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Forstschädlinge Mäuse und Prachtkäfer machen sich breit

Auch wenn sich die Schäden noch in Grenzen halten, so beobachten die Förster doch mit Sorge die Entwicklung zweier Schädlinge.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 18.11.2015, 12:51

Elbe-Havel-Land l „Da sind schon wieder zwei neu dazugekommene“, zeigt Revierförster Roland Eckert auf Kiefern am Waldrand zwischen Klietz und Neuermark-Lübars. Eigentlich soll der Presse-Termin zu einem im letzten Jahr aufgeforsteten Waldstück führen, wo das größer werdende Problem mit Mäusen erläutert werden soll. Doch auf dem Weg dahin fällt noch ein weiteres Pro­blem ins Auge: „Die Population des Blauen Kiefernprachtkäfers scheint sich hochzuschaukeln.“ An dem zum Süden und damit zur Sonne gelegenen Kiefernwaldrand hat sich der Schädling ausgebreitet. An etlichen stattlichen Bäumen fehlt die Rinde. „Ein deutliches Zeichen für den Specht“, weiß Roland Eckert. „Der hat sich die in der Rinde eingenisteten Larven geholt.“ Im Larven-Stadium wird der im Frühling zum Käfer werdende Schädling zum Problem: Er schmeckt dem Specht. Um an die Larve zu kommen, muss die Rinde ab – das Todesurteil für den Baum.

Der Besitzer des Stückes ist bereits informiert. Er muss den Winter nutzen, um die betroffenen Bäume zu fällen. „Ganz wichtig ist aber, dass die Rinde samt Larven nicht liegenbleibt. Denn die Population darf nicht zunehmen. Die Rinde muss entweder verbrannt oder vergraben werden. Das bedeutet zwar mehr Aufwand, ist aber unumgänglich“, mahnt Roland Eckert alle Waldbesitzer, sich ihre Bestände gut anzusehen und bei Auffälligkeiten die Förster beziehungsweise die Forstbetriebsgemeinschaft zu informieren.

Gleiches gilt für die Mäuse. Erd-, Rötel- und Feldmäuse haben sich stark vermehrt. Sie bevorzugen Laubholz und fressen an der Rinde, so dass die Nährstoffzufuhr unterbrochen wird. Und die Schermäuse machