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Kirche Herzlicher Abschied für Pfarrer Enders

Christof Enders ist nicht mehr Pfarrer der Kirchspiele Jerichow und Wulkow-Wust. Nach zehn Dienstjahren wurde er feierlich verabschiedet.

Von Sigrun Tausche 19.01.2016, 15:45

Jerichow l Viele Kerzen wurden angezündet zu Beginn des Gottesdienstes, und wenn auch der große Weihnachtsbaum noch in der Kirche stand, so erinnerte dies doch ein wenig an die Symbolik der Osternacht – wie in der dunklen Kirche das Licht der Osterkerze immer weiter getragen wird. „Wenn ich etwas mitnehmen könnte, dann das“, sagte Christof Enders. Die Feier der Osternacht war alljährlich ein Höhepunkt für ihn – einer unter ganz vielen weiteren Höhepunkten.

Meistern muss allerdings auch ein Pfarrer vor allem den Alltag, und das ist bei 15 Kirchengemeinden und noch mehr Kirchen wahrlich nicht leicht. Superintendent Michael Kleemann brachte einen Ball mit in den Gottesdienst, und das aus gutem Grund. Er zog Vergleiche zwischen der Gemeindearbeit und einem Ballspiel: „Auf ein gutes Zuspiel kommt es an – den Ball auch mal abgeben können, dem anderen im Team auch etwas zutrauen... Jeder muss mal aus der Deckung... Einzelkämpfer haben schlechte Karten, Alleingänge enden häufig im Abseits...“ Und beide haben auch gemeinsam, dass viel mehr zum „Spiel“ gehört, als man in der Öffentlichkeit wahrnimmt.

Schmunzelnde Zustimmung erhielt Kleemann für dieses Gleichnis: „Vielleicht sollten wir mit dem Kirchenkreis Bad Liebenwerda nochmal über eine Ablösesumme verhandeln...“ Und er fügte die Frage an: „Bricht die Mannschaft jetzt zusammen oder ist der Teamgeist stark genug, dass es weiter geht?“

In den vergangenen Jahren habe er Christof Enders „an vielen Positionen des Spielfelds erlebt“, blickte Superintendent Kleemann zurück. Er sei immer mit großer Beharrlichkeit bei der Sache gewesen. Verdienste erworben habe er sich auch als Stellvertreter des Superintendenten im Kirchenkreis Stendal sowie während der Elbe-Flut 2013.

Auch wenn Wehmut mitschwingt beim Abschied, so braucht die Gemeinde doch nicht besorgt sein um die Zukunft, denn die Nachfolge von Christof Enders ist bereits geklärt, betonte Michael Kleemann. Am 3. April wird der Einführungsgottesdienst für Pfarrerin Friederike Bracht sein, und bis dahin übernimmt Dorit Lau-Stöber die Aufgaben hier. Sie ist im Pfarrbereich gut bekannt, da sie vor einigen Jahren bereits eine Zeitlang gemeinsam mit Pfarrer Enders hier tätig war.

Der Gottesdienst war auch musikalisch ein Fest. Der Gemeindekirchenchor war dabei und der Gospelchor, den Pfarrer Enders selbst gegründet hatte – ohne dass er je zur Konkurrenz des Kirchenchors wurde, sondern zu einer schönen Ergänzung.

Auf Enders besonderen Wunsch haben beide Chöre nun auch einmal gemeinsam gesungen. Christoph Lehmann und Michéle Wiest leiteten die Chöre, und der Stendaler Domkantor Johannes Schymalla spielte wunderbar auf der Truhenorgel. Das musikalische I-Tüpfelchen war der Gesang eines kleinen, aber feinen ­Ensembles – des „Christnacht-Chors“. Hier sangen Diana und Christof Enders selbst mit.

Nach dem Gottesdienst waren die Gäste noch in den Malzkellersaal zum Kaffeetrinken eingeladen, und hier gab es noch viele persönliche Verabschiedungen.

Enrico Reumann und Knut Kielmann aus Wust sagten im Namen der „Free­biker“ und vieler anderer Biker Dankeschön dafür, dass Christof Enders sie zehn Jahre in vielfältiger Weise begleitet habe – vor allem mit den grandiosen Bikergottesdiensten. Als Mitglied der Jerichower Oldtimerfreunde gehörte Enders aber auch selbst zu den Bikern, ebenso wie Michael Kleemann.

Danke sagte Bodo Ladwig, Bürgermeister der Gemeinde Wust-Fischbeck, nicht nur für zehn Jahre gute Zusammenarbeit, sondern für allem dafür, was Christof Enders in der nach dem Deichbruch 2013 schwer vom Hochwasser betroffenen Gemeinde für die Menschen getan habe.

„Wir erinnern uns sehr gerne an die Zusammenarbeit“, bekräftigte auch Jerichows Ortsbürgermeister Andreas Dertz und nannte als einen ganz besonderen Höhepunkt den ZDF-Gottesdienst in der Klosterkirche. Auch an die gemeinsamen Gratulationen bei hohen Geburtstagen erinnere er sich gerne – da haben die beiden nicht selten die Jubilare mit gemeinsamem Gesang erfreut!

