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Pogromnacht Gedenken wichtiger denn je

Seit 1988 wird in Havelberg am 9. November der Opfer der Pogromnacht von 1938 gedacht.

Von Andrea Schröder 10.11.2015, 00:01

„Es ist gerade in diesen Monaten wichtiger denn je, dass wir uns mit unserer Geschichte, den Erfahrungen und den bis heute andauernden Folgen auseinandersetzen und aus ihr lernen“, appellierte Havelbergs Bürgermeister Bernd Poloski anlässlich des Pogromgedenkens, sich gegen Gewalt, Hetze und Schikane zu wenden. Angesichts zunehmender rechtsextremer Gewalt sowie Brandanschlägen auf Asylunterkünfte und Flüchtlingsheime sagte er, dass diese keinesfalls hinzunehmen, sondern strikt zu ahnden sind. „Gefährlich ist nicht zuletzt das Schweigen und Wegsehen. Noch viel schlimmer ist jedoch die Zustimmung oder gar Sympathie zu solchen Straftaten und dem damit einhergehenden ideologischen Hintergrund. Wohin das führt, haben Millionen Menschen in den letzten Jahrzehnten erfahren müssen.“

 

Rund 60 Havelberger, darunter Angehörige der Bundeswehr, hatten sich gestern zum Gedenkweg getroffen, um an die Geschehnisse des 9. November 1938 zu erinnern. Auch in Havelberg wurden in der Reichskristallnacht jüdische Mitbürger mit Gewalt aus ihren Wohnungen getrieben und später ermordet. Museologin Antje Reichel berichtete am früheren Spritzenhaus auf dem Salzmarkt von Schicksalen und verlas mit Gerda Schürmann Augenzeugenberichte sowie die Namen Havelberger Juden, die dem Holocaust zum Opfer gefallen sind. Das Gedenken hatte mit einer Andacht in der Stadtkirche begonnen. Pfarrer Frank Städler erinnerte an die Mitschuld der Christen, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts in ihrer Religion den Antijudaismus praktizierten und die jüdischen Wurzeln ihres Glaubens nicht wahrnahmen. Im Anschluss wurde an der Gedenktafel der früheren Synagoge am Markt ein Kranz niedergelegt und es ging zum Spritzenhaus.