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Teilhabe Der Jugend in den Kopf schauen

Jugendliche sollen mehr Mitspracherecht in Haldensleben bekommen. Wie das gehen kann, darüber haben sich Studenten die Köpfe zerbrochen.

Von Jens Kusian 25.01.2017, 00:01

Haldensleben l Zwei Semester lang haben sich Studenten aus dem Fachbereich Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien der Hochschule Magdeburg-Stendal mit einer Vorgabe der Stadt Haldensleben beschäftigt. Die jungen Leute sollten herausfinden, wie es gelingen kann, dass sich Jugendliche in Haldensleben stärker in die Entwicklung der Stadt einbringen können.

Die Arbeitsergebnisse sind den Mitgliedern des Hauptausschusses und des Ausschusses für Schule, Soziales, Sport und Kultur auf einer gemeinsamen Sondersitzung in der Kulturfabrik vorgestellt worden. „Wir wollen erreichen, dass Jugendliche am Geschehen der Stadt teilhaben können. Aber nicht, indem wir etwas von oben her aufsetzen, sondern etwas schaffen, bei dem sie selbst agieren können“, erklärte Bürgermeisterin Regina Blenkle (FUWG) ihre Vorstellungen zu dem Thema.

Einige Schwerpunkte haben die Studenten Isa-Marie Geier-Klüe, Lisa D‘Agostino, Jo-Otto Fischer, Martin Faust und Florian Gebauer herausgearbeitet. Sie schlagen als ersten Schritt die Einrichtung einer Internetplattform vor. Diese Plattform soll eine Abstimmungsfunktion für eventuell geplante Neuerungen und Ideen der Jugendlichen bieten. Zudem sollen Jugendliche die Möglichkeit bekommen, Umfragen zu erstellen, um ihre Belange gegen der Stadt einzubringen und für den Stadtrat auch erkennbar zu machen. „Ziel ist es, Jugendliche ernst zu nehmen und für nicht realisierbare Projekte und Ideen Alternativen zu bieten. Auch können übers Internet Netzwerke geschaffen werden, so dass sich Jugendliche mit gleichen Interessen und Ideen verbinden können“, sagte Lisa D‘Agostino.

Weitere Möglichkeiten der Teilhabe wären regelmäßige Sprechstunden, damit sich Jugendliche mit Stadträten und der Bürgermeisterin austauschen können. Ebenso ist die Bildung einer Art Jugendparlament – hier „Jugendfusion“ genannt – möglich.

Die folgende Diskussion begann jedoch zunächst mit einem Missverständnis. Laut Tagesordnung sollte zum Thema „Teilhabe Jugendlicher in der Stadt Haldensleben“ ein Konzept vorgestellt werden. „Unter einem Konzept stelle ich mir etwas anderes vor“, monierte Sozialausschussvorsitzender Klaus Czernitzki (Die Linke). Zudem bemängelte er, dass überhaupt nicht mit Haldensleber Jugendlichen gesprochen worden sei. Ähnlich sah es auch Bernhard Hieber (SPD): „90 Prozent dieses Konzepts können auf eine x-beliebige Stadt in Deutschland übertragen werden. Ich hätte es mir schon tiefgründiger gewünscht.“

Florian Gebauer betonte, dass die Arbeit der Studenten auch nicht als Konzept im herkömmlichen Sinne zu verstehen sei, sondern vielmehr als eine Ideensammlung. „Wir haben nach Möglichkeiten gesucht, Ihnen als Stadt und als Stadträte ein Werkzeug an die Hand zu geben, mit dem Sie erfahren können, was die Haldensleber Jugend will. Würden wir mit den Jugendlichen sprechen, würden Sie auch nur ein aktuelles Bild bekommen. Das ist nicht unsere Zielstellung. Bei der Teilhabe geht es um ein langfristiges Ziel“, machte der Student deutlich und räumte das Missverständnis aus.

„Die Studenten sollen uns Möglichkeiten aufzeigen, wie wir als ,ältere Generation‘ mit unseren Jugendlichen in Kontakt kommen können und nicht deren Probleme lösen“, sah Anja Reinke (FUWG) die Ideensammlung der Studenten als Arbeitsgrundlage. Dass beispielsweise eine Internetplattform eine solche Möglichkeit wäre, stieß bei den Stadträten auf Zustimmung. „Aber irgendjemand muss das Ganze steuern, damit es nicht zu einer ,Mecker-Ecke‘ verkommt. Das muss strukturell untermauert werden“, machte Mario Schumacher (CDU) deutlich.

Grundsätzlich befürworteten alle Ausschussmitglieder die Ideen der Studenten. Einstimmig empfahlen sie den Vorschlag von Bürgermeisterin Blenkle, dass an einer Ideensammlung ganz konkret für Haldensleben weitergearbeitet werden sollte. Das ist allerdings von der Hochschule abhängig. „Mindestens acht Studenten müssen gefunden werden, die dieses Projekt fortführen wollen“, erklärte Professor Peter-Ulrich Wendt, der Grundlagen und Methoden der Sozialen Arbeit, Kinder- und Jugendhilfe lehrt. Die jetzigen Protagonisten würden den Spielball sozusagen an ihre Nachfolger, die demnächst das 2. Semester beginnen, weitergeben.

Auf offene Ohren stieß das Projekt vor allem bei Michel „Maixi“ Helmecke. „Wann bekommt man denn schon mal als Jugendclub die Gelegenheit, die Teilhabe Jugendlicher gemeinsam mit einer Hochschule angehen zu können?“, zeigte sich der Leiter des Jugendfreizeitzentrums „Der Club“ begeistert. Er sprach noch während der Ausschusssitzung eine Einladung an die Studenten aus, um sich direkt vor Ort zu informieren. „Es gibt in Haldensleben durchaus funktionierende Netzwerke der Jugendlichen“, versicherte er.