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Taxi-Shuttle Ameos kündigt Taxi-Shuttle-Service

Noch bis Jahresende können Besucher und Patienten ein Taxi-Shuttle zum Haldensleber Ameos-Klinikum nutzen. Dann läuft dieser Service aus.

Von Gudrun Billowie 08.10.2015, 12:46

Wolmirstedt l Ursel Koslowski spürt eine große Dankbarkeit. Ihr Ehemann ist sehr krank und sie kann ihn trotzdem regelmäßig besuchen, auch wenn er im Haldensleber Krankenhaus liegt und die Verkehrsverbindung dorthin sehr kompliziert ist. Sie wird von einem Wolmirstedter Taxi gefahren und wieder abgeholt. Die Kosten für diese Besuchsfahrten sowie zu ambulanten Behandlungen übernimmt das Ameos-Klinikum. Aber: „Das ist ein Auslaufmodell“ heißt es vom Ameos-Klinikum. Zum Ende des Jahres läuft der Vertrag aus.

Die Kündigung erreichte das Taxiunternehmen erst vor wenigen Tagen, davon wusste Ursel Koslowski noch nichts, als sie ihre Geschichte erzählte. Vom kostenlosen Taxi-Shuttle-Dienst hatte sie gerade erst eher zufällig erfahren, in einer Situation, in der sie nicht wusste, wie sie ihren Mann in Haldensleben besuchen sollte. „Es ist Wochentag, die Familie arbeitet, ich fahre nicht mehr mit dem Pkw“, sagt sie, „der Krankentransportdienst konnte mir nur raten, die Busverbindungen zu erforschen.“ Busse fahren zwar regelmäßig von Wolmirstedt bis Haldensleben, aber nur bis zum Busbahnhof. Von dort aus müssen Besucher oder Patienten umsteigen und die Stadtlinie benutzen, die fast bis zum Ameos-Klinikum fährt. Zurück geht es genauso, nur anders herum.

Ursel Koslowski hörte vom Shuttle-Taxi und entschied sich dafür. Sie war überrascht, dass es mehr als ein Fahrdienst wurde. „Ich bekam Anteilnahme und ein tröstendes Wort“, sagt sie, „das ist ungewöhnlich und wohltuend.“

Dieser Taxi-Dienst war eines der Trostpflaster, die das Sana-Klinikum den Bürgern gereicht hatte, als das Wolmirstedter Krankenhaus 2007 geschlossen wurde und die Abteilungen nach Haldensleben verlegt wurden. Viele Bürger hatten damals protestiert und auch deutlich gemacht, dass der Weg in ein Magdeburger Krankenhaus verkehrstechnisch weitaus günstiger sei als nach Haldensleben. So war es wohl auch im Sinne der Auslastung der Sana-Klinik in Haldensleben, dass der Vertrag mit dem Taxiunternehmen geschlossen wurde. Im November 2013 hat schließlich Ameos das Sana-Klinikum übernommen und den Vertrag mit dem Taxiunternehmen dazu. Geworben wurde damit kaum, es sprach sich eher über Mundpropaganda herum. „Ich übernehme etwa 50 Fahrten im Monat“, sagt Henrik Wolff. Bei Bedarf holt er die Patienten sogar vor der Haustür ab und bringt sie auch wieder dorthin.

Es seien meist ältere Bürger, sagt er und weiß, dass manche sich deshalb für das Haldensleber Krankenhaus entscheiden, weil es diesen Shuttle-Dienst gibt. Den nutzen Menschen, die regelmäßig in der Klinik behandelt werden, ohne dort übernachten zu müssen, und Menschen, deren Angehörige dort länger versorgt werden.

Henrik Wolff erzählt von den Paaren, die ihren 80. Geburtstag längst hinter sich haben. „Wenn einer der beiden ins Krankenhaus muss, ist es für den anderen sehr wichtig, den Partner oder die Partnerin jeden Tag zu besuchen. Besonders ältere Menschen sind über jede gemeinsame Stunde sehr froh.“ Manchmal seien es auch Nachbarn, die den Besuchs-Taxi-Dienst nutzen. „Wenn einer allein lebt, muss ihm jemand die Post bringen und davon erzählen, dass zu Hause alles in Ordnung ist“, sagt Henrik Wolff. Mit dem Shuttle-Dienst fällt diese Nachbarschaftshilfe leichter.

Als Henrik Wolff von der Kündigung seines Vertrages erfährt, trifft ihn das unvorbereitet. Er weiß zunächst nicht, was er sagen soll. „Das muss ich erst mal verdauen.“ Es ist ein verlorener Auftrag, das spielt eine Rolle, er sagt aber auch: „Sicher gehen dann mehr Patienten nach Magdeburg.“

Ursel Koslowski kann sich noch gut an die Stimmung während der Schließung des Wolmirstedter Krankenhauses erinnern. „Der Verlust hat viele Bürger sehr bewegt und in Sorge versetzt, denn die schnelle Erreichbarkeit der umliegenden Krankenhäuser musste durchdacht und organisiert werden.“ Sie wurde ein wenig durchdacht und mit dem Shuttle-Dienst organisiert, doch diese Erleichterung wird ab dem 1. Januar der Vergangenheit angehören.