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Energieagentur Wichtige Tipps für Bauherren

Dem Thema Energie widmeten sich am Donnerstag Teilnehmer eines Fachgespräches. Dabei spielten auch Strompreise eine Rolle.

Von Andrea Schröder 13.02.2016, 00:01

Havelberg l Energieeffizienz, Energieeinsparung und nachhaltige Energieversorgung standen im Mittelpunkt des Treffens, an dem neben Mitgliedern des SPD-Ortsvereins Havelbergs Bürgermeister Bernd Poloski, der ehemalige Bau- und Verkehrsminister Sachsen-Anhalts Jürgen Heyer, der Landtagsabgeordnete Ralf Bergmann und der Geschäftsführer der Landesenergieagentur Lena, Marko Mühlstein, teilgenommen haben. Gastgeber waren die Stadtwerke unter Leitung ihres Geschäftsführers Sebstian Horn.

Wie gestern bereits kurz berichtet, begann das Treffen mit dem Besuch der Biogasanlage im Norden der Stadt, die 2011 errichtet wurde. Dort werden Mais- und Grassilage in Biogas verwandelt, das der Strom- und Wärmeerzeugung dient. Damit setzen die Stadtwerke auf nachwachsende Rohstoffe zur Energiegewinnung. Auch das Heizkraftwerk im Birkenweg wurde den Gästen von Netzmeister Bert Sturm vorgestellt.

Beim anschließenden Fachgespräch in den Räumlichkeiten der Stadtwerke am Dom stellte Marko Mühlstein – einst SPD-Bundestagsabgeordneter für die Altmark – die Arbeit und Leistungen der Landesenergieagentur vor, von denen auch die Hansestadt und die Stadtwerke profitieren können. Sie ist 2012 als GmbH des Landes gegründet worden und sieht sich als Dienstleister für Wirtschaft, öffentliche und private Verbraucher. Sachsen-Anhalt ist das Land der erneuerbaren Energien, sagte Mühlstein und berichtete, dass knapp die Hälfte der Stromversorgung im Land darüber erfolgt. Es gibt über 20 000 Arbeitsplätze, die mit erneuerbaren Energien zusammenhängen. Allerdings räumte er auch Schattenseiten ein, die etwa Wind- und Solarenergie mit sich bringen, da sie nur witterungsbedingt zur Verfügung stehen. Zudem sprach Marko Mühlstein die hohen Netzentgelte im Land an. Eine bundesweite Angleichung sei dringend erforderlich.

Die Mitarbeiter von Lena sind Netzwerker für all diejenigen im Land, die sich mit dem Thema Energie beschäftigen. Informationen über Fördermöglichkeiten, Begleitung von energetischen Modellregionen und -projekten sowie das Erstellen von Infomaterialien für die drei Zielgruppen gehören zum Aufgabenspektrum. Ein wichtiger Bereich ist die Bildung. Der Geschäftsführer stellte ein Lehrbuch vor, das an alle 900 Schulen im Land ausgereicht wurde.

Zudem hatte er für die Stadtwerke drei Exemplare der Bauherrenmappe mitgebracht. „Unser Spitzenprodukt“, bezeichnete es Mühlstein. Die Mappe enthält kompaktes Wissen zu allen Fragen, die private Bauherren bei Sanierung oder Neubau eines Hauses beschäftigen. Sie können nun bei den Stadtwerken ausgeliehen werden. Die Stadtwerke und Lena könnten zum Beispiel beim Thema Energiemanagement kooperieren, stellte Marko Mühlstein eine mögliche Zusammenarbeit in Aussicht.

Diskutiert wurden auch die Strom- und Gaspreise. Die Volksstimme hatte Anfang Februar die Entwicklung der Preise in den Stadtwerken im Norden Sachsen-Anhalts verglichen. Hier war für Havelberg bei  Strom der zweithöchste Preis verzeichnet, bei Gas der höchste. Im Vergleich aller Stadtwerke im Land liegt die Hansestadt allerdings in beiden Bereichen im Mittelfeld, sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Sebastian Horn und stellte klar: „Wir sind nicht die günstigsten." 

Dafür gibt es verschiedene Gründe. So sind etwa bei Strom die Umlagen und Abgaben gestiegen. Um die Jahresverbrauchsmenge für das Folgejahr zu beschaffen, werden in der Mitte eines Jahres die Verträge mit Lieferanten gemacht. Mit Blick auf die Ukraine-Krise und den erwarteten Anstieg der Energiekosten wurde auf Empfehlungen hin zu ähnlichen Konditionen wie im Jahr zuvor eingekauft. „Seitdem beobachten wir Woche für Woche, wie der Preis fällt", so der Stadtwerkechef.  Beim Gas sieht es ähnlich aus. „Auch dort befinden sich die Preise im freien Fall."

Der Rückgang der Bevölkerung und damit weniger Verbraucher spielt ebenfalls eine Rolle bei der Preisentwicklung. Zudem die Netzentgelte und nicht zuletzt das Vorhalten von Personal direkt vor Ort. „Die Preise sind keine freie Willkür durch uns, sie bemessen sich an den Ausgaben und werden durch die Landesregulierungsbehörde kontrolliert", sagte der Stadtwerkechef. Angesichts der fallenden Preise für Öl und Gas rechnet er für das nächste Jahr  damit, „dass sich einiges ändern wird".

Bürgermeister Bernd Poloski, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Stadtwerke, sagte, dass die hundertprozentige Gesellschaft der Stadt sich gut am Markt gehalten hat – obwohl es ein vergleichsweise kleines Unternehmen ist. Auch er bekräftigte, dass bei der Preisfestlegung nur das an die Kunden weitergegeben wird, was tatsächlich an Kosten anfällt. Dabei ist auch zu bedenken, dass drei Viertel der Kosten aus staatlichen Vorgaben resultieren. „Die Stadt als Gesellschafter hat in den vergangenen zehn Jahren nicht einen Cent Gewinn von den Stadtwerken bekommen. Das ist der Unterschied zu privaten Unternehmen, wo Aktionäre die Rendite rausziehen." Zu bedenken gab der Bürgermeister, dass die Stadtwerke jährlich das Freibad mit über 200 000 Euro subventionieren. Geld, das nicht für Ausschüttungen zur Verfügung steht.

„Wir sind an einer bürgernahen Versorgung interessiert, leisten auch Beratungstätigkeit. Für uns ist es wichtig, ein kommunales Unternehmen hier zu haben, um das Gemeinwesen zu unterstützen und nicht, um Gewinne zu machen, die zu Lasten der Kunden gehen würden. Das ist unsere Maxime", sagte das Stadtoberhaupt weiterhin. Nicht zuletzt haben die Stadtwerke, die auch die Geschäftsführung für den Wasserverband übernehmen, 30 feste Arbeitsplätze – ein wichtiger Faktor für die heimische Wertschöpfung. „Bei allem, was wir tun, geht es darum, dafür zu sorgen, dass wir nicht in die Insolvenz gehen", erklärte der Bürgermeister weiter und ergänzte, dass es sogar strafbar wäre, bewusst zwar die besten Preise anzubieten, damit jedoch eine Insolvenz in Kauf zu nehmen.

Fest steht außerdem: Die Möglichkeit zum Wechsel des Strom- und Gasanbieters ist jedem Kunden freigestellt.