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Warnstreik Lehrer legen ihre Stifte nieder

Die Lehrer im Landkreis Börde treten am Dienstag in einen Warnstreik. Dadurch soll es zu Unterrichtsausfällen kommen.

Von Thomas Junk 13.02.2017, 17:35

Haldensleben l Der Kreisvorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW, Volker Thiele, geht davon aus, dass sich am Dienstag mehr als 300 Lehrerinnen und Lehrer aus dem gesamten Landkreis Börde an dem Warnstreik beteiligen werden. Die Lehrer und Erzieher an den Schulen seien mit den steigenden Belastungen das Opfer einer völlig verfehlten Personalpolitik, so Thiele. Dieser Frust finde in den laufenden Tarifverhandlungen ein Ventil und sorge dafür, dass es eine hohe Streikbeteiligung geben wird. „Ich rechne im Landkreis Börde mit vielen Kollegen, die sich am Warnstreik am Dienstag beteiligen werden. Allein aus Haldensleben starten drei Busse zur zentralen Kundgebung nach Magdeburg. Hinzu kommen jeweils ein Bus aus Wolmirstedt und ein Bus aus Wanzleben und zahlreiche Streikende, die individuell mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Pkw zur zentralen Kundgebung nach Magdeburg fahren“, sagt Volker Thiele. Die zentrale Kundgebung des GEW-Landesverbandes beginnt um 11 Uhr auf dem Alten Markt in Magdeburg.

Bei dem Streik gehe es den Lehren nicht in erster Linie nur um eine bessere Bezahlung, wie Volker Thiele betont. „Wir wollen ein Auseinanderdriften der Gehälter im öffentlichen Dienst verhindern. Denn im Tarifvertrag der kommunalen Angestellten sind die Entgelte mittlerweile im Schnitt vier Prozent höher als bei den angestellten Lehrern“, so der GEW-Kreisvorsitzende. Diese Lücke müsse geschlossen werden. Aber er betont auch: „ Es geht uns Lehrern und Erziehern nicht nur um Prozente auf dem Gehaltszettel. Viel schwerer wiegt der tägliche Frust über die Zunahme der Belastungen und unzureichende Arbeitsbedingungen.“

Als ein Beispiel dafür nennt Thiele den gestiegenen Unterrichtsausfall. Die Schulen würden ohne eine sogenannte Vertretungsreserve ins Schuljahr starten. „Wenn ein Kollege wegen Krankheit ausfällt, müssen pro Woche 27 Unterrichtsstunden neu organisiert werden. Das geht nur mit Überstunden oder Unterrichtsausfall“, so Thiele.

Es würde sogar Fälle geben, wo Klassen tageweise nach Hause geschickt werden müssen, weil es an Lehrern mangele. „An einigen Gymnasien in unserem Landkreis können Wahlpflichtfächer zum Teil nicht mehr angeboten werden, weil es an ausgebildeten Fachlehrern fehlt. Oder Kürzungen in der Stundentafel müssen vorgenommen werden, weil die vorhandenen Fachlehrer mit ihrem Arbeitsvermögen nicht mehr das gesamte notwendige Stundenvolumen in diesem Fach an der Schule abdecken können“, erklärt der Gewerkschafter. Ein weiteres Problem gebe es an den Grundschulen durch fehlende pädagogische Mitarbeiterinnen. „Auch hier mussten an vielen Schulen Angebote gestrichen werden und die Grundschullehrkräfte auf dem Land werden mit einer weiteren, unzumutbaren Erhöhung der Aufsichtspflichten konfrontiert“, so Thiele.

Die Eltern sind am Montag durch einen Elternbrief über den Warnstreik informiert worden. Eine Betreuung durch die verbeamteten Lehrer dürfte überall sichergestellt sein, vermutet Volker Thiele. An Unterricht wäre wahrscheinlich jedoch nicht zu denken. Welche Schulen sich an dem Streik beteiligen werden, konnte Thiele gestern noch nicht endgültig mitteilen. Der Landkreis wäre jedoch flächendeckend betroffen.

Die Streiklokale werden ab 7.30 Uhr im Schützenhaus an der Haldensleber Masche, im Kulturhaus Wanzleben sowie im Katharinensaal auf der Wolmirstedter Schlossdomäne eingerichtet. Um 9.30 Uhr fahren dann die Busse von dort zur GEW-Kundgebung in die Landeshauptstadt.