1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Der Koch wird sein eigener Chef

Bilderbuchcafé Der Koch wird sein eigener Chef

Der Koch des Bilderbuchcafés verlässt nach Ostern Havelberg. Er wird sein eigener Chef.

Von Andrea Schröder 14.03.2016, 00:01

Havelberg l Seit der Eröffnung des Bilderbuchcafés vor fast fünf Jahren prägte er die Küche: Christian Liedtke. Der Chefkoch stand Café-Gründerin und Inhaberin Kerstin Maslow von Anfang an zur Seite. Beide entwickelten die Gaststätte am Havelberger Markt zu dem, was sie heute ist. Doch gehen sie nun bald getrennte Wege. Der einstige Schönhauser zieht mit Frau und Kind nach Uelzen, wo er ein eigenes Restaurant übernimmt.

„Ich schätze Christian sehr. Ich habe ihm viel zu verdanken, das Bilderbuchcafé trägt unser beider Gesicht“, sagt Kerstin Maslow. Kaffeespezialitäten und selbstgebackene Kuchen sind nur die eine Seite. Für die Speisen war Christian Liedtke zuständig. Wechselnde Speisekarte mit saisonalen Produkten, Kochkurse, Acht-Gänge-Menüs, Hochzeitsbuffets gehörten dazu. „Ohne Kerstin hätte ich nie so kochen können. Ich habe hier alle Freiheiten gehabt, konnte mich zu dem Koch entwickeln, der ich jetzt bin“, sagt Christian Liedtke, der vor dem Bilderbuchcafé Erfahrungen etwa in der Schweiz und auf einem Flusskreuzfahrtschiff auf der Donau gesammelt hat. „Ich konnte vorher nie so frei kochen, hier ist meine Küche entstanden. Kerstin hatte volles Vertrauen zu mir“, gibt er das Dankeschön zurück.

Ob Pasta selbstgemacht, Wildschwein zerlegen, Wildgansbrust zubereiten oder einen großen Wels verarbeiten – alles, was frisch zu machen war, wurde ausprobiert. „Es hieß immer: Bringt‘s mal, wir machen was draus“, sagt Kerstin Maslow und berichtet von einem Pilzsammler, der in einem Jahr 50 Kilogramm Steinpilze brachte. Im Jahr darauf gab es kaum Pilze. So ist das mit saisonalen Produkten. „Wir haben uns ein gutes Netzwerk aufgebaut und Leute, die für uns zum Beispiel Kräuter, Kürbisse und Minze anbauen. Das bleibt auch so“, sagt Kerstin Maslow und kommt auf Veränderungen zu sprechen.

Stellt sie einen neuen Koch ein? „Es stand für mich gleich fest, dass das nicht geschieht. Die Leute würden immer vergleichen. Damit könnte ich nicht umgehen. Christian hat die Küche geprägt.“ Deswegen bleibt die Küche aber nicht kalt. Frische Produkte sollen weiter verarbeitet werden. Zu kleineren Gerichten. „Das Bilderbuchcafé wird mehr zum Café, wo es auch was zu essen gibt. Das Hauptaugenmerk legen wir auf Kuchen. Wir sind nun mal eine Kleinstadt und der Ansturm ist nicht so groß, dass ständig große Gerichte gewünscht sind. Auch nicht von den Radtouristen. Wir merken allerdings, dass verstärkt Frühstück nachgefragt wird.“

Dass in gleicher Qualität weiter gekocht wird, dafür hat Christian Liedtke gesorgt, indem er sein Wissen an das Team und vor allem an seine stellvertretende Küchenchefin weitergegeben hat. Madlen Kuhnert hatte als Aushilfskellnerin angefangen. Doch fand sie in der Küche ihre Bestimmung, bringt sich selbst ein. Etwa wenn es darum geht, gluten- und lactosefrei zu kochen. Da beliest sie sich und probiert zu Hause viel aus. Außerdem arbeitet Sonja Isecke in der Küche mit. Im Service sind Susan Hanff, Heike Krauß und Karin Frahms tätig. In Hochzeiten gibt es Aushilfen. Und wenn es darum geht, etwa für Feierlichkeiten zu kochen, wird das künftige Frauenteam durch Mietkoch Michael Frontzek unterstützt. Der Havelberger hat auch schon zur Buga mitgearbeitet. „Er lebt das mit, was das Bilderbuchcafé ausmacht“, sagt Kerstin Maslow. Für den Koch-Azubi Domenic Wittig, der im zweiten Lehrjahr ist, wird nach einem neuen Ausbildungsbetrieb gesucht, damit er seine Lehre ordentlich beenden kann.

Bleiben wird auch die künstlerisch-kulturelle Seite des Café mit Buchlesungen, Bildergalerien, Musik und Theateraufführungen.

Bis nach Ostern ist Christian Liedtke noch in Havelberg tätig. Dann geht er nach Uelzen, wo er sich im Restaurant mit Saalbetrieb, das das Vereinsheim des dortigen Fußballvereins ist, verwirklichen will. Dass das eine große Herausforderung wird, ist ihm bewusst. Kerstin Maslow: „Ich ziehe meinen Hut davor und versuche, ihn mit meinen Erfahrungen zu unterstützen. Wir sind immer offen mit allem umgegangen, haben immer gut zusammengearbeitet.“