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Kunstprojekt Mit Händen und Füßen gedolmetscht

„Palast der Geräusche und Bilder“ hieß ein Kunst- und Begegnungsprojekt für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Havelberg.

Von Dieter Haase 20.01.2016, 00:01

Havelberg l Mit der Frage nach ihren Visionen und Träumen und ihrem zukünftigen Leben in Deutschland hatte der Regisseur David Lenard von der Bürgerbühne des Theaters der Altmark die Projektwoche mit den ausländischen Jugendlichen, die in Havelberg vom DRK betreut werden, begonnen (die Volksstimme stellte das Projekt, an dem die Old School, der Bildungsverbund Handwerk und die Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt in Kooperation beteiligt waren, bereits am 15. Januar ausführlich vor).

„Das Ergebnis ist eindeutig: Alle Jugendlichen wollen hier in Deutschland etwas aus sich machen“, resümierte Lenard bei den öffentlichen Präsentationen am Sonnabend und Sonntag. Vor allem wollen sie studieren. Architekten, Ärzte, Chemiker, Ingenieure werden.

Am Ende der Woche ist durch die gemeinsame künstlerische und handwerkliche Tätigkeit zudem ein „Palast der Geräusche und Bilder“ entstanden, der sowohl als Tee- und Begegnungsraum als auch als zukünftiges Liebhaberkino und Präsentationsraum genutzt werden kann. „Hier sind die jugendlichen Flüchtlinge auch künftig stets willkommen“, machte Ursula Achternkamp, die Inhaberin der Old School, deutlich. „Und zwar wann immer sie möchten.“ Sei es, um sich in gemütlicher Runde zu treffen oder um sich handwerklich nützlich zu machen.

„So eine Projektwoche war auch für mich ein völliges Neuland. Vor allem die Sprachbarrieren mussten erst einmal überwunden werden. Manchmal haben wir mit Händen und Füßen gedolmetscht und oftmals auch den Computer zu Hilfe genommen, um eine Verständigung möglich zu machen“, erzählt David Le­nard. Trotzdem war es natürlich nicht einfach, war er hin und wieder fast schon am Verzweifeln. „Beim Zuhören und beim miteinander was tun lernten wir uns dann besser kennen und es baute sich Vertrauen auf, ja wurden sogar Geheimnisse miteinander geteilt. Dabei merkte man dann auch, dass wir eigentlich alle gar nicht so unterschiedlich sind.“ Worin seine wichtigste Erfahrung der insgesamt neun Projekttage lag? „Dass Kunst und Handwerk helfen, Sprache und Kultur zu vermitteln.“

Das Theater der Altmark möchte im Rahmen des Projektes „Arche 2.0“ (http://www.tda-stendal.com/die-bürgerbühne-am-tda/die-spielclubs/) auch weiterhin mit der Old School Havelberg kooperieren. Und zwar für zunächst fünf Jahre – im Rahmen des Bundesmodellprojektes „Dehnungsfuge – Auf dem Lande alles dicht“ (http://www.dehnungsfuge.com). „Ich denke an Projekte zum einen in Havelberg, zum anderen aber auch in Stendal“, so David Lenard. Hierfür suchen die Old School Havelberg und das Theater der Altmark noch nach Teilnehmern, Helfern und Unterstützern.