jahr hat er mit einer Gruppe eine solche Fahrt in diese Richtung unternommen.

Die Bedingungen für die Weißstörche in der Region sind also gut. Und es ist erstaunlich, dass sich in vielen Dörfern Menschen finden, die sich um ihre Störche kümmern. Oder überlegen, wo weitere Storchenpaare angesiedelt werden könnten. Gerade ist wieder ein solcher Ansiedelungsversuch geglückt.

Im März hatte Thomas Schulze aus Ribbensdorf den Weißstorchbetreuer angerufen und gefragt, ob es nicht möglich sei, in Ribbensdorf einen Storchenhorst aufzubauen. Es gäbe dort einen Gittermast, an dem sich keine Stromleitungen mehr befinden. Peter Loskarn war zwei Tage später da, sah sich das grüne Umfeld an und auch den Mast. „Ich war vom Umfeld überrascht, aus meiner Sicht ist das optimal“, sagt er. Also bat er Thomas Schulze, zu klären, ob der Mast genutzt werden könnte und sprach inzwischen mit der Unteren Naturschutzbehörde wegen des Nestaufbaus. Gemeinsam mit dem Ribbensdorfer hat er dann eine Nestunterlage auf dem Mast montiert.

Am 21. Mai rief Thomas Schulze an, ein Storch habe sich auf dem Horst niedergelassen. Kurz darauf kam ein zweiter. Und bald danach hatte Thomas Schulze mit einem Fernrohr entdeckt, dass ein Storch beringt war. Michael Kaatz vom Storchenhof Loburg half Peter Loskarn weiter. Dieser Storch war am 3. Juli 2012 in Wenze beringt worden. Thomas Schulze kann nun auch die Vogelwarte informieren. Ob das Paar in Ribbensdorf noch brütet, ist eher unwahrscheinlich. Vielleicht aber wird es im nächsten Jahr was.

In Ostingersleben, wo mit Unterstützung von der Zielitzer Werkfeuerwehr ein neuer Horst auf einem Dach montiert wurde, hat sich leider noch kein Storch niedergelassen, bedauert Peter Loskarn. Nach seinen jetzigen Informationen aus den Dörfern sei 2016 bisher ein ganz normales Storchenjahr, meint er. Die meisten Horste sind belegt. Der Weißstorch-Experte ist froh, dass er in den 30 Jahren, in denen er sich nun aktiv um die Störche im Altkreis Haldensleben kümmert, immer wieder zu Hilfe gerufen wurde und noch wird, wenn es um einen neuen Horst geht oder wenn es Probleme mit den Weißstörchen gab. So mancher Storch konnte dann noch gerettet werden.

Er erinnert sich noch gut, dass sich 1992 in Schwanefeld ein Jungstorch bei seinem ersten Ausflug auf einer Wiese in einem Weidezaun verfangen hatte. Schwanefelder hatten den Storch mit vielen Mühen aus seiner misslichen Lage befreit und in einem Stall eingesperrt, bis Peter Loskarn das Tier holte. In einer Tierklinik in Magdeburg wurde der verletzte Flügel geröngt, er war zum Glück nicht gebrochen. Im Storchenhof Loburg konnte sich der Storch auskurieren und von dort ins Leben starten.

1996 erhielt Loskarn einen Hilferuf aus Vahldorf. Eine Anwohnerin beobachtete, dass einer der beiden Jungstörche die Beine in Bindegarn verfangen hatte. Die Beine waren damit eng zusammengeschnürt. „In fast jedem Nest liegt Bindegarn, die Störche sammeln es mit ein, wenn sie ihr Nest bauen, denn es liegt ja überall herum“, sagt Peter Loskarn, aber so dramatisch gehe es selten aus. Er hatte damals mehrere Drahtbügel ins Nest gesteckt, so dass sich der Storch mit den Schnüren darin verhakt hat. Damit konnte ihn der Bülstringer aus dem Nest nehmen und nach Loburg bringen, wo er sich nach seiner Befreiung normal entwickelt hat.

Und 2011 wurden die Altstörche in Vahldorf überfahren, so dass Peter Loskarn die Jungen aus dem Nest holen musste und zu einer Station im Drömling brachte, wo sie aufgezogen wurden. In Vahldorf ist in diesem Jahr der Horst auf dem Dach der Käserei verwaist. In Vahldorf gibt es über die Jahre immer mal wieder Lücken, weiß der Weißstorchbetreuer.

In Flechtingen hält sich in diesem Jahr ab und an auf dem Molkereischornstein eine Störchin auf, die aber bisher offensichtlich noch keinen Storchenmann gefunden hat. Ein paar Meter weiter residiert ein Storchenpaar wie in fast jedem Jahr traditionell auf dem sehr viel höheren Brennereischornstein. Vielleicht etabliert sich hier noch ein zweiter Horst? Man müsse abwarten, meint der Experte.

In Flechtingen ist der Storchenhorst im Laufe der Jahrzehnte einige Male umgezogen. 1980, so weiß Peter Loskarn aus den Meldungen von Inge Mühlena, die damals den Horst auf dem Schlauchturm der Feuerwehr im Blick hatte, war der erste Storch am 13. April gekommen, am nächsten Tag kam ein weiterer und zwei Tage später noch ein dritter. Es hat erbitterte Kämpfe gegeben, schließlich blieben alle drei das Jahr über zusammen, gebrütet wurde allerdings nicht.

Selbst wenn sich auf dem Molkereischornstein noch ein Storch dazugesellen würde, mit einer Brut könnte in diesem Jahr nicht mehr gerechnet werden, meint Peter Loskarn. Störche, die spät kommen, sind oft noch jung. Die Tiere sind frühestens im dritten Lebensjahr geschlechtsreif. Und wenn sie erst spät aus dem Winterquartier zurückkommen, kann es zwar sein, dass sie mit einem Partner zusammen noch ein Nest belegen, doch zum Brüten ist es dann zu spät. Vielleicht treffen sie sich aber im nächsten Jahr auf demselben Horst wieder. Und dann rechtzeitig, um noch zu brüten und Junge groß zu ziehen.