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Erinnerung an Flut Ein Dorf hält zusammen

Dass die Neuermark-Lübarser eine feste Dorfgemeinschaft bilden, haben sie auch bei der Flut vor vier Jahren bewiesen.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 26.07.2017, 14:28

Neuermark-Lübars l Die Erinnerungen an die Überschwemmungen vor vier Jahrenwurden wurden unlängst bei der Flutstein-Einweihung aufgefrischt. „Auffrischen“ muss man die Erinnerungen aber eigentlich nicht. Denn nur zu gut erinnern sich die Dorfbewohner an den Juni 2013. Darüber erzählt haben sie, als der Flutstein an der Fährstraße eingeweiht wurde und sie sich in der Garage von Heidrun Schulz zusammensetzten, um die von Jürgen Bordel geschossenen Bilder von damals zu sehen.

Das Deichbruchwasser aus Fischbeck strömte über das Elbe-Havel-Land und machte auch Neuermark-Lübars zur Insel. Die Dorfbewohner wollten bleiben, doch ihnen drohte eine Zwangsevakuierung. Mit Hubschrauber wurden diejenigen ausgeflogen, die es nicht mehr über den gefluteten Landweg geschafft haben. Geblieben sind jedoch 70 Bewohner, die ihre Zentrale im Dorfgemeinschaftshaus eingerichtet hatten und von hier aus alles koordinierten. Sie verhinderten mit dem Bau von Wällen, dass der größte Teil der Ortslage geflutet wurde und konnten somit größere Schäden vermeiden. Durch die bereitgestellte Technik der Landwirte konnten innerhalb eines kurzen Zeitfensters gewaltige Erdmengen bewegt werden – mit bloßer Manneskraft wäre dies nicht möglich gewesen. Einige Grundstücke und Häuser wie das von Heidrun Schulz waren dennoch stark betroffen. Auch die Zufahrtstraße von der B 107 nach Lübars stand unter Wasser – sie wird noch erneuert.

Die Eingeschlossenen wurden durch das DRK und die Johanniter mit Lebensmitteln versorgt. Helmut Lemme und Gerhard Menz übernahmen hierbei die tägliche Abholung per Boot von der provisorischen Anlegestelle am Klietzer „Seeblick“.

Die Dorfgemeinschaft beabsichtigt, die dramatischen Tage mit ihren Abläufen zu dokumentieren. Vor allem von wo und wann kam das Wasser; welche Ortsbereiche waren besonders gefährdet und welche Durchlässe wurden verschlossen. Sie hoffen zwar, dass so eine Naturkatastrophe sie nicht noch einmal trifft, aber vielleicht können sich nachfolgende Generationen noch Nützliches aus den Erfahrungen herausziehen.

Bei der Einweihung des kürzlich aufgestellten Gedenksteins wurde die Zeit genutzt, um ein Bild der Dorfgemeinschaft zu machen. Viele waren gekommen. Einen Mitbewohner vermissten die Neuermark-Lübarser: Helmut Pauli. Am Tag des Fototermins ging es ihm gesundheitlich bereits sehr schlecht, inzwischen ist der 62-Jährige verstorben. Er hatte während der Flut die Organisation der Verpflegung übernommen. „Mit dem Tod eines Menschen verliert man vieles, aber nicht die Erinnerung an die gemeinsam verbrachte Zeit. Wir bedanken uns bei ihm für sein Engagement und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren“, so die Fluthelfer von Neuermark-Lübars. Helmut Pauli hatte genau wie die anderen Gebliebenen im vergangenen Jahr die Fluthelfer-Medaille des Landes erhalten.