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Saniert Denkmal mahnt die Lebenden

Ein Projekt, das in Schollene schon längst angegangen werden sollte, wurde jetzt vollendet: die Sanierung des Kriegerdenkmals.

Von Ingo Freihorst 16.11.2015, 17:49

Schollene l Der Volkstrauertag bot Gelegenheit, es einzuweihen. „Mit diesem Denkmal will ich die nachfolgenden Generationen daran erinnern, was für ein Glück sie in Deutschland haben, in der jetzigen Zeit zu leben“, brachte der Allgemeinmediziner im Ruhestand Dr. Anton Schreiber es auf den Punkt. Vor vier Jahren hatte er anlässlich seines 75. Geburtstages eine Sammlung für die Sanierung des Denkmals initiiert, am Ende kamen über 2200 Euro dafür zusammen. – Eine Summe, welche den Großteil der Kosten decken würde, dachte er anfangs.

Schon seit Jahren hatte sich die Seegemeinde Schollene die eigentlich dringend nötige Sanierung auf ihre Fahnen geschrieben, doch mangels Finanzen immer wieder verschoben, berichtete Ex-Bürgermeister Armin Wernicke. Es bedurfte einer Autorität, die den Startschuss gab – diese fand sich mit dem einstigen Arzt. Im Jahr 2014 wurde das Projekt endlich angegangen, also zum 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges, für dessen Opfer das Denkmal errichtet worden war.

„Die deutschen Soldaten, die damals dachten, sie wären Weihnachten 1914 schon wieder daheim, waren teils schneller zu Hause als gedacht – verstümmelt, tot oder geistig verwirrt“, erinnerte Armin Wernicke. Im Vorjahr, zum 100. Jahrestag, war die Liste der Gefallenen aus Schollene verlesen worden, es war sehr bedrückend, sagte Armin Wernicke. Umso erfreulicher sei es, dass die Deutschen nunmehr auf eine bereits 70 Jahre währende Friedensperiode zurückblicken können, was in der Geschichte noch nicht oft vorkam. Doch war man im kalten Krieg oft nahe dran am dritten Weltkrieg, erinnerte der Ex-Bürgermeister an die äußerst mutige Tat des russischen Obersten Stanislaw Petrow. Der Offizier der Luftverteidigung hatte am 26. September 1983 einen ihm vom System gemeldeten Angriff der Vereinigten Staaten mit nuklearen Interkontinentalraketen als Fehlalarm eingestuft und somit den atomaren Gegenschlag unterbunden. Dieser Vorfall wurde erst nach 1990 bekannt. Das unzuverlässige sowjetische System hatte Sonnenreflexe auf Wolken fehlinterpretiert…

Das Schollener Denkmal hatte der örtliche Militärverein im Jahre 1920 errichten lassen. Seitdem hatte der Zahn der Zeit fleißig genagt, teils lagen sogar die eisernen Bewehrungen des Betonkolosses frei. Diese waren es letztendlich, welche nach diversen bürokratischen Anlaufschwierigkeiten die Sanierungskosten arg in die Höhe schießen ließen. Anfangs waren die Bauherren von etwa 10 000 Euro Baukosten ausgegangen, die 2200 Euro vom Arzt waren für den Eigenanteil sehr willkommen. Beantragt wurde eine Förderung über das europäische Leader-Programm, weshalb viele Anträge ausgefüllt werden mussten. Doch bei den Voruntersuchungen stellte sich heraus, dass auch die Statik gelitten hatte. Die Kosten explodierten dadurch auf 35 000 Euro, zum Glück bewiesen die Leader-Verantwortlichen aber Entgegenkommen.

Bürgermeisterin Steffi Friedebold lud nach der Gedenkfeier zu einem Imbiss in die Gemeindeverwaltung. Hier stand auch ein Modell des Denkmals, der inzwischen verstorbene Tischler Willi Nierzwicki hatte es für die Spendensammlung des Doktors geschaffen.