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Vereinshaus Fußballer haben Vorrang im Sportlerheim

Das Sportlerheim ist in Etingen nicht nur das Domizil der Fußballer, sondern auch Stätte des gesellschaftlichen Miteinanders.

Von Anett Roisch 22.03.2017, 11:00

Etingen l Probleme gab es vor kurzem bei der Nutzung des Sportlerheims, weil sich Termine überschnitten. Zum einen wollte eine Etinger Familie das flache Gebäude für eine Familienfeier nutzen und zum anderen sollte genau an dem Tag ein Punktspiel der Fußballer des Sportvereins Etingen-Rätzlingen auf dem Gelände stattfinden. Da die Kicker auch im Gebäude ihre Umkleidekabinen haben und auch die Toiletten benutzen, ist eine Doppelbelegung nicht ideal.

Das Gebäude ist in Besitz der Einheitsgemeinde Oebisfelde-Weferlingen. Wer es mieten möchte, muss sich bei der Stadt melden. Dort gibt es ein Buch, in dem die Termine notiert werden. Nun kam es, dass die Familienfeier im Buch stand und die Planung für das Fußballspiel nicht auf dem richtigen Tisch gelandet war. Der Bauhof hatte zwar den Termin, um den Rasen zu mähen, aber im Terminbuch war das Spiel nicht notiert.

„Sobald ihr Sportler den Spielplan und die Termine kennt, müssen diese im Buch eingetragen werden. Dann kann der Raum eben nicht vermietet werden“, appellierte Etingens Ortsbürgermeister Marko Alex (UWG). „Oder wir müssen als Ortschaftsrat überlegen, ob der Fußball immer Priorität hat oder ob es wichtiger ist, dass Geld in die Stadtkasse kommt. Schließlich ist die Gemeinde in der Konsolidierung“, sagte Alex und lud in der Runde, in der auch mehrere Vertreter des Sportvereins saßen, zur Diskussion ein. „Der Sportverein ist ja auch mit 40 Prozent an den Kosten für die Nutzung des Gebäudes und an den Betriebskosten beteiligt. Also es kommt auch Geld durch den Sportverein in die Kasse“, gab Ortschaftsratsmitglied Hendrik Scharf (CDU) zu bedenken. Er betonte, dass der Sportverein zum Dorfleben gehört. Der Verein habe seiner Meinung nach Vorrang.

Dem pflichtete auch Fritz Dörheit vom Vorstand des Sportvereins bei. „Die Sportler haben das Sportlerheim gebaut und auch in den letzten Jahren die meiste Arbeit geleistet. Bei Arbeitseinsätzen waren meist nur Sportler da. Damals war es auch schon so, dass der Verein immer Vorrang hat. Anders geht es gar nicht. Die Termindoppelung ist entstanden, weil die eine Saison vorbei war und es für die nächste noch keine Ansetzungen gab“, erklärte Dörheit.

„Die Meldung, dass ein Spiel an diesem Tag stattfindet, ging nur an den Bauhof und nicht an Frau Voigt, die über das Terminbuch verfügt“, erklärte Edgar Schulze vom Sportverein. „Wir haben noch nie jemanden vor den Kopf gestoßen. Es gab auch schon Situationen, da haben wir Fußball gespielt und auf den Ausschank verzichtet. Dann müssen aber die Leute, die dort feiern, damit leben, dass sich die Sportler dort umziehen und auch die Toiletten nutzen. Die Stadt hat noch keinen Cent ins Sportlerheim gesteckt. Wenn da Geld reinkommen soll, muss die Stadt auch investieren“, ergänzte Dörheit.

„Wie auch immer – die Stadt ist Eigentümer und bisher gab es auch vom alten Gemeinderat keinen Beschluss, dass der Sportverein Vorrang hat. Wir müssen uns jetzt positionieren“, stellte der Ortsbürgermeister klar. Alex bot das Sportlerheim zur dauerhaften Überlassung an. Es würde dann einen Vertrag geben, bei dem der Verein alle Kosten für das Gebäude selbst tragen müsste.

„Das funktioniert nicht. Das kann sich der Verein nicht leisten“, sagte Schulze. „Das bekommen wir mit den Beiträgen unserer Vereinsmitglieder nicht abgedeckt. Wir haben ja auch noch die Sporthalle, die wir in den Wintermonaten nutzen und dafür zahlen müssen“, ergänzte Jörg Bertelmann vom Sportverein. „Lange kann sich die Stadt das Sportlerheim vielleicht auch nicht mehr leisten“, erwiderte Alex.

Scharf gab zu bedenken, dass ja auch der Kindergarten, der in Trägerschaft der Stadt ist, das Sportlerheim ab und zu nutzt und auch die kommunalen Wahlen dort stattfinden. „Dann müsste die Stadt an den Sportverein dementsprechend zahlen“, so Scharf.

Der Ortsbürgermeister appellierte, dass die Sportler auch alle anderen Termine – auch wenn es Veranstaltungen mit den Kindern sind – abstimmen müssen. Auch diese Termine müssen ins Buch. Inzwischen habe die betroffene Familie ihre Feier abgesagt.

Einstimmig beschloss der Ortsrat, dass der Sportverein bei der Terminvergabe immer Vorrang hat.