Ein wenig Spaß in die „wehmütige“ Runde brachte Andreas Dertz auch: Er hoffe, Enders habe es sich gut überlegt, in eine Stadt zu ziehen, die überwiegend wegen des Mineralwassers bekannt sei. „Wir haben hier Jerichower Klosterklaus und Klietznicker Wein!“

Bürgermeister Harald Bothe sagte ebenfalls Christof Enders danke für die angenehme und konstruktive Zusammenarbeit, und er bezog auch Diana Enders mit ein. Im AWO Fachkrankenhaus sei man sehr traurig, weil man eine sehr gute Bibliothekarin verliere.

Für Heiterkeit sorgte auch Dr. Jochen Gutte. Er sagte zu Enders: „Ich muss Ihnen ein Geständnis machen: Ich hatte was mit Ihrer Frau!“ Begegnet sind sich die beiden als Schreibende und haben bald gemerkt, dass es passt zwischen ihnen. Sie haben fortan gemeinsam Lesungen eigener Texte in Jerichow angeboten – und seien selbst überrascht gewesen, dass Leute kamen und sich das anhörten und offensichtlich auch noch mit Vergnügen, sagte Gutte in seiner typischen Art, die Welt und sich selbst mit einer Portion Humor zu betrachten.

Ebenfalls an Diana Enders gerichtet übermittelte Marion Krüger ein Grußwort der „Jerichower Schreibrunde“. Im Jahr 2012 hatte Diana Enders von Dorothea Iser die Leitung der Schreibrunde übernommen. Es sei damals für alle in der Runde ein Neuanfang gewesen. „Du warst von Anfang an authentisch“, würdigte Marion Krüger Diana Enders‘ Arbeit als „Chefin“ der Schreibrunde.

Als Vorsitzender von Geschichtskreis und Marionettenbühne Wulkow-Wust bedankte sich Matthias Kage bei Christof Enders für die Zusammenarbeit. Insbesondere im Zuge des Generationenwechsels im GuM habe Enders große Unterstützung geleistet und sich darum bemüht, dass es weitergeht.

Elimar Brandt, Vorsitzender der Borghardt Stiftung in Stendal, einer Einrichtung mit Wohn- und Pflegeplätzen für Menschen mit oft mehrfacher Behinderung sowie einer Kita, dankte Christof Enders für sein Engagement als Vorsitzender des Stiftungsrates „gerade in einer Zeit, als das gar nicht so einfach war.“

Enders habe ihn nach Stendal zur Stiftung geholt, sagte Brandt. „Wir haben immer fröhlich gemeinsam unseren Dienst getan, wir haben uns nicht blockieren lassen, auch nicht von finanziellen Nöten.“ Eine tolle gemeinsame Zeit sei es gewesen.

„Ihr seid für uns ein Segen gewesen“, sagte Susanne Northe stellvertretend für den Kirchenchor zu Diana und Christof Enders. „Eure Musikalität hat uns weit gebracht!“ Selbst in kleiner Gruppe habe der wunderbare Gesang auch Gottesdienste mit wenig Anwesenden zu etwas Besonderem gemacht. Auch manche schöne gesellige Runde werde in guter Erinnerung bleiben.

Diesem Lob schloss sich Kantor Christof Lehmann an, der sich auch immer gut vertreten wusste, wenn er mal zeitgleich einen Termin in Tangermünde hatte.

Pfarrer i.R. Peter Diederichs sagte danke im Namen der Evangelischen Zehntgemeinschaft, die 1999 in Jerichow auf Initiative von René Leudesdorff gegründet worden war und die er nun leitet. Auch die Gemeinschaft bekam mit Christof Enders einen neuen Pfarrer in Jerichow, mit dem es sich gut zusammenarbeiten ließ und der das Anliegen der Pfarrerskollegen im Ruhestand, den „Zehnten Teil ihrer Zeit zu geben“, gern unterstützte.

Im Namen des GuM-Zweigs Jerichow, der sich besonders für die Jerichower Stadtkirche engagiert, meldete sich Karl Eisbein zu Wort. Das Abschiedsgeschenk des Gartenfachmanns ist selbstgemacht: Ein Honigwein nach dem Rezept der Hildegard von Bingen!

„Kirchspiele haben zwei Schätze“, sagte Horst Mittendorf, Vorsitzender des Kirchspielrats Jerichow. „Der eine sind die schönen Kirchen, die wir nicht weggeben können. Der andere sind die Gemeindemitglieder. Davon haben Sie fünf mitgenommen. Mehr ­können wir nicht geben“, scherzte er mit Blick auf die ganze Familie Enders, die nun weggehen wird.

Einen herzlichen Dank gab Pfarrer Enders zurück. Bei all den Gruppen und Kreisen im Pfarrbereich habe er sich immer aufgehoben gefühlt. Es sei hier sehr schön gewesen, und er habe diese Zeit sehr genossen. Er wünschte den Gemeindemitgliedern, sich ihre Offenheit zu bewahren für diejenigen, die nun kommen werden.