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Am Schönhauser Bahnhof Übung: Sechs Verletzte an den Gleisen

Fünf Wehren eilen Sonnabend zum Bahnhof - die Szenerie, die die Kameraden erwartet, ist nur eine Übung.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 19.09.2015, 19:03

Schönhausen l Ein Gleisarbeiterfahrzeug ist verunglückt. Sechs Männer sind verletzt, Fässer mit Chemikalien liegen umher, es brennt. „Eine anspruchsvolle Aufgabenstellung, die die Kameraden hier vorfinden“, schätzt Kreisbrandmeister Ringhard Friedrich ein, der am Rande des Geschehens steht. Seit April hat Gemeindewehrleiter Karl-Heinz Pick die Übung vorbereitet. Im Boot natürlich die Bahn, die den Zug zur Verfügung stellt, ein Gleis sperrt und die Regionalbahn nur im Schritttempo an der „Unglücksstelle“ vorbeifahren lässt, der ICE kann ungebremst fahren. Ein Dispatcher ist dabei und achtet darauf, dass niemand zu dicht an das Absperrband kommt. Dafür haben die Kameraden aber auch gar keinen Blick. Denn als die ersten zwei Schönhauser Kameraden unter Atemschutz an die Unglücksstelle kommen, hören sie schon die Verletzten. Vor allem Andreas Musow von der Feuerwehr Schollene, genau wie die anderen „drei Opfer“ von den Johannitern realitätsgetreu verwundet geschminkt, spielt seine Rolle perfekt. „Holt mich hier raus“, jammert er. Doch die beiden Feuerwehrmänner kümmern sich erst einmal um den Verletzten unterm Zug – Thomas Schulz von der Scharlibber Wehr. Er hat einen offenen Armbruch. Als er versorgt ist, widmen sie sich der nächsten Verletzten, die zudem schwanger ist. Caroline Sydow aus Schollene hat sich für ihre Rolle ein Kissen unter die Latzhose gesteckt. Dann endlich kommt Verstärkung für die beiden Schönhauser Kameraden. Und auch Andreas Musow kann endlich mit etwas Mühe aus dem Baggerführerhäuschen gehievt werden – seine Schreie hört auch der 100 Meter weg an einem Masten neben den Bahngleisen liegende Heinz Päsler aus Scharlibbe – das vierte „Opfer“. Oben an der Sig­nalanlage liegt sein „Kollege“. Den Dummy von dort oben sicher runterzuholen, wird zur Herausforderung für die Helfer.

Noch ein sechstes Opfer wird aus dem Gleisarbeiterzug geborgen. Und ganz spontan bekommt Stefan Rente von der Fischbecker Wehr, der eben gerade noch gelöscht hat, von den Beobachtern die Anweisung, umzufallen – bewusstlos von den chemischen Dämpfen. Nun müssen sich die Fischbecker auch noch um ihren Kameraden kümmern.

Alle Verletzten kommen in etwas Entfernung in Obhut von Kameradinnen. Eigentlich sollten hier die Sanitäter vom Johanniter-Unfalldienst in die Übung eingebunden sein. Doch ihr realer Einsatzort ist an diesem Tag die Klietzer Kaserne, wo am Nachmittag die Flüchtlinge eintreffen – das geht vor, begründet Karl Heinz Pick.

Nicht mit allem ist er am Ende des Einsatzes zufrieden. „Aber dafür sind solche Übungen ja auch da. Wir wissen, wo die Defizite liegen und worauf bei der Ausbildung Augenmerk gelegt werden muss.“

Im Einsatz waren die Wehren aus Schönhausen, Fischbeck, Klietz, Kabelitz und Hohengöhren.