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Dorfjubiläum 650 Jahre Wulkau: Gelungenes Festprogramm

1367 wurde Wulkau in einer Urkunde erstmals erwähnt. Das ist jetzt genau 650 Jahre her, weshalb am Wochenende tüchtig gefeiert wurde.

Von Ingo Freihorst 18.06.2017, 15:40

Wulkau l Eröffnet wurde das Festwochenende am Freitagabend in der Kirche, wo Bürgermeister Arno Brandt die Anwesenden begrüßte. Eigentlich war für diesen Part Organisatorin und Ex-Bürgermeisterin Caren Pfundt vorgesehen, doch war sie kurzfristig erkrankt. Arno Brandt übermittelte beste Genesungswünsche und begrüßte mit Hannes Warnstedt aus Sandau und dem Wulkauer „Urgestein“ Karl-Heinz Liermann zwei ehemalige Ortsvorsteher. Letzterer hatte an dem Tage auch noch Geburtstag, weshalb ihm ein großer Blumenstrauß überreicht wurde.

Das Sprecherdou Annabell Rakowski und Lucas Betka informierte über Details aus der Ortsgeschichte. Die Urkunde mit dem entscheidenden Hinweis auf „villa Wulckaw“ befindet sich im Landesarchiv, war zu erfahren. Ausgestellt hatte sie der Magdeburger Erzbischof Theodorius am 10. August 1367: Er stiftete darin der Stadt Sandau ein Hospital, die Wulkauer Einkünfte sollten dessen Erhalt sichern.

Eben so alt dürfte auch die Dorfkirche sein, deren Klosterformatsteine noch mit der Hand angefertigt wurden. Im 14. und 15. Jahrhundert litt das Bauerndorf unter Plünderungen der Raubritter von Quitzow. Das Hochwasser von 1805 überflutete den Ort, in einem Kachelofen fand man einen mehrpfündiger Hecht.

Der letzte öffentlich in Deutschland Hingerichtete war ein Wulkauer: Kossät Johann Christian Braun wird auf dem Galgenberg zu Perleberg gehenkt. Acht Jahre später brannte fast das ganze Dorf ab: Bauer Dohrmann hatte seinen Knecht angewiesen, ein nicht mehr genutztes Gebäude einzuäschern, ein aufkommendes Gewitter mit Sturm verbreitete die Flammen.

Wulkau war einst auch ein musikalisches Dorf: 1882 gründete sich hier ein Männergesangsverein. Bis vor einigen Jahre existierte die Gesangstradition in Form einer Frauensingegruppe fort, gegründet hatte diese Gruppe Waltraud Holderied im Jahre 1969, welche sie 20 Jahre leitete. Die letzten Jahre führte Annelies Michaelis die Gruppe.

Dieses und vieles mehr kann man in der kleinen Ausstellung erfahren, welche Ilona Knoke und Erika Kügler zur Historie zusammengetragen hatten. So gibt es Protokolle über die Gemeindearbeit ab 1915, ein Gebührenbuch von 1927, ein Posteingangsbuch von 1941, ein An- und Abmelderegister sowie Bücher mit den Angaben über die Abgaben der einzelnen Bauern nach dem Krieg. Eine Vitrine zeigt Dokumente wie Entlassungspapiere aus russischer Kriegsgefangenschaft von Josef Demmig, den Führerschein aus dem Jahre 1937 von Walter Bathe, ein Militärpass aus dem Ersten Weltkrieg, ein Arbeitsbuch, das Grabenkataster sowie ein Sparbuch von 1920. Zu sehen sind auch Dokumente zur Geschichte der 1933 gegründeten Feuerwehr sowie alte Kleider, welche von Karina Betka geschneidert wurden. Alte Fotos dürfen ebenfalls nicht fehlen, darunter etliche Postkarten.

Die Wulkauer Schulgeschichte liegt Hannelore Bengsch besonders am Herzen, weshalb sie darüber auch in der Kirche informierte. Sie war 1941 eingeschult wurden, im einstigen Schulgebäude befindet sich jetzt der Kindergarten. Bis zu 45 Schüler wurden hier von einem Lehrer unterrichtet, ab 1945 kamen diverse Flüchtlingskinder aus den bombardierten Großstädten hinzu. Weitere 90 Kinder kamen nach Kriegsende, Wulkau errichte durch die Einquartierungen die Rekord-Einwohnerzahl von 759. Die Lehrerwohnung wurde 1947 zur Schulklasse umgebaut, zwei Lehrer kamen insgesamt hinzu. Das Ende der Schule kam 1952, fortan mussten die Wulkauer nach Sandau. Übrigens war Wulkau von 1951 bis 1957 ein Ortsteil von Sandau.

Hannelore Bengsch wird Interessenten über die Schulgeschichte auch am morgigen Dienstag berichten, denn bis zum Sonntag ist die Ausstellung in der Winterkirche täglich von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Über die Wulkauer Gewerke und die Ortsgeschichte kann Altmeister Karl-Heinz Liermann bestens Auskunft geben, welcher am Donnerstag die Ausstellung offen hält.

Zu sehen ist hier auch die Ehrenurkunde für den 1. Platz beim Mach-Mit-Wettbewerb im Kreis Havelberg aus dem Jahre 1982. Verliehen wurde diese im Februar 1983 im inzwischen abgerissenen Palast der Republik in Berlin, mit dabei war damals neben Bürgermeister Bernd Löhmann auch Brigitte Henning. „Damals war Wulkau ein sehr aktives Dorf gewesen, was wegen der immer älter werdenden Bevölkerung leider immer mehr nachlässt“, bedauerte Ilona Knoke.

Mia-Caroline Heyer informierte beim Auftakt in der Kirche ebenfalls über die Ortsgeschichte, Johanna Meinschien und Theresa Klingenschmidt sangen auf Platt vom „Herrn Pastor sin Kau“. An der Orgel spielte Ulrike Bosse, eine ehemalige Wulkauerin und die Havelbergerin Michelle Gläß sang unter anderem „Sag mir wo die Blumen sind“.

Ein Festumzug mit Treckertreffen läutete die Feierlichkeiten am Sonnabend ein. Gefeiert wurde erstmals auf dem Gelände der Agrargenossenschaft – dazu in Kürze mehr.