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Windpark Entscheidung ist noch nicht gefallen

Neun Windräder stehen bereits im Windpark Rätzlingen. Über acht weitere, die bereits im Entwurf enthalten sind, wird noch gestritten.

Von Anett Roisch 27.10.2016, 20:46

Rätzlingen l „Der Regionale Entwicklungsplan ist ein riesiges Pamphlet. Man wird beim Lesen mit vielen Paragrafen und Vorschriften konfrontiert“, schilderte Udo Müller (UWG Feuerwehr), Mitglied des Rätzlinger Ortschaftsrates, bei der jüngsten Sitzung des Gremiums. „In Sachen Rohstoffe sind wir mit dem Steinbruch Eickendorf nicht mehr im Entwicklungsplan drin“, so Müller.

Im Plan enthalten ist aber das Windeignungsgebiet Rätzlingen mit acht Windenergieanlagen. „Auf der Karte sieht man, dass unsere jetzigen Windräder Gesellschaft bekommen sollen“, erklärte Müller. Das hieße, dass zu den neun Windrädern in den Gemarkungen Rätzlingen, Lockstedt und Bösdorf acht weitere dazukommen. „Das Oberverwaltungsgericht hat gesagt, dass das Vorhaben mit den acht Windrädern noch mal überarbeitet werden muss. Das Landesverwaltungsamt muss es dann noch einmal unter den naturschutzrechtlichen Gesichtspunkten neu bescheiden“, erklärte Rätzlingens Ortsbürgermeister Wilhelm Behrens (WG Sport).

Mehr als 200 Unterschriften wurden von Bewohnern in Rätzlingen, Everingen und Oebisfelde gegen die Erweiterung des Windparks gesammelt. Behrens betonte: „Wir haben diese Erweiterung schon zwei Mal abgelehnt. Die Auslastung des Raumes für Mensch und Natur ist erreicht.“ Eines der Hauptkriterien war, dass die neuen Windräder noch größer sein sollen, als die, die schon stehen. Auch der Vogelschutz spielt eine Rolle. „Das Milan-Nest soll leer sein. Jetzt, wo der Mais geerntet ist, fliegen beide Tiere jeden Abend zwischen den Windrädern herum. Es ist eigenartig, dass sie nicht mehr zu ihrem Nest fliegen“, wundert sich Müller.

„Die Entscheidung zu den acht Windrädern steht also noch aus“, betonte Ortschaftsratsmitglied Jörg Lauenroth-Mago (Bündnis90/Die Grünen). „Es gibt einen Kriterienkatalog, nach dem entschieden wird. Wir haben immer gedacht, dass die 1000 Meter Mindestabstand zu bebauten Flächen gesetzlich vorgeschrieben sind. Das ist ein de luxe Abstand. Der festgeschriebene Abstand beträgt 500 Meter. Alles andere sind Sonderregelungen, wie zum Beispiel, wenn ein Klinikum in der Nähe ist. Weil dort eine sensible Nutzung vorliegt, gibt es dann einen Mindestabstand von 1300 Meter“, beschrieb Müller. Der Versuch, die angrenzende Kindertagesstätte in diese Schublade zu schieben, sei – nach Müllers Ausführungen – missglückt. „Man hat den Kindergarten nicht als sensibles Objekt bewertet. Man müsste eine Sonderregelung erkämpfen, um die Kita wie ein Klinikum einzustufen. Es wurde immer wieder auf den Kriterienkatalog hingewiesen und unsere Bedenken zurückgewiesen. Auf die Kita geht kein Mensch ein“, erklärte Müller.

Obwohl die Entscheidung des Landesverwaltungsamtes noch aussteht, plant ein neuer Investor noch sechs zusätzliche Windräder zwischen Rätzlingen und Lockstedt in Richtung Everingen. „Diese sechs Windräder stehen nicht im Regionalen Entwicklungsplan. Das ist ja schon mal ein positives Zeichen“, so Lauenroth-Mago.

Lauenroth-Mago, der auch Mitglied der Bürgerinitiative „Pro Radweg“ ist, kritisierte auch, dass der straßenbegleitende Radweg von Etingen nach Oebisfelde als Projekt nicht im Plan enthalten ist. „Wir haben auch im Bauausschuss über den Radweg gesprochen. Die Verwaltung hat in ihrer Stellungnahme darauf hingewiesen, dass der Radweg mit in den Plan aufgenommen werden soll“, so Lauenroth-Mago.