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Bürgermeisterwahl Bewerber stehen Rede und Antwort

Die drei Bewerber um das Bürgermeisteramt der Gemeinde Schollene standen den Wählern Rede und Antwort.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 17.02.2017, 13:47

Schollene l Bei zehn Fragen, gestellt vom stellvertretenden Bürgermeister Sebastian Heinike, hatten Uwe Engel, Benjamin Kirchner und Jörg Wartke die Gelegenheit, die zahlreichen anwesenden Schollener von sich zu überzeugen. Zumeist waren sich die drei Kandidaten einig. Ihr Anliegen: Die Gemeinde weiterhin als einen lebens- und liebenswerten Ort für Alt und Jung zu gestalten.

Uwe Engel kandidiert als Bürgermeister, weil er Dinge beschleunigen will. Er sieht für Schollene viel Potential. „Nach 20 Jahren als Gemeindearbeiter kenne ich die Schnittstellen, ich will eng mit dem Rat und der Verbandsgemeinde zusammenarbeiten.“ Auf die Frage aus dem Publikum, wie sich denn seine Tätigkeit als Gemeindearbeiter und als Bürgermeister vereinbaren lassen, sagte zunächst Ordnungsamtsmitarbeiterin Jenny Wolff, dass es rechtlich möglich ist. Auch die dazu extra befragte Kommunalaufsicht hat keine Einwände. Und Uwe Engel erklärte: „Fehler würden mir doch als Erstes auf die Füße fallen. Und ich führe als Bürgermeister ja kein Monopol, sondern kann nur zusammen mit dem Gemeinderat und der Verbandsgemeinde agieren.“ Derzeit wohnt er noch in Rathenow, plant aber, dieses Jahr nach Schollene zu ziehen.

Benjamin Kirchner, mit fast 32 der jüngste Bewerber, lebt gern in der Gemeinde, „ich bin hier aufgewachsen und möchte etwas zurückgeben. Weil ich Mitglied im Rat der Verbandsgemeinde bin, habe ich auch hier einen guten Einblick. Auch wenn die Kassen klamm sind – wir müssen das Beste daraus machen.“

Jörg Wartke weiß, dass „Kommunalpolitik gerade in Zeiten knapper Kassen schwere Politik ist. Es liegt hier einiges im Argen, an den Missständen werde ich arbeiten. Ich will das, was Schollene zu bieten hat, stabilisieren und verbessern.“ Aus dem Publikum gefragt, wie es denn im Falle einer Wahl mit seinem Posten als Vorsitzender des Sportvereins weitergeht, sagte er: „Das ist abgesprochen. Gunnar Berg und Mario Neumann werden einen Großteil meiner Aufgaben übernehmen. Eine Neuwahl soll erst stattfinden, wenn sie laut Satzung wieder ansteht, damit der Verein keine unnötigen Kosten hat.“

Auf die Frage, was sie sich als großes Ziel setzen, sagte Benjamin Kirchner, dass man versuchen muss, Einnahmen zu generieren, damit man vor Ort auch noch selbst Entscheidungen treffen kann. Jörg Wartke will vor allem mit den Vereinen zusammenarbeiten und versuchen, junge Familien in Schollene zu halten und herzuholen. Uwe Engel will die Jugend genauso wie die Alten fördern, Vereine und Gewerbe stärken und vor allem die gemeindeeigenen Wohnungen attraktiver gestalten, „da ist einiges auf der Strecke geblieben, auch an den Straßen oder auf den Friedhöfen“.

Welche Möglichkeiten sie denn sehen, in Zeiten klammer Kassen überhaupt noch etwas zu bewegen? Uwe Engel will alle möglichen Fördertöpfe in Betracht ziehen. „Auf Geld vom Land brauchen wir nicht zu hoffen, die Finanzlage wird nicht besser werden.“ Auch Jörg Wartke will die Fördertöpfe nutzen. Nicht einverstanden ist er damit, dass die Umlagen an Verbandsgemeinde und Kreis stetig steigen. „Wir müssen noch mehr in Eigeninitiative leisten.“ Benjamin Kirchner hält Investitionen auch nur noch über Fördermittel für möglich, „kleine Dinge müssen wir selbst in die Hand nehmen und in Eigeninitiative umsetzen“.

