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Ehrenamt Havelberger Tafel versorgt 400 Leute

Besuch aus Magdeburg hatte die Havelberger Tafel. Deren Vorsitzender Gerhard Imig begrüßte den Vorsitzenden des Landesverbandes.

Von Andrea Schröder 03.08.2016, 01:01

Havelberg l Wie die noch recht junge Form der Lebensmittelverteilung über eine Spedition läuft, wollte Andreas Steppuhn von den Havelberger Tafel-Helfern wissen. Bundesweit kommen darüber Lieferungen als ganze Lkw-Ladungen und werden an die Einrichtungen im Land verteilt. „Das klappt prima“, versicherte der Vorsitzende der Havelberger Tafel Gerhard Imig dem Gast. An­dreas Steppuhn (SPD) ist Landtagsabgeordneter und seit rund anderthalb Jahren ehrenamtlicher Vorsitzender der Tafeln im Land. Auf einer Sommertour von Donnerstag bis Montag wollte er zehn Tafeln besuchen und mit den Ehrenamtlichen über ihre Arbeit sprechen. Havelberg stand auch auf dem Tourenplan, weil die Tafel hier vor wenigen Tagen ihr zehnjähriges Jubiläum gefeiert hatte und er zum Festempfang nicht kommen konnte.

Gerhard Imig zeigte dem Gast zunächst das Domizil am Propsteiplatz mit seinen Lagerflächen, Kühlzellen, Gefrierzellen und dem großen Raum, in dem die Ausgabe der Lebensmittel vorbereitet wird. In Kisten bereiten die Helfer die Lebensmittelausgabe vor, die immer sonnabends stattfindet. Je nach Anzahl der zu versorgenden Personen wird 1,50 bis 3,50 Euro pro Ausgabe kassiert. Rund 400 Personen werden durch die Havelberger Tafel mit Lebensmitteln versorgt, berichtete Gerhard Imig. Der Bedarf ist weitaus größer, doch aus Scham nimmt nicht jeder diese Hilfe in Anspruch. Berechtigt sind Empfänger von Hartz IV und kleinen Renten.

Die erste Kühlzelle hat schon etliche Stunden Laufzeit hinter sich. Sie stammt noch aus der „Ponybar“, einer früheren Gaststätte auf der Stadtinsel. Nun ist sie schon zehn Jahre für die Tafel im Dienst. Erst vor kurzem ist der Austausch eines Aggregats erforderlich gewesen. Eine Gefrierzelle konnte die Tafel mit Hilfe der Pfandbon-Spenden der Lidl-Märkte kaufen. Die Tafeln arbeiten bundesweit mit Lebensmittelketten zusammen. Verschiedene haben Spendenaktionen für Tafeln.

Große Lagerkapazitäten vorzuhalten, ist für die Havelberger Tafel wichtig, erklärte Gerhard Imig. Denn von den wöchentlichen Touren – die längste ist die am Freitag über Stendal, Wittenberge und Bad Wilsnack – würde nicht genug zusammen kommen. Deshalb ist es für die Tafel auch nicht schwer, von der Spedition Lebensmittel in größeren Mengen abzunehmen. Viele Lebensmittel erhält die Tafel auch im Tausch mit befreundeten Tafeln.

20 ehrenamtliche Helfer hat die Tafel derzeit. Durch das Jobcenter werden zwei Personen beschäftigt, eine weitere seit Mitte Juli für drei Jahre über das Programm „Jobperspektive 58 plus“. Diese drei sind für jeweils 20 Stunden pro Woche angestellt. Oft helfen einstige Mitarbeiter aus geförderten Maßnahmen weiterhin bei der Tafel mit. Allerdings finden von diesen Personen auch einige Arbeit und dann haben sie nicht mehr so viel Zeit für das Ehrenamt. Freuen würden sich die Helfer deshalb über weiter Mitstreiter. „Ein paar Jungrentner würden uns gut tun“, sagt Heidi Gensch, die seit vielen Jahren zum Helferkreis dazu gehört.

Gerhard Imig sprach mit dem Landesvorsitzenden der Tafeln darüber, dass sich der Verein mit dem Gedanken trägt, sich einem Träger anzuschließen, um die Verantwortlichkeit in andere Hände zu übergeben. „Wir wollen uns nicht als Helfer zurückziehen, aber wird sind alle über 70“, machte er darauf aufmerksam, dass der Verwaltungsaufwand groß ist. Ein Träger könnte hier Unterstützung leisten. Die 32 Tafeln im Land, die rund 50 000 Personen mit Lebensmitteln versorgen, sind unterschiedlich strukturiert, sagte An­dreas Steppuhn. Manche haben Träger, manche sind eigenständige Vereine. Möglich wäre die Gründung eines Fördervereins, der sich zum Beispiel um das Einwerben von Spenden kümmert.

Geklärt werden muss auch die Frage des Mindestlohnes bei geförderten Maßnahmen wie „58 plus“, sagte Gerhard Imig. Berechnet ist sie mit derzeit 8,50 Euro pro Stunde. Ab Januar steigt der Mindestlohn auf 8,84 Euro. „Wer bezahlt die Differenz?“, fragte Gerhard Imig. Der Landesvorsitzende nahm die Frage mit. „Im Augenblick läuft er hier ganz gut bei uns“, schätzte er ein. Überlegt wird immer noch, einen Ausgabepunkt in Klietz einzurichten, weil aus der Region viele Tafelkunden nach Havelberg kommen.