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Neujahrsempfang Ein Blumenstrauß fürs Ehrenamt

Ehrenamtlichen, Gewerbetreibenden und Institutionen Dank zu sagen, war Anliegen des Neujahrsempfanges in Schönhausen.

Von Ingo Freihorst 07.02.2016, 10:00

Schönhausen l Im Bismarckdorf ist es gute Tradition, dass Gemeinde und Bismarck-Stiftung gemeinsam zu diesem Empfang einladen. Dass sie zu den Anwesenden reden konnte, war für Dr. Andrea Hopp vom Bismarck-Museum alles andere als selbstverständlich: Denn noch bis zum 9. Dezember hatte die Existenz des Museums im Geburtsort des ersten deutschen Reichskanzlers auf der Kippe gestanden. Der Kooperationsvertrag zu dessen Finanzierung wäre am Jahresende ausgelaufen. Glücklicherweise bekannte sich auch der Gemeinderat einhellig zu der Einrichtung, am 10. Dezember wurde dann endlich der Vertrag verlängert.

Das geschah alles ausgerechnet im Jahr des 200. Geburtstages vom „Eisernen Kanzler“ – Otto von Bismarck war am 1. April 1815 geboren worden. Wegen des enormen Medienechos wurden auch entsprechende Besucherströme verzeichnet – insgesamt wurden bei den vielfältigen Veranstaltungen immerhin 20 535 Besucher gezählt. Bereits zum Auftakt am 15. März kamen 145 Gäste, Ministerpräsident Reiner Haseloff eröffnete dabei die beiden Sonderausstellungen. Sonderstempel samt –briefmarke wurden am 2. April herausgegeben, dazu kamen 387 Interessenten. Aktionen gab es am Berliner Hauptbahnhof oder im Bundesrat. Noch immer wandert zudem eine kleine Bismarck-Büste durch diverse Museen des Bundeslandes.

Erfreut war Andrea Hopp auch darüber, dass die Idee zur letztjährigen Aktion „Kunst für Demokratie“ direkt aus dem Ort kam: Diesmal wurden Türen bunt gestaltet. Mit dieser Aktion wehren sich die Akteure gegen die Vereinnahmung des Bismarck-Geburtstages durch Rechtsextreme.

Ein Dankeschön ging von der Rednerin an Land und Bund, welche Gelder für die Sonderausstellungen sowie zur Aufstockung der Museumspäda­gogin Katja Gosdek zur Verfügung stellten. Auch wurden die Lücken zur Absicherung der Öffnungszeiten gestopft. Zudem dankte sie den Helfern aus der Bevölkerung, welche den Betrieb der Einrichtung im „Ausnahmejahr“ mit Bravour absicherten.

Auch dieses Jahr muss aufgrund der knappen Finanzmittel wieder improvisiert werden. Probleme gibt es mit der Zuweisung von Kräften vom zweiten Arbeitsmarkt, ohne die die Öffnungszeiten nicht abgesichert werden können. Eine große Hilfe war dabei die Gemeinde, welche kurzfristig zwei Minijobber finanzierte. Um das Personalproblem etwas zu entschärfen, wird das Museum Geld, das eigentlich für Veranstaltungen gedacht war, für Zusatzkräfte einsetzen.

Auch in diesem Jahr gibt es ab dem 6. März wieder eine Sonderausstellung: Diese trägt den Titel „Angezettelt. Antisemitische Aufkleber und Gegenwehr“ und stammt vom Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin. Die Besucher erfahren in der Ausstellung unter anderem, wie Klischees entstehen – sowohl antijüdische, aber auch zum Islam oder über Flüchtlinge. Denn die Ausstellung ist Teil eines Pilotprojektes über jüdische Geschichte für Flüchtlinge. Die gesicherte Finanzierung ermöglicht dabei auch Workshops und Filme, vier Bundesfreiwilligenstellen werden zudem eigens dazu geschaffen. Zwei dieser Stellen sollen mit Flüchtlingen besetzt werden. Denn zur erfolgreichen Integration gehört auch die Beschäftigung mit der Geschichte – wozu in Deutschland auch die Juden gehören.

Als ein Jahr der weltweiten Veränderungen bezeichnete Bürgermeister Holger Borowski das Vorjahr. Auch Schönhausen sei betroffen, man stehe mit dem Flüchtlingszuzug vor einem Problem, das gemeinsam gelöst werden müsse.

Der Bürgermeister dankte allen Ehrenamtlichen, Gewerbetreibenden und Einrichtungen, ein besonderer Dank ging jedoch an seinen Amtsvorgänger Alfons Dobkowicz. Er habe die ärztliche Versorgung im Ort stabilisiert, das Bismarcksche Gut II zum Bürgerzentrum umbauen lassen sowie die Flutschäden im Ort aufgearbeitet.

Mit dem Museum, dem Park, der Kirche und der Touristinformation sei man auf Besucher gut vorbereitet, auch wenn dazu viel Aufwand nötig ist. Der Redner begrüßte es ausdrücklich, dass mit der Vertragsunterzeichnung das Museum auch weiter Bestand hat und dankte allen daran Beteiligten. Erst vor wenigen Tagen wurde ein weiterer Vertrag mit den Bismarck-Erben unterzeichnet, welcher die Leihgabe diverser Exponate verlängerte, ergänzt durch eine Ankaufoption für 75 besondere Exponate.

Mit Unterstützung des Staates werde auch der Turm der Kirche wieder hergerichtet, freute sich der Bürgermeister über diese Maßnahme. Gute Nachrichten konnte er auch bei der Beseitigung der Flutschäden verkündeten: Im November wurde die Dammstraße fertig, die Bahnhofstraße und der Hook sind fast fertig. Fleißig repariert wird zudem in der Müntzer- und Körnerstraße, in der Märsche oder im Neuen Wielweg.

Gerade jetzt in der Niedrigzinsphase sei es angeraten, die kommunalen Wohnungen attraktiver zu gestalten, mahnte er. Eventuell könne die Kommune auch eine Tribüne für die neu zu erbauende Turnhalle finanzieren.

„Auch viele unserer Vorfahren wurden vertrieben und suchten woanders Schutz – würden wir nicht auch vor einem Krieg fliehen?“ lenkte Holger Borowski den Blick auf die Flüchtlinge, von denen einige auch nach Schönhausen kommen werden.

Stellvertretend für alle Ehrenamtler dankte der Bürgermeister den Bibliothekarinnen Christel Guß-Siedler und Ingrid Poppe sowie dem Feuerwehrmann Mario Pultermann mit einem Blumenstrauß.