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Dommusiken „Paulus“ erklingt zum Jubiläum

Ein sehr abwechslungsreiches Musikprogramm erwartet die Freunde der Havelberger Dommusiken in diesem Jahr.

Von Andrea Schröder 15.02.2017, 17:50

Havelberg l Nachdem die Dommusiken im vorigen Jahr etwas sparsamer ausfallen mussten, geht es in diesem Jahr wieder sehr abwechslungsreich zu und die Besucher dürfen sich auf eine große Klangvielfalt freuen, sagt Domkantor Matthias Bensch. Besonders freut er sich auf die Aufführung des „Paulus“ von Felix Mendelssohn Bartholdy am 17. September. „Das wird der musikalische Höhepunkt im Jahr des Reformationsjubiläums.“ Über 180 Mitwirkende werden im Havelberger Dom dieses Oratorium zum Klingen bringen.

„Es ist das größte Oratorium, das ich bisher geleitet habe“, sagt der Kantor und berichtet von 42 Musikern des Neuen Kammerorchesters Potsdam, Solisten, dem Kantatenchor und dem Vokalensemble Hamburger Mozarteum sowie zwei weiteren Chören aus Berlin als Mitwirkende. „Der ,Paulus‘ ist ein romantisches Werk, das über zweieinhalb Stunden geht. Es besteht aus zwei Teilen, zwischen beiden wird es eine Pause geben. Im klassischen Bereich gibt es kein Oratorium über Luther und die Reformation. Ich habe mich für dieses Werk entschieden, weil die Theologie des Paulus die Grundlage für die lutherische Theologie bildet. Es gibt Parallelen zwischen beiden Theologien, die mit Reformation und der damit einhergehenden Verfolgung zu tun haben“, erklärt Matthias Bensch. Mendelssohn Bartholdy hatte bei seiner Werkseinführung übrigens 500 Musiker verpflichtet. „Wir stoßen schon mit 180 Mitwirkenden an die Kapazitätsgrenze des Domes.“

Das Konzert ist eine Kooperationsveranstaltung. Am 24. September wird der „Paulus“ in Berlin unter Leitung des ehemaligen Landessingwart Lothar Kirchbaum aufgeführt. Für die Aufführung in Havelberg übernimmt der Gemeindekirchenrat die Finanzierung – gemeinsam mit der Kreissparkasse Stendal, dem Kirchenkreis und der Hansestadt Havelberg.

„Im vorigen Jahr mussten wir etwas sparsamer bei der Programmgestaltung sein, weil wir im Buga-Jahr 9000 Euro Verlust hinnehmen mussten“, sagt Matthias Bensch. Allein die vier großen Werke mit Chören und Orchester haben viel Geld gekostet. Dagegen haben sich Besucher aufgrund von mehr Konzertangeboten verteilt. Zum Beispiel kamen zu Haydn‘s „Jahreszeiten“ nur rund 200 Besucher. „Bei Mozarts Requiem in meinem ersten Jahr als Kantor am Dom mit weniger Mitwirkenden waren es 350 Besucher.“ Zudem fielen die Einnahmen aus den Orgelführungen weg, weil die Besucher schon Buga-Eintritt bezahlt hatten, der Dom lag im eintrittspflichtigen Bereich. „Im vorigen Jahr haben wir versucht, den Verlust wieder auszugleichen. Das haben wir nicht ganz geschafft, deswegen hat der Gemeindekirchenrat entschieden, die Paulus-Finanzierung mit Unterstützung der Sponsoren zu übernehmen.“ Trotz Sparzwang boten die Dommusiken 2016 viele schöne Konzerte. Erinnert sei zum Beispiel an den Dresdner Kreuzchor im Rahmen des MDR-Musiksommers, an das Konzert mit dem Havelberger Kantatenchor und dem Hamburger Mozarteum mit Bach-Kantate und Vivaldis „Gloria“, an verschiedene Orgelkonzerte und ein a-capella-Konzert.

Das Programm 2017 startet am Ostersonntag, 23. April. Franns-Wilfried Horst Freiherr von Promnitz spielt im Dom Werke von Georg Philipp Telemann anlässlich des 250. Todesjahres des Komponisten. Ein Vorfahre des Leipziger Musikers hatte Telemann einst als Hofkapellmeister eingestellt, berichtet Matthias Bensch.

Am Pfingstsonntag präsentiert er mit dem Havelberger Vokalensemble, Solisten und Instrumentalisten die Rossini-Messe solennelle. „Rossini komponierte sie 1863 für die Einweihung einer Privatkapelle. Aufgrund der begrenzten Platzkapazität schrieb er sie für zwei Klaviere, ein Harmonium, vier Solisten und Chor. Er war in erster Linie Opernkomponist und bezeichnete dieses Werk als kleine festliche Messe. Das ist ironisch gemeint, denn es ist ein Stück, das sehr groß angelegt ist und mit 90 Minuten eine recht lange Messe ist. Sie ist rhythmisch geprägt und sehr spritzig im Gesamtcharakter“, macht der Kantor neugierig auf dieses Konzert.

Zum Reformationstag am 31. Oktober, 500 Jahre, nachdem Luther seine Thesen an die Wittenberger Kirchentür nagelte, gibt es ein Konzert mit dem Havelberger Vokalensemble, dem Jugendchor und einem Kammerorchester, das sich mit mehreren kleinen Werken der Reformation widmet. So etwa mit einer Motette von Heinrich Schütz, der Buxtehude-Kantate „Alles, was ihr tut“, dem Lied von Luther „Verleih uns Frieden gnädiglich“ und Werken des Havelberger Reformators Matthäus Ludecus, der vor 500 Jahren geboren wurde.

Der MDR-Musiksommer gastiert am 27. August mit einem a-capella-Konzert im Dom. Benefiz-Konzert für die Restaurierung der Stadtkirchenorgel, das Kindermusical „Esther – Königin von Susa“ zum Domfest, Orgelkonzerte und anderes mehr gehören außerdem zum Programm (siehe Infokasten).

„Unser Ziel ist es, jedes Konzertjahr mindestens mit plus minus null zu beenden, was wirklich schwer genug ist“, sagt der Kantor und verweist auf Kartenverkauf, Orgelführungen, Spenden, Sponsoring, Kollekten und Beteiligung des Kirchenkreises als Einnahmequellen. Letztendlich bestimmen die Besucher die Qualität der Konzerte mit. Bis vor einigen Jahren diente auch der Havelberger Kalender mit den Konzertterminen für Einnahmen. Da sich das nicht rechnete, verabschiedete sich die Kirche davon. Grafiker Steffan Warnstedt gibt ihn aber weiterhin heraus und hat vor kurzem 660 Euro gespendet – ein Euro pro verkauftem Kalender.

Weiteres zu den Dommusiken gibt es im Internet unter www.havelberg-dom.de