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Wandmalereien Informationszentrum nimmt Gestalt an

In Ackendorf ist im Pfarrhaus ein Informationszentrum für historische Wandmalereien im Entstehen.

Von Constanze Arendt-Nowak 29.01.2016, 11:00

Ackendorf l Lange Zeit hat das alte Pfarrhaus in Ackendorf der Kirchengemeinde Sorgen bereitet. Nach Aussage von Pfarrer Thomas Wolter habe es eigentlich keinen Verwendungszweck mehr gegeben, aber auch die Verkaufsabsichten seien nicht von Erfolg gekrönt gewesen. „Jetzt hat das alte Haus aber eine echte Zukunftschance“, erklärte der Pfarrer.

Hinter dieser Zukunftschance steht die Idee, aufbauend auf den in der benachbarten Bonifatiuskirche erhaltenen Wandmalereien, hier ein Informationszentrum für historische Wandmalereien einzurichten. „Der Rohbau außen ist jetzt fertig und der Innenausbau hat begonnen“, erklärte Hans-Eike Weitz als Vorsitzender des Kirchspiels Ackendorf-Rottmersleben bei einem Vor-Ort-Termin. Er selbst hat das Projekt mit sehr viel Eigenleistung begleitet, wie Thomas Wolter lobend erwähnte.

„Es gibt die Straße der Romanik, es gibt den Lutherweg. Eine Straße der mittelalterlichen Wandmalereien gibt es noch nicht, obwohl es in Sachsen-Anhalt noch viele Orte mit historischen Wandmalereien gibt, das ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können“, so Hans-Eike Weitz, der gemeinsam mit seinen Mitstreitern schon viele Jahre diesen Traum träumt. Froh sei er, dass dieser Traum im vergangenen Jahr der Realität ein Stück näher gekommen ist. Das erste Konzept soll zukünftig mit Leben gefüllt werden.

Das freute auch Klaus Klang, Staatssekretär im sachsen-anhaltischen Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr. Das Land Sachsen-Anhalt fördert den Umbau des Hauses zu einem Informations- und Dokumentationszentrum für historische Wandgemälde mit etwa 80 000 Euro. Den Zuwendungsbescheid dafür hatte Minister Thomas Webel im August des vergangenen Jahres persönlich überreicht. Das besondere Interesse des Landes an der Maßnahme begründete er damals auch mit positiven wirtschaftlichen und kulturellen Impulsen für die Region, die damit verbunden sind.

„Es ist beeindruckend, was hier geschehen ist“, erklärte Klaus Klang und sah die Fördermittel des Landes gut angelegt. Mit dem Zentrum für mittelalterliche Malerei werde ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen. „Wir können das Kulturgut, was wir haben, gut darstellen“, so Klang. Er lobte, dass das Pfarrhaus mit einer neuen Funktion versehen worden ist, Leben in die ländliche Region und in die Mitte des Ortes gebracht wurde und zudem Räumlichkeiten für Vereine angeboten werden. Das sei in Zeiten des demografischen Wandels ein Musterbeispiel, das zeigt, es lohne sich, hier zu leben. Um so etwas zu schaffen, brauche es jedoch Menschen, die es in die Hand nehmen.

Zusammen mit den kirchlichen Eigenmitteln stehen für den geplanten Umbau des Pfarrhauses fast 150 000 Euro zur Verfügung. Das Projekt wird zudem vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie unterstützt. Dr. Elisabeth Rüber-Schütte, Abteilungsleiterin Bau- und Kunstdenkmalpflege im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, unterstrich, dass auch für die Denkmalpflege eine reiche Kulturlandschaft wichtig ist. „Es freut uns, dass wir hier Unterstützer gefunden haben“, fügte sie an. Denkmalpflege könne nur leben, wenn das Engagement vor Ort vorhanden ist.

Als Vertreter des evangelischen Kirchenkreises Haldensleben-Wolmirstedt, der die Idee ebenfalls finanziell unterstützt, lobte Dieter Kerntopf die überregionale Bedeutung des Projektes, das Hans-Eike Weitz mit Hartnäckigkeit verfolgt. „Wir sind gespannt, was aus dem Haus einmal wird.“

Dabei könnte vielleicht ein Blick über die Grenzen des Landes Sachsen-Anhalt schon die Neugier ein wenig befriedigen. Denn in Thüringen und Brandenburg gibt es bereits ähnliche Zentren. „Es ist lobenswert, wie man sich hier einsetzt, ein Stück Geschichte wieder lebendig zu machen und jüngeren Generationen die Vergangenheit zu vermitteln. In der heutigen schnelllebigen Zeit wird vieles schnell dem Erdboden gleichgemacht“, hatte auch die anwesende SPD-Kreistagsabgeordnete Angela Leuschner einiges an Lob parat.