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Tierischer Besuch „Helfer auf vier Pfoten“ zum Anfassen

Besuch bekamen die Kinder der Wegenstedter Tagesstätte. Mitglieder der Initiative „Helfer auf vier Pfoten“ brachten ihre Hunde mit.

Von Anett Roisch 08.04.2017, 01:01

Wegenstedt l Es ist ein großer Tag für die Kinder der Wegenstedter Tagesstätte. Sechs Hunde mit ihren „Frauchen“ und „Herrchen“ sind zu Besuch. Doch der Vormittag stand nicht allein im Zeichen des Spiels. Die Kinder lernen, mit den Tieren sicher umzugehen. Dieser besondere Tag ist möglich durch die Aktion „Helfer auf vier Pfoten“.

Die Ehrenamtlichen um Roswitha Klanowski erklären den Kindern mit Hilfe von zwölf „goldenen Regeln“, wie sie sich den Tieren nähern, wie sie bestimmte Signale verstehen und deuten können. „Die Helfer auf vier Pfoten passen wunderbar in unser Tierprojekt mit dem Titel ,Was kräht, was springt, was summt denn da?‘ Einige Kinder haben selbst einen Hund, andere wollen sich einen Vierbeiner anschaffen und manche haben auch Angst vor Hunden“, erklärt Kita-Leiterin Stefanie Heidemann.

Die „Spetzenpieper“ sollen erleben, wie viel Freude es macht, mit den felligen Gefährten zusammen zu sein, wenn sie diese zwölf Regeln beachten. Bei einem Wettlauf zeigt sich, dass die Hunde in jedem Fall schneller sind als das schnellste Kind. Weglaufen bringt also nichts. Bei einer Begegnung mit einem unbekannten Hund sei es immer besser, stehen zu bleiben, erklären die Hundehalter.

Roswitha Klanowski gehört seit 2012 zu den Ehrenamtlichen und ist damit fast von Anfang an bei der Gruppe dabei. Sie zählt zum Hundesportverein Waldfrieden in Magdeburg. „Die Arbeit mit den Hunden ist genau mein Ding“, erklärt die Hundeliebhaberin. Sie könne sich nicht vorstellen, erzählt die Rentnerin, den ganzen Tag zu Hause zu sitzen.

Auch für ihre Kollegin Rita Klemm, selbst stark sehbehindert, sei der Umgang mit Hunden und Kindern sozusagen Lebenselixier. Die Gruppe ist gut ausgebucht, erzählt sie. „Für die Menge an Terminen sind wir eigentlich viel zu wenig Leute“, so Roswitha Klanowski. Deshalb suchen die Hundehalter regelmäßig nach weiteren Mitstreitern.

Es folgt die Praxis. Die Kinder dürfen jeden Hund persönlich kennenlernen und streicheln, dann gibt es Spielvorführungen und Übungen, wie man ein Leckerli richtig gibt. Einige Kinder dürfen einen Hund an der Leine führen. Schließlich folgt noch eine richtige „Mutprobe“. „Wer möchte sich mal auf die Decke legen und ein Leckerli auf den Bauch bekommen?“, lautet die Frage. Erst herrscht Skepsis. Aber als der Bann gebrochen ist, wollen am liebsten alle mutig sein.

Zwischendurch kommen auch die Krippenkinder auf den Spielplatz. Erzieherin Kristin Grabow, die die Idee hatte, die Retter auf vier Pfoten einzuladen, ist erst skeptisch. „Kein Problem“, versichert Roswitha Klanowski. Und so ist es auch. Die Hunde bleiben ruhig. Auch die Kleinsten sind total begeistert von den vierbeinigen Besuchern.

Die Ehrenamtlichen gehen nicht nur in Kindereinrichtungen, sondern auch in Altenheime oder in Hospize. Bis Hunde „Helfer auf vier Pfoten“ sind, müssen sie die Begleithundeprüfung ablegen und zusätzlich einen speziellen Test absolvieren. Dabei handelt es sich um eine Art Stresstest. Je nachdem, wie der Test verläuft, werden die Tiere eingestuft. Dann wird entschieden, in welche Einrichtungen sie gehen dürfen.

Die „Spetzenpieper“ beschäftigen sich nach verschiedenen Spielen nun selbstständig mit den Tieren. Sie nehmen sie an die Leine, reichen Leckerlis auf der flachen Hand und streicheln vorsichtig das weiche Fell. Es gibt fast keine Berührungsängste, obwohl manche Hunde größer als die Kinder sind.

„Chef“ der Gruppe ist Thomas Jäger. Er ist der Lokalkoordinator für Sachsen-Anhalt der „Helfer auf vier Pfoten“ und Mitglied im Burger Hunde- und Naturfreundeverein. Vom Hundesportverein Magdeburg-Waldsee kommen Rita Klemm mit dem achtjährigen Mischling „Bonny“ und Roswitha Klanowski mit der achtjährigen Golden Retriever-Hündin „Pia“.

Die sechs Hundehalter sind sich sicher, dass nichts passieren wird, denn ihre Tiere sind eigens für solche Besuche ausgebildet. Erste Voraussetzung ist die normale Begleithundeprüfung, erklären sie, und zusätzlich müsse noch von einem Tierarzt die Eignung für solche Einsätze bescheinigt werden. Das heißt, dass die Hunde sich auch dann nicht aus der Ruhe bringen lassen, wenn ein ganzer „Schwarm“ aufgeregter Kinder um sie herum wuselt und auch mal ein Kind etwas unsanft oder sehr plötzlich irgendwo zufasst.

Aber auch der geduldigste Hund braucht irgendwann wieder seine Ruhe. Deshalb dauert der Besuch im Kindergarten auch nicht viel länger als eine Stunde. Dann brauchen Tiere und Menschen eine Pause. „Aber wenn wir gehen, sind die Kinder meist sehr traurig“, verrät Roswitha Klanowski und verspricht, dass es bald ein Wiedersehen gibt.