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Ehrung Vor dem Start noch schnell den Strauß

Kurz vor dem Startsignal zum SOS-Kinderlauf im Schönhauser Park erhielt Berbel Wischer den Volksstimme-Blumenstrauß des Monats April.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 08.04.2017, 01:01

Schönhausen l Kaum vor der Startlinie zu halten waren am vergangenen Sonnabend die über 70 Kinder, die um die Schönhauser Kirche und ein Stück durch den Park laufen wollten, um damit anderen Kindern auf der Welt zu helfen. Sponsoren hatten Geld gegeben, mit denen die gelaufenen Runden „bezahlt“ wurden. Über 1000 Euro kamen zusammen. Doch bevor es „Auf die Plätze, fertig, los!“ hieß, richtete die Volksstimme ein paar Worte an Berbel Wischer. Mehrfach hatten Leser vorgeschlagen, sie mit dem Blumenstrauß zu ehren und damit Danke zu sagen.

Die Organisation des inzwischen neunten Kinderlaufes im Park ist nur eines der vielen Dinge, für die Berbel Wischer ihre Zeit gern opfert. Allein das Erbitten von Spenden nimmt Zeit in Anspruch und gehört auch nicht zu den angenehmsten Aufgaben. Aber Berbel Wischer lässt nicht locker und spricht Firmen oder Ratsmitglieder an, um für Unterstützung zu werben. Auch wenn es für sie selbstverständlich ist, so ist das, was sie tut, doch beachtlich und anerkennenswert.

Die ehemalige Lehrerin, die viele Jahre vor allem als Sportlehrerin in Schönhausen und zuletzt an der Wuster Grundschule gearbeitet hat, setzt sich vor allem für Kinder und Jugendliche ein. Selbst drei Kinder aufgezogen, hatte sie schon zu DDR-Zeiten einen Ziehsohn: Rachide aus Mosambik. Er machte eine Ausbildung in Staßfurt, fand bei Wischers Familienanschluss. Auch, als er die DDR wieder verlassen musste, blieb der Kontakt aufrecht und Wischers unterstützten den Afrikaner über viele Jahre finanziell. Einmal konnte er sogar für ein paar Tage nach Schönhausen kommen. Dass Rachide 2016 auf unbekannte Weise verstorben ist, war für Wischers schmerzlich.

Als im Herbst 2015 Flüchtende vor allem aus Syrien nach Klietz kamen, engagierte sich Berbel Wischer im Begegnungscafé. Selbst eine Familie bei sich im großen Haus aufzunehmen, scheiterte an einer zweiten Küche. Dafür aber übernahm sie die Patenschaft für mehrere Syrer. Viele Stunden pro Woche widmet sie der Flüchtlingshilfe, besorgt Möbel und andere Spenden, hilft beim Einrichten von Wohnungen und Behördengängen, lädt zum Kaffeetrinken ein ... Es sind solche kleinen Dinge wie das gemeinsame Backen von Weihnachtsplätzchen, mit denen sie den Asylsuchenden den Start in Deutschland leichter machen will.

Aber auch für die Kinder und Jugendlichen der Region setzt sie sich als Mitglied im Schönhauser Rat und auch im Rat der Verbandsgemeinde vehement ein. Zusammen mit Dagmar Schulze lässt sie beispielsweise nicht locker, um die Bedingungen im Schönhauser Jugendklub zu verbessern. Sie laden auch zu Grillnachmittagen im Klub ein und reden mit den Jugendlichen über ihre Probleme und Wünsche.

Berbel Wischer denkt nicht viel nach, sondern macht einfach. So wie beim Kinderlauf. Den Blumenstrauß drückt sie einem ihrer Paten, Omar aus Syrien, zum Halten in die Hand. Sie muss jetzt Runden zählen, dann auswerten und die Sieger ehren. Erst am späten Abend zu Hause ist Zeit, den Tag Revue passieren zu lassen und sich über den Strauß zu freuen.

Sie ruft noch einmal bei der Volksstimme an, bedankt sich und sagt, dass andere sie unterstützen und den Strauß auch verdient hätten. Ja. Aber im Monat April war erst einmal sie an der Reihe.

Wenn auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, jemandem mit dem „Blumenstrauß des Monats“ für sein Ehrenamt danken wollen, sagen Sie uns Bescheid: Per Telefon unter 039387/768 21 oder per E-Mail an redaktion.havelberg@volksstimme.de