1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Stabiles Gewerbe und engagierte Vereine

Bürgermeister Stabiles Gewerbe und engagierte Vereine

Mit welchen Plänen er in das Jahr startet, fragte Anke Schleusner-Reinfeldt den Schönhauser Bürgermeister Holger Borowski.

13.01.2016, 14:45

2015 ist vorüber und damit auch knapp das erste halbe Jahr Ihrer Amtszeit als Bürgermeister. Was zählte zu den schönen Momenten?

Die Baumaßnahmen zur Flutschadensbeseitigung, die in Schönhausen und in Hohengöhren begonnen haben, natürlich auch die Einweihung der neuen Straße zum Damm.

Weniger schön war dagegen sicherlich die Sorge um den Fortbestand des Bismarck- Museums. Sind Sie mit der nun gefundenen Lösung, dass die Gemeinde für ein halbes Jahr die Personalkosten trägt, zufrieden?

Ja, das bin ich! Diese Entscheidung habe ich ja zusammen mit dem gesamten Rat und vor allem mit Unterstützung meines Stellvertreters Jürgen Mund getroffen. Auch die anderen Vertragspartner suchen den Weg zum Erhalt des Museums. Wir haben die Verträge der Aushilfskräfte verlängert. Den finanziellen Aufwand werden wir an anderer Stelle einsparen beziehungsweise durch eine Erhöhung der Eintrittspreise reinholen. Das Museum muss unbedingt erhalten und gestärkt werden. Grundlage dafür ist natürlich auch das Verbleiben der Exponate. Das ist wichtig nicht nur für den Tourismus in Schönhausen, sondern im gesamten Elbe-Havel-Land.

Wie bereitet sich Schönhausen auf die Flüchtlinge vor, die 2016 vom Landkreis in die von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Wohnungen zugewiesen werden könnten?

Wir haben dem Landkreis mehrere Wohnungen in Schönhausen und Hohengöhren angeboten. Nun müssen wir abwarten, wann und ob diese vergeben werden. Die Flüchtlinge sind nun mal hier in Deutschland und wir müssen ihnen die Chance geben, Fuß zu fassen. Leider gibt es rechtsradikale Strömungen, die in Drohungen unter anderem mir gegenüber gipfeln. Das lasse ich mir nicht gefallen, die Polizei ist eingeschaltet.

Der Hohengöhrener Sportverein feiert in diesem Jahr ein rundes Jubiläum. Inwieweit kann sich die Gemeinde die finanzielle Unterstützung von Vereinen noch leisten?

Die Vereine sind ja eine ganz wichtige Säule im Gemeindeleben, ohne sie wäre vieles ärmer. Entsprechend der Haushaltslage werden wir entscheiden, wieviel Geld wir in die Vereinsförderung stecken können. Egal welche Größe ein Verein hat – ich möchte jeden gleich behandeln. Aber ich bitte die Vereine auch, sich untereinander zu unterstützen wie bisher.

Wie sieht die finanzielle Ausstattung der Gemeinde generell aus?

Dazu kann ich noch nichts sagen, der Haushaltsentwurf muss erst noch erarbeitet werden.

In den zurückliegenden zwei Jahren lag das Hauptaugenmerk bei Investitionen auf den Flutsanierungen. Sind in diesem Jahr auch andere Projekte geplant?

Es gibt ja eine Prioritätenliste. Erst einmal müssen alle Hochwasserschäden behoben werden. Wenn Sie die Heinestraße meinen, die wir schon seit ein paar Jahren immer wieder auf dem Plan haben, so wird das auch 2016 erst einmal nichts. Denn es wird teuer – nicht nur für die Gemeinde, sondern auch für die Anlieger, die laut Satzung Ausbaubeiträge zahlen müssen. Unsere Friedhöfe habe ich nicht aus dem Augenwinkel verloren. Die Ausschreibungen für einige Bauvorhaben wie die Planung der Einrichtung der vielfach gewünschten halb­anonymen Urnenstätte in Schönhausen laufen bereits.

Der Neubau der Turnhalle als Ersatz für die geflutete Sporthalle der ehemaligen Sekundarschule soll in diesem Jahr beginnen. Diskussionen gab es im Rat wegen des Standortes. Halten Sie den Platz am Ortsrand neben dem Sportlerheim für günstig?

