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Vorsorge Die richtige Kost und Bewegung

Einen sehr informativen Abend zum Thema Darmkrebsvorsorge haben rund 70 Gäste am Mittwochabend im Rathaus erlebt.

Von Andrea Schröder 17.03.2016, 18:52

Havelberg l Steigendes Lebensalter, familiäre Belastung durch Polypen oder Karzinome, entzündliche Darmerkrankungen, Übergewicht, Bewegungsmangel und Ernährung mit viel Fett, aber wenig Gemüse, Obst und Ballaststoffen sind Risikofaktoren für Darmkrebs, an dem in Deutschland jährlich 60 000 Menschen erkranken. Doch geht diese Zahl seit Jahren zurück – dank einer guten Prävention. Um auf diesem Feld noch mehr zu erreichen, hat der Ärztliche Direktor des KMG Klinikums Havelberg Prof. Dr. Thomas Wertgen die Veranstaltungsreihe „Gesund leben in der Region Havelberg“ ins Leben gerufen und sich Partner an seine Seite geholt.

„Gemeinsamkeit macht stark“ ist nicht nur das Motto der KMG. Es steht auch für seine Philosophie, dass Gesundheit am besten im Miteinander geht. Stärke, Mitgefühl, Beweglichkeit sind die Grundpfeiler für Harmonie, gab er seinen Zuhörern am Ende seines Vortrages mit auf den Weg. Und tatsächlich hatte man das Gefühl, mit manchmal nur Kleinigkeiten etwas Gutes zum eigenen Wohlempfinden beitragen zu können – und war motiviert.

Wird der Darmkrebs frühzeitig erkannt, sind die Heilungschancen sehr groß, versicherte Thomas Wertgen. Mit seinem Vortrag will er die Angst nehmen vor einer Untersuchung, bei der die Darmspiegelung, die Koloskopie, die gängigste und effektivste ist, Veränderungen im Gewebe festzustellen. Dabei können auch gleich kleine Eingriffe vorgenommen werden. Er stellte die Methode vor, sprach darüber, was der Patient bei der Vorbereitung zu beachten hat, welche Möglichkeiten es zur Entspannung gibt und was im Nachhinein zu beachten ist.

Gespräche, dezente Aromatherapie, Musik und Medikamente können eingesetzt werden, um dem Patienten die Angst vor der Untersuchung zu nehmen. Dabei entspricht das Team den Wünschen des Patienten.

Manch einer möchte die Untersuchung lieber verschlafen, ein anderer will genau sehen, was die Kamera in seinem Inneren sichtbar macht. 30 Minuten, so heißt es, dauert eine Spiegelung. Oftmals reichen 15 bis 20 Minuten, berichtete Thomas Wertgen, dass die Länge davon abhängt, was zu machen ist. „Mancher Darm ist wie eine Autobahn, andere wie Serpentinen, bei denen wir Pässe fahren müssen.“

Eine weitere Methode der Darmuntersuchung, die auch im Havelberger Krankenhaus seit kurzem angewendet wird, ist die Kapseluntersuchung. Dafür schluckt der Patient eine mit einer kleinen Kamera versehene Kapsel. Sie wird hauptsächlich bei Untersuchungen des Dünndarmes eingesetzt. Die Methode ist in der Regel allerdings nicht die Alternative zur Spiegelung, bei der die Kamera am Endoskop vom Arzt gesteuert werden kann, um alle Bereiche einsehen zu können.

Welchen Erfolg eine frühzeitige Erkennung des Darmkrebses hat, davon berichtete ein Senior, der im Oktober wegen Blut im Stuhlgang ins Krankenhaus überwiesen und operiert wurde und nun geheilt ist. Dass die Heilungschancen sehr groß sind, belegte der Internist anhand statistischer Zahlen. Die Sterberate bei Darmkrebserkrankungen ist rückläufig, seit die Krebsfrüherkennung im Jahr 2002 ab einem Alter von 55 Jahren gesetzlich verankert wurde.

Der Professor nutzte seinen Vortrag nicht nur dazu, die Scheu vor einer Spiegelung zu nehmen, sondern auch, um zu gesunden Lebensaktivitäten zu motivieren. Denn diese können helfen, einer Darmkrebserkrankung vorzubeugen: Reichlich trinken – wozu durchaus auch ein Glas Rotwein am Tag gehören darf –, gesund essen und Bewegung. Das ist natürlich nicht neu, aber eine Erinnerung daran tut gut. Der Ärztliche Direktor rät dabei zur „Mittelmeerküche“ und einer Orientierung an der Ernährungspyramide mit dem richtigen Verhältnis von Ballaststoffen, Gemüse, Obst, Milchprodukten und gesunden Fetten.

Die KMG Kliniken hatten Hefte mit Rezeptideen vorbereitet. Bärbel Schultze von der AOK hielt ebenfalls Info-Material zum Thema Ernährung parat. Außerdem bot Apotheker Dr. Frank Hommel mit seiner Mitarbeiterin Michaela Braunschweig Blutdruckmessungen an. Proben für Aroma­therapien wurden von Mitarbeiterinnen des Gesundheitssportzentrums Pritzwalk vorgestellt. Stefanie Brumme von der Physiotherapie des Klinikums hatte „Motivationsspritzen“ zusammengestellt. Nach dem Vortrag gab es für die Gäste zudem eine Kostprobe schnell zubereiteter gesunder Kost: Magerjoghurt mit Weintrauben und Walnuss.

Bürgermeister Bernd Polos­ki hatte die Gäste begrüßt und seine Freude über das große Interesse an dieser neuen Präventionsreihe zum Ausdruck gebracht, mit der Krankenhaus, niedergelassene Ärzte, Apotheken und Krankenkasse zugleich zeigen, was sie zu leisten vermögen. Pia Gabel, Verwaltungsdirektorin der KMG Havelberg, lud nicht nur zum nächsten Termin am 28. Mai ein, sondern informierte, dass das Klinikum bald darauf zur Einweihungsfeier nach erfolgter Sanierung des alten Gebäudes einladen wird.

Den Welt-Bluthochdrucktag im Mai nimmt Thomas Wertgen zum Anlass, am 28. Mai zu einer Wanderung einzuladen – Bewegung ist auch gegen Bluthochdruck gut.

Für all diejenigen, die Fragen zum Thema Darmkrebsvorsorge haben, ist am heutigen Freitag in der Redaktion der Volksstimme ein Patiententelefon eingerichtet. Von 13 bis 14 Uhr beantwortet Thomas Wertgen die Fragen unter der Telefonnummer 039387/768 26.