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Feuerwehr 1,3 Millionen Euro für Einsatzfahrzeuge

16 Ortsfeuerwehren existieren zum Schutz der Bürger in der Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land. Diese zu unterhalten, kostet viel Geld.

Von Ingo Freihorst 09.01.2017, 18:00

Elbe-Havel-Land l Das Brandschutzgesetz des Bundeslandes schreibt in Paragraf 2 vor, dass jede Gemeinde eine Feuerwehr vorzuhalten hat, diese ist entsprechend auszustatten und die Aus- und Fortbildung der Aktiven sicherzustellen. Spätestens zwölf Minuten nach der Alarmierung sollte die Wehr jederzeit „unter gewöhnlichen Bedingungen“ am Einsatzort eintreffen.  Doch kann eine Einsatzbereitschaft rund um die Uhr in der Verbandsgemeinde nicht jede Wehr absichern: Sechs Wehren sind tagsüber nicht mal in der Lage, eine Staffel (sechs Aktive) zusammenzubekommen. So rückten Anfang September bei einem Waldbrand nahe Schönfeld in Wulkau nur zwei Kameraden aus. Etwa 55 bis 60 Feuerwehrleute stehen am Tage in der Verbandsgemeinde zur Verfügung, schätzt Verbandswehrleiter Karl-Heinz Pick in einem Bericht ein. Insgesamt sind es aktuell 334 Aktive, darunter 58 Frauen. Große Probleme gibt es bei Einsätzen während der Arbeitszeit mit Atemschutzgeräteträgern, wofür 98 Aktive ausgebildet sind. Das war 2016 immerhin ein Zuwachs von 16 Aktiven im Vergleich zu 2015.
In den 16 Ortswehren dienen unter anderem 41 ausgebildete Gruppen- sowie 16 Zugführer, ferner fünf Verbandsführer. Lehrgänge zur technischen Hilfeleistung haben 104 Kameraden absolviert, 113 sind ausgebildete Maschinisten. Lediglich 17 Aktive sind für ABC-Einsätze ausgebildet – davon allein 7 in Schönhausen.

Eine Wunschliste existiert natürlich auch: So fehlen in der Verbandsgemeinde ein Einsatzleitwagen, ein Gas-Spür- und Messgerät und eine Wärmebildkamera. Seit Jahren auf der Agenda steht die Einrichtung einer Kleiderkammer, wo Uniformen gereinigt oder getauscht werden könnten. Etliche Gerätehäuser wie in Scharlibbe oder Wust entsprechen nicht der Norm, zudem fehlen sanitäre Anlagen oder Absaugtechnik für die Abgase der Einsatzfahrzeuge. Viele Fahrzeuge sind arg in die Jahre gekommen: Vier der insgesamt 29 Fahrzeuge sind sogar schon über 40 Jahre alt. Die Verwaltung hat 2013 bei der Erarbeitung einer Risikoanalyse zum Brandschutz zusammen mit den Wehrleitern auch einen Bedarfsplan aufgestellt. Allein für den Ersatz alter Fahrzeuge sollen demnach bis 2021 insgesamt 1,3 Millionen Euro aufgebracht werden. Inzwischen wurde Fischbeck mit einem gebrauchten Tanklöschfahrzeug ausgestattet, Scharlibbe bekam 2015 Ersatz für seinen fast 60 Jahre alten Unimog und in Klietz stehen mit Drehleiter und Löschfahrzeug LF 20 zwei neue Fahrzeuge.

Laut Planung ist in diesem Jahr Wust mit einem Löschfahrzeug LF 10 an der Reihe, 220 000 Euro sind dafür vorgesehen. Schollene soll 2018 mit einem Hilfeleistungslöschfahrzeug folgen (300 000 Euro), 2020 soll Sandau ebenfalls ein solches Fahrzeug erhalten und im Jahr darauf würde Neuermark-Lübars mit einem Tragkraftspritzenfahrzeug bedacht.Nicht enthalten sind im Plan die Gerätehäuser, für Wust werden derzeit die Standorte für einen Neubau sondiert.

Die Bedarfsplanung ist zwar mit den Wehren abgestimmt, doch nicht alle halten sich daran: In Klietz sollten 2015 mit dem Kauf des neuen Löschfahrzeuges sowohl der W 50-Tanker als auch das 36 Jahre alte LO-Löschfahrzeug ausgemustert werden. Letzteres wurde im selben Jahr mit viel Geld vom Förderverein statt dessen komplett neu lackiert und steht noch immer im Gerätehaus. Ein LO ist recht geländegängig, eines ist er allerdings nicht: ein sicherer Personentransporter. Denn man sitzt hinten unangeschnallt auf der Ladefläche neben teils recht schwerer Technik. Bei Unfällen kann dies „zu schwersten oder gar tödlichen Verletzungen führen“, warnt die Feuerwehr-Unfallkasse. Und empfiehlt, auf den Transport von Kindern und Jugendlichen zu verzichten. Im Land Brandenburg sind Kinder bei Rundfahrten auf dem LO nicht mehr versichert.

Der Klietzer Förderverein hatte sich damals vor dem Lackieren allerdings bei der Verwaltung in Schönhausen rückversichert: Diese sicherte ihm zu, dass der LO auch weiterhin im Klietzer Fahrzeugbestand verbleibt.