Der Rat hat sich im Frühling, als ich noch nicht Bürgermeister war, mehrheitlich für den Standort entschieden und inzwischen hat die Gemeinde das Grundstück gekauft. Ich habe meine Hand dafür nicht gehoben. Denn ich hätte die Halle lieber im Ort nahe der Grundschule und dem Kindergarten gesehen. Nicht nur wegen der Entfernung, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen. Wenn wir nämlich für den neuen Kindergarten ein neues Heizhaus bauen, könnte auch die Halle mit angeschlossen werden. Aber wir haben in unserem Gemeinderat eine gesunde Demokratie, nun ist es so und ich akzeptiere die Meinung des Rates.

Sind Sie zufrieden mit der Abarbeitung der Flutschäden in Schönhausen?

Ja, es geht gut voran! Das haben wir dem Bauamt und den Firmen mit sehr engagierten Mitarbeitern zu verdanken. Sie haben für alle betroffenen Mitgliedsgemeinden der Verbandsgemeinde das Bestmögliche gegeben, auch für die Kommune Schönhausen. Da die Abarbeitung nun mal seine Zeit braucht, ist es bei diesem Umfang nicht schneller möglich. Wichtig war die Erkennung der Schäden und die fristgerechte Einreichung der Anträge bei den Behörden – dies hat die Verwaltung super erledigt!

Am unsanierten Nebengebäude des ehemaligen Bismarckschen Gutes II nagt der Zahn der Zeit. Gibt es dafür keine Verwendung, damit sich die Sanierung dieses historischen Objektes lohnt?

Ich könnte mir da schon etwas vorstellen. Unsere Ärztin Frau Dr. Lüke braucht mehr Platz, auch für Fachärzte, die hier in Schönhausen Sprechstunden abhalten. Dafür würde sich das Gebäude gut eignen. Jetzt wird es über die Flutsanierung erst einmal trockengelegt und dann sehen wir weiter, ob wir als Gemeinde das restliche Geld in die Sanierung investieren oder wir Investoren finden.

Was ist mit dem alten Speicher am Park, für den es ja auch Wiederaufbaumittel nach der Flut gibt?

Erst einmal wird er trockengelegt und die Standfestigkeit wiederhergestellt. Was dann damit wird, müssen wir im Rat besprechen. Das liegt in der Priorität hinten, ist aber vielleicht doch lukrativ zur späteren gewerblichen Nutzung.

Wann werden die Schönhauser und Touristen wieder durch den Park spazieren können?

Vor 2017 nicht. Die Verkehrs- beziehungsweise Personensicherheit ist noch nicht gegeben. Wir haben noch ein paar Jahre Zeit, den Park wieder herzurichten. Und zwar so wie 1885. Wir haben dann einen Barockpark, der anders aussehen wird als vor der Flut. Bei der Gelegenheit müssen und werden wir auch einen anderen würdigen Platz für die bisherigen Gedenksteine finden.

Wie stabil sind Handwerk und Gewerbe in der Gemeinde Schönhausen?

Ich freue mich, dass gerade das Handwerk so eine lange Tradition hat und auch so manche Krise überstanden wurde. Für den Einzelhandel ist es nicht so einfach, weil die Discounter und auch der Internethandel eine übergroße Konkurrenz darstellen. Es ist schön, dass das Schönhauser Gewerbegebiet so gut ausgelastet ist und auch für Hohengöhren mit dem Solarpark eine Nutzung gefunden wurde. Die vielen Betriebe bieten Arbeitsplätze vor Ort sowie Gewerbeeinnahmen.

Die Anwohner der Bundesstraße in Hohengöhren sind geplagt vom Gepoltere, das ihre Wohnhäuser Tag für Tag erschüttert. Ist inzwischen mit dem Landes-Straßenbauamt wegen der Regenentwässerung alles soweit geklärt, dass dem Bau nichts mehr im Wege steht?

Es soll ja dieses Jahr losgehen. Gebaut wird in zwei Abschnitten. Der Schwerlastverkehr wird dann weiträumig über die Platzrandstraße umgeleitet, für alle anderen und vor allem die Schulbusse gibt es im Ort eine Umleitung.