Wie sie denn zu Steuererhöhungen stehen, die das Land für die Zahlungen von Ausgleichmitteln zur Haushaltskonsolidierung fordert? Benjamin Kirchner ist generell dagegen. „Natürlich würde es mehr Geld in die Gemeindekasse bringen. Aber wir können das Gewerbe nicht noch mehr melken, sonst zieht es sich zurück.“ Auch Jörg Wartke ist „absolut gegen eine Erhöhung, aber wenn es denn gar nicht anders geht, muss die Erhöhung angemessen sein und Sinnvolles muss damit gemacht werden. Wir müssen andere Wege finden, um Geld einzunehmen.“ Uwe Engel plädiert dafür, Gewerbeflächen zu schaffen, um so über Gewerbesteuern Mehreinnahmen zu erzielen. „Deshalb ist es wichtig, dass die Aufträge an unsere Handwerker vor Ort vergeben werden.“

Wie man das Vereinsleben stärken könnte? „Alle müssen an einem Strang ziehen“, will sich Uwe Engel für eine bessere Zusammenarbeit einsetzen. Der bevorstehende Spielplatzbau sei ein guter Schritt dafür. Jörg Wartke weiß als Sportvereinsvorsitzender, wie sehr die Vereine unter der Schließung der Schule leiden, weil der Nachwuchs immer weniger wird. „Wir müssen gerade für unsere Kinder mehr auf die Beine stellen – alle Vereine zusammen.“ Beim Weihnachtsmarkt beispielsweise zeigen die Schollener sehr deutlich, dass sie alle zusammen anpacken können. Benjamin Kirchner will die Vereine regelmäßig an einen Tisch holen, um Aktionen abzusprechen, „man kann auch bei Arbeitseinsätzen gemeinsam antreten, zumal etliche Räume ja auch von mehreren Vereinen zusammen genutzt werden“.

Der Abwanderung und dem demografischen Wandel Einhalt zu gebieten, sei zwar nicht einfach, „aber wir müssen das dörfliche Leben für alle Altersgruppen attraktiv gestalten und Möglichkeiten der Freizeitgestaltung aufrecht erhalten“, so Benjamin Kirchner. Für Jörg Wartke sind die Vereine da das A und O, „denn Arbeitsplätze zu schaffen, ist schwer. Das Umfeld muss stimmen und die Bürger müssen stolz sagen können: Das ist mein Dorf!“ Uwe Engel hält das Gewerbe für ausbaufähig, um doch noch Arbeitsplätze vor Ort zu schaffen. „Aber die Arbeitsplätze befinden sich von Schollene aus auch noch in akzeptabler Entfernung. Wir müssen hier ein attraktives Wohnumfeld schaffen.“

Möglichkeiten, die Wirtschaft zu fördern, sehen alle drei Kandidaten. Jörg Wartke: „Wir müssen preisgünstige Gewerberäume schaffen. Ob die verbliebenen Geschäfte in Schollene bleiben, hängt von uns selbst ab. Wir müssen hier vor Ort einkaufen gehen und nicht nach außerhalb fahren.“ Dem schloss sich Benjamin Kirchner an: „Wir müssen unsere eigenen Geschäfte und auch Handwerker bevorzugen. Sie alle können nur leben, wenn sie genügend Aufträge haben.“ Uwe Engel plädiert für mehr Werbung für die vorhandenen Flächen, die Auftragsvergabe an hiesige Unternehmen und eine geringe Pacht, damit die Ansiedlung lukrativ ist.

Gewählt wird am 26. Februar, Termin für die mögliche Stichwahl ist der 19. März.