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Havelberg Flussfischer stellen ihr Handwerk vor

Am „Haus der Flüsse“ des Biosphärenreservates Mittelelbe in Havelberg ist die „Woche der Fische" gestartet.

Von Andrea Schröder 20.08.2015, 15:54

Havelberg l In Wathose, Regenjacke und Gummistiefel gekleidet, steigen zwei Männer an dem neu geschaffenen Seitenarm der Havel am „Haus der Flüsse“ ins Boot. Nach und nach lassen sie ihr Netz ins Wasser. Auf dem Steg, der zur Petroleuminsel führt, beobachten Zuschauer die „Flussfischer bei der Arbeit“. Das ist der Titel der Veranstaltungsreihe, die Eicke Granitzki, Leiter des Hauses der Flüsse, anlässlich des „Tages der Fische“ vorbereitet hat. Dieser wird seit 2007 am 22. August begangen, erklärt er den Zuschauern am Mittwoch zum Start der Fischwoche.

In den Berufsfischern Gernot Quaschny aus Hohengöhren und Wolfgang Schröder aus Strodehne hat er sich zwei Akteure an seine Seite geholt, die ihren Beruf mit Leib und Seele ausfüllen. Und sie zeigen und erklären den Leuten, wie sie Fische fangen, am Sonnabend und Sonntag außerdem, wie sie verarbeitet und zubereitet werden. Vom Fang bis zur Pfanne also.

Am Mittwoch stellen sie das Zugnetzfischen vor. Ob es in dem kleinen flachen Seitenarm Fische rauszuholen gibt, sind sie gespannt. Am Ende zappeln ein paar Brassen, Döbel, Plötze und Rapfen im Kescher. Die Fischer entlassen sie wieder in die Freiheit. Wer weiß, wie oft ihnen wohl diese Fische in den nächsten Tagen noch ins Netz gehen?

Denn bis zum kommenden Dienstag werden Gernot Quaschny und Wolfgang Schröder täglich von 15 bis 18 Uhr den Fischzug ungefähr stündlich vorführen. Am Sonnabend und Sonntag sind Besucher dann bereits ab 13.30 Uhr willkommen. Ab 14 Uhr wird das Thema erweitert. Dann gibt‘s auch Antwort auf die Frage: Wie schmecken regionale Flussfische?

Viele kennen die Forelle. „Doch ist das gar kein heimischer Fisch“, erklärt Eicke Granitzki. Vielmehr sind es Brasse, Plötze, Wels oder Hecht, die in Elbe und Havel gefangen werden. „Mit über 40 Fischarten sind beide Flüsse wieder recht fischreich. Inzwischen gibt es auch wieder Lachse“, informiert Gernot Quaschny. Störe wurden ausgesetzt. Die Fischer sind gespannt, ob sie nach zwölf Jahren wiederkehren. Mit einer Länge von rund zwei Metern ist der Wels – er ist das Maskottchen der Bundesgartschau 2015 Havelregion – der größte Fisch in Elbe und Havel. In kleinerem Format ist er in einem Schaubecken zu sehen, das am Mittwoch schon dicht umringt ist von Kindern und Erwachsenen. Die Fischer zeigen darin heimische Fische wie Aal, Schlei, Barsch, Aland, Rotfeder und Brasse.

Wolfgang Schröder berichtet, dass die Havel, deren Wasserstand reguliert wird, vom Hochwasser der Elbe lebt. Gibt es kein Hochwasser, nimmt auch der Fischbestand ab. In Konflikt geraten die Fischer mit den Bauern in Bezug auf die Überflutung der Havelwiesen. Während den Bauern im Frühjahr daran gelegen ist, dass das Wasser so schnell wie möglich runtergeht, sind die Fischer daran interessiert, dass es bis Ende Mai bleibt, damit die Fische nach dem Ablaichen wieder in den Fluss gelangen.

Neben dem Zugnetz verwenden die Fischer Stellnetze und Reusen für den Fischfang. Je nach Gewässertiefe werden die Netze eingebracht. Die Fische landen in einem Sack, werden schonend und lebend gefangen. Die Maschengröße wird entsprechend gewählt. Kleinere Fische kommen wieder zurück ins Wasser, die ganz kleinen schlüpfen gleich wieder durch die Maschen raus. Den Fischern ist an einer nachhaltigen Bewirtschaftung gelegen, um die Vielfältigkeit der Fischfauna zu erhalten.

Der Wels hat in den vergangenen Jahren an Größe und Menge zugenommen, berichten sie. Das ist gut, denn er lässt sich gut verkaufen. Zunehmend steht der Wels in Gaststätten auf der Speisenkarte. Am Sonnabend und Sonntag gibt‘s am „Haus der Flüsse“ auch davon Kostproben.

Am heutigen Freitagabend sind Interessierte im Rahmen der „Woche der Fische“ außerdem zu einem Vortrag eingeladen. Ab 19 Uhr geht‘s in der Reihe „Leben mit der Natur“ um Fische der Havel und Elbe. Zu Gast ist Steffen Zahn vom Institut für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow. Er wird etwa darüber sprechen, dass beim Erhalt beziehungsweise der Wiederherstellung der biologischen Vielfalt in Flusslandschaften Rückschläge und Erfolge zu verzeichnen sind. Die Wasserqualität von Elbe und Havel hat sich in den letzten 25 Jahren wesentlich verbessert. Das hat Auswirkungen auf die Flussfischbestände und die Nutzbarkeit. Die Zuhörer können Fragen stellen. Diese könnten zum Beispiel sein, so Eicke Granitzki: Wird man bestraft, wenn man einen Rapfen angelt? Wie gefährlich sind Kormoran und Wels für die Fischbestände? Gibt es heute noch Fichlebensräume in Havel und Elbe für den Stör?