Wie kann die Gemeinde Schönhausen der Verbandsgemeinde bei der Suche nach einer Übergangslösung für die Aufnahme der Wuster Grundschüler bis zur Fertigstellung des neuen Kindergartens behilflich sein?

Zunächst erst einmal: Ich finde die Entscheidung des Landes unmöglich! Warum kann denn Wust nicht so lange erhalten bleiben, bis in Schönhausen alles fertig ist? Das Land ist es ja schließlich auch, das so spät mit den versprochenen Förderprogrammen in Gange kommt, es gab bisher nur Lippenbekenntnisse. Muss tatsächlich eine Übergangslösung gefunden werden, helfen wir der Verbandsgemeinde natürlich – es gibt da schon ein paar räumliche Möglichkeiten für Schule beziehungsweise Hort. Denn auch wenn es nur ein Übergang ist, sollen die Lernbedingungen vernünftig sein.

Können sich die Schönhauser auf ein Parkfest 2016 freuen?

Nein, das werden wir wohl frühestens 2017 wieder feiern. Es gibt aber genug andere Veranstaltungen, die zum gemütlichen Beisammensein einladen. Dafür sorgen Feuerwehr, Kirche und Vereine.

Warum findet der Neujahrsempfang ausgerechnet mitten in den Winterferien statt?

Weil sich andere Termine überschnitten hätten. Die Bismarckstiftung, mit der wir zusammen einladen, ist erst ab 16. Januar wieder vor Ort und erst dann können die Einladungen verschickt werden – eher wäre es also gar nicht gegangen.

In den letzten Jahren wurde zwar immer von der Schaffung von altersgerechtem Wohnraum gesprochen, aber getan hat sich noch nichts …

Der Ersatzneubau für das nach der Flut abgerissene Mehrfamilienhaus in der Breitscheidstraße 12, als Melkerhotel bekannt, wird altersgerecht gebaut. Das Fachwerkhaus in der Breitscheidstraße 9, das unter Denkmalschutz steht, dürfen wir nun abreißen – die Flutschäden sind zu stark. Auch dieser Ersatzneubau wird so gestaltet, dass Ältere hier Barrierefreiheit haben.

Die Vermietung von Wohnungen ist eine wichtige Einnahmequelle für die Gemeinde. In welchem Zustand befinden sich die Wohnungen und wie viele stehen leer?

Da müssen wir mehr machen. Wir haben nun mal Einnahmen, dann müssen wir auch investieren, das ist im privaten Bereich ja auch so. In der Neuen Straße sind Modernisierungen ganz wichtig, hier gibt es noch Ofenheizungen, erst am Wochenende rückte die Feuerwehr aus, um Wasser aus dem Keller zu pumpen, weil eine marode Leitung geplatzt ist.Die Neuvermietung der leeren Wohnungen im Obergeschoss des Neubaus am Mühlenberg ist erst wieder gestattet, wenn die Verbandsgemeinde eine Feuerwehrdrehleiter angeschafft hat.

Welcher Ihrer Zukunftswünsche für Schönhausen bleibt aufgrund der Finanzen ein Wunschtraum?

Träume gibt es nicht. Aber ich wünsche mir, dass wir einen Partner finden, um hier ein Seniorenwohnheim zu bauen.

Durch berufliche Veränderungen wollten Sie sich mehr Freiraum für die Arbeit als Bürgermeister und für die Freizeit verschaffen - ist das schon umgesetzt?

Ich bin zwar noch Inhaber meiner beiden Geschäfte, aber ich habe die Geschäftsführung in Schönhausen an Katrin Bärmann und in Tangermünde an Ilona Mannewitz übertragen. So kann ich mir meine Zeit besser einteilen. Ich überlege, mich in Schönhausen geschäftlich zu verkleinern und auch die Geschäftszeiten könnten sich ändern. Aber da sind erst noch ein paar Dinge abzuwarten und zu klären.

Beenden Sie bitte diesen Satz: Die Arbeit als Bürgermeister von Schönhausen …

... ist eine Herausforderung. Aber es ist gut zu wissen, dass viele Bürger und Ratsmitglieder hinter mir stehen. Allen Bedürfnissen kann man nicht gerecht werden. Aber wir versuchen, für jedes Problem eine Lösung zu finden.