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Vor Auftragsvergabe Bochumer Firma schien vertrauenswürdig

Der sich durch die Insolvenz der Baufirma verzögernde Deichbau im Abschnitt 3 bei Fischbeck war Thema der Ratssitzung in Wust.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 22.07.2015, 15:00

Wust-Fischbeck l „Warum musste ein Betrieb aus Bochum genommen werden? Haben wir hier in der Region keine Baufirmen? Man sieht ja, was dabei herauskommt, wenn man den billigsten Anbieter nimmt! Dieser Betrieb ist nicht mehr vertrauenswürdig", schimpfte Klaus Wittmüß. Die übrigen Ratsmitglieder nickten zustimmend. Dennoch musste Bürgermeister Bodo Ladwig darauf hinweisen, dass man sich bei Ausschreibungen an Vorschriften halten muss. Und rein rechtlich kann man nun auch nicht einfach sagen, „wir suchen uns einen neuen Betrieb“.

Wohl ist dem Rat nicht, dass es ausgerechnet an diesem schlechten Abschnitt 3, wo 2013 der Wall gebrochen ist, zu Verzögerungen kommt. „Von wegen sicher! Es ist nun mal ein Provisorium. Sicher fühlen wir uns erst, wenn der Deich neu und entsprechend den heutigen Anforderungen angelegt ist.“

André Pasemann, beim Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW) für den Fischbecker Deich zuständig, versichert noch einmal gegenüber der Volksstimme, dass der Endtermin November 2018 trotzdem gehalten werden soll. „Wir werden keinen Schnellschuss vor dem Winter machen“, erklärte er gestern gegenüber Bodo Ladwig und Verbandsbürgermeister Bernd Witt. „Sonst haben wir über den Winter eine Deichbaustelle und das muss nicht sein.“

Wie nun weiter verfahren wird, werde sich ergeben: „Erst einmal müssen wir abwarten, ob die Bochumer Firma doch bauen wird, das ist trotz Insolvenz möglich. Dann könnte man als Variante 2 die zweitgünstigste Firma nehmen oder auch komplett neu ausschreiben – das wäre die rechtlich sicherste Seite.“

Da der Abschnitt 3 – wenn denn die Bochumer Firma nicht doch noch im Sommer anrückt – erst im kommenden Frühjahr in Angriff genommen wird, wird die Technologie überdacht. „Bis dahin sind die Abschnitte 1 und 2 soweit fertig, dass der alte Deich davor nicht mehr gebraucht wird. Eigentlich sollte das Material von diesem Wall im Abschnitt 4 bis Jerichow verbaut werden. Das Material können wir dann schon auf kurzem Weg auf dem Abschnitt 3 verwenden, was die Anfahrt von neuem Material erspart.“ Günstiger werde der Gesamtbau dadurch allerdings nicht, da man dann im letzten Abschnitt neues Material anliefern muss, so dass sich die Kosten wieder ausgleichen, so André Pasemann auf Volksstimme-Anfrage.

Bodo Ladwig erklärte, dass die Zusammenarbeit mit dem LHW seit dem Deichbruch sehr gut funktioniere. „Deshalb ist es ja auch so ärgerlich, dass es nun, wo alle Genehmigungen vorliegen, die Eigentumsverhältnisse geklärte sind und mit den Bauern alles abgestimmt ist, zu dieser Verzögerung kommt.“

Der LHW hatte für diesen Abschnitt 3, der rund zehn Millionen Euro kostet, über 20 Angebote erhalten. Das günstigste stammte von dem Unternehmen aus Bochum. „Wir haben alle Prüfmechanismen durchgeführt und hatten nicht den geringsten Zweifel, dass es den Auftrag nicht ausführen kann. Wir befragten sogar die öffentlichen Auftraggeber von Autobahnbaustellen, bei denen die Bochumer im Einsatz waren und sind – keiner hatte Schwierigkeiten. Also sprach auch nichts dagegen, den Auftrag zu erteilen. Die Firma hat Ende Mai auch angenommen und war zur Bauanlaufberatung am 1. Juni vor Ort. Aber tatsächlich angefangen hat sie nicht. Und dann kam die Mitteilung über der Insolvenz“, schildert André Pasemann.