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Australien Geld verdienen bei der Kirschernte

Julia Eichelmann und Marcus Leschien aus Schönhausen sind nun schon seit über einem Jahr in Australien.

Von Julia Eichelmann 19.02.2016, 09:56

Schönhausen/Australien l  Hatten sie eigentlich geplant, schon wieder zurück in Deutschland zu sein, bleiben sie noch ein Weilchen, um auf dem fünften Kontinent die Seele baumeln zu lassen. Julia Eichelmann schreibt:

Schon einige Zeit ist es her, dass wir von unserem Aufenthalt in Australien berichteten. Damals befanden wir uns noch in Western Australia, momentan bereisen wir Tasmanien, die größte Insel des Landes. Ja, seit mittlerweile über einem Jahr reisen wir durch die Welt, sahen Dubai, Thailand, Singapur und fast ganz Australien. Uns fehlt nun noch die komplette Ostküste.

Um Zeit dafür zu haben, arbeiteten wir auf ein sogenanntes „2nd year visa“, quasi einer Verlängerung des ersten Work and Holiday-Visas, hin. Das bekommt man aber in Australien nicht so leicht. Man muss 88 Tage in bestimmten Gebieten des Landes bestimmte Tätigkeiten verrichten: Dazu zählen unter anderem Erntearbeit oder Arbeit in der Baubranche.

Bereits im Northern Territory war uns klar, dass wir uns demnächst wohl auf einer Farm wiederfinden werden, um Früchte zu ernten. Aber wir schoben den Gedanken vorerst weiter nach hinten. Denn wegen der tropischen Temperaturen wollten wir diese Arbeit nicht ableisten. So fuhren wir vorerst weiter durchs Land, besichtigten Australiens größten Nationalpark – den Kakadu National Park – mit vielen gut erhaltenen Wandmalereien der Aborigines. Wir statteten Darwin einen kurzen Besuch ab und hatten noch viel Badespaß unter Wasserfällen sowie in den Hot Springs bei Matarenka mit konstanten 34 Grad Wassertemperatur.

Dann fuhren wir gen Süden. Wir hatten uns vorgenommen, im australischen Winter Zen­tralaustralien zu durchqueren, da tagsüber „nur“ rund 25 Grad vorherrschen, es nachts aber auch bis auf den Nullpunkt herunterkühlen kann.

Ein Highlight auf der Strecke waren die Devil Marbles - kugelförmige Gesteinsformationen. Diese entstehen auch durch die extremen Temperaturwechsel. Obere Gesteinsschichten platzen ab und so entsteht diese unnatürliche runde Form der Felsen.

Nach weiteren knapp 380 Kilometern erreichten wir Alice Springs, eine Stadt, die bei uns einen besonders guten Eindruck hinterließ. Eine wirklich schöne, überschaubare Innenstadt mit vielen Kunstgale­rien und Musikgeschäften. Das Stadtbild wird von vielen Abo­rigines, den Ureinwohnern, geprägt – also endlich mal ein Bild einer Stadt, wie man sich Australien vorstellt. Unterkunft fanden wir bei Hans- Gerd und Christa, einem deutschen Ehepaar, das vor zehn Jahren ausgewandert ist. Den Kontakt hatten Freunde aus Oldenburg für uns hergestellt. Beide waren wirklich sehr liebenswert und für uns eine willkommene Abwechslung.

Ein Höhepunkt unserer Reise war die Besichtigung des Uluru (Ayers Rock). Ein Monolith, der in dem weiten flachen Land etwas Magisches ausstrahlt und in der Kultur der Aborigines heilig ist. Wir umrundeten den Uluru und nahmen uns viel Zeit für das Spektakel des Sonnenunterganges, bei dem sich der Berg von braun zu rot und bei untergehender Sonne lila verfärbt. Es war faszinierend, so dass wir auch am Folgetag dieses nochmals sehen und genießen wollten. Wir wanderten zu den Kata Tjutas (sinngemäße Übersetzung: viele Köpfe) und dem atemberaubenden Kings Canyon, einer wundervollen Sandsteinschlucht mit dem Garten Edens.

Mit all diesen bleibenden Erinnerungen fuhren wir dann nach South Australia, wo wir Coober Pedy und die Opalminen besuchten und in einem Haus unter der Erde übernachteten. Da in der Region Temperaturen um die 40 Grad keine Seltenheit sind, entschied man sich, die Häuser und sogar Kirchen in die Erde zu bauen. Nur ein Belüftungsrohr stellt die Verbindung nach draußen dar.

Dann war der Zeitpunkt gekommen, an den wir uns wohl immer zurück erinnern werden, wenn wir einen Supermarkt besuchen: Wir landeten in South Australia in der Citrus-Ernte. Hauptsächlich pflückten wir tonnenweise Zitronen von den großen Bäumen, aber auch Orangen und Mandarinen, wobei jede Frucht einzeln mit einer Gartenschere abgeschnitten wird. Die Ernte von Avocados ist eine echte Herausforderung, denn die kleinen grünen Früchte sind in den großen Bäumen nur mit einem sehr geschultem Blick auffindbar. Alle gestellten Aufgaben erledigten wir zur Zufriedenheit unseres Bosses. So konnten wir die ersten 35 Tage der zu leistenden 88 Tage für die Visa-Verlängerung nachweisen und hatten zudem unsere Reisekasse etwas aufgestockt.

Dann bekamen wir Besuch aus Deutschland: Unsere Freundin Katja Walter (27) aus Klietz hatte Sehnsucht und wollte sich auch ein Bild von unserem Leben in Australien machen. Wir besichtigten unter anderem Kangaroo Island. Die faszinierende Landschaft um die Remarkable Rocks und Admirals Arch blieb im Gedächtnis, auch der Wildlife Park, wo wir alle einen Koalabären im Arm halten konnten und generell der australischen Tierwelt sehr nahe kamen. Wir fuhren die wohl bekannteste Straße Australiens – die „Great Ocean Road“ – mit ihren traumhaften Sandstränden und der einzigartigen Natur von Steppe bis hin zum urigen Regenwald entlang. Ein wirklich bleibendes Erlebnis!

Nach dreiwöchigem Au­fenthalt brachten wir Katja schweren Herzens wieder zum Flughafen in Melbourne. Wir hatten wirklich eine tolle Zeit, schwelgten in Erinnerungen und lachten viel am abendlichen Feuer.

Für uns hieß es dann nochmals Arbeiten. Dafür setzten wir mit der Fähre nach Tasmanien über. Nach anfänglichen Problemen, Arbeit zu finden, weil die Erntesaison noch nicht begonnen hatte, starteten wir richtig durch. Marcus wurde auf dem Bau tätig und arbeitete an der Vergrößerung einer Lachsfarm mit. Ich hingegen hatte einen echten Knochenjob und pflückte Erdbeeren. Eine ziemlich harte Zeit. Nach drei Wochen ergab sich die Möglichkeit, zu einer Apfel- und Kirschfarm zu wechseln. Alles erschien mir besser als die Akkordarbeit in den Erdbeerfeldern. So lernte ich, dass Apfelbäume ausgedünnt werden müssen, um bestimmte Äpfel wachsen zu lassen. So trugen manche Äste bis zu 20 kleine Äpfel, von denen wir 12 entfernten, damit die anderen acht groß werden konnten. Eine sehr langweilige Arbeit, aber dank meiner neu gewonnenen Freundin Franziska aus Deutschland alles halb so wild. Marcus gesellte sich nach sechs Wochen zu uns, da die Baustelle beendet war.

Zu Weihnachten und Silvester wären wir tatsächlich lieber bei unseren Familien in Schönhausen gewesen, aber auch das sind Momente einer Reise, die bedeutend sind.

Im Januar ernteten wir dann pausenlos Kirschen. Es war auch Akkordarbeit, aber bei weitem nicht so anstrengend wie auf dem Erdbeerfeld. Marcus und ich pflückten im Team jeweils eine Baumhälfte. Jeder wollte jeden übertrumpfen und schneller sein. So kamen am Tagesende immer knapp 25 Kisten für jeden zusammen. Eine Arbeit, die wir auch nochmal machen würden.

Dann hatten wir unsere 88 Tage zusammen und beendeten unsere Arbeit mit einem guten Gefühl.

Seit dem 19. Januar sind wir wieder on tour und bereisen Tasmanien. Die Insel wird wegen ihrer Landschaft auch als kleines Neuseeland bezeichnet. Am 15. Februar setzten wir mit der Fähre aufs Festland über. Nun haben wir Zeit, auch noch die Ostküste Australiens zu bereisen. Planmäßig wollen wir im Sommer wieder in Deutschland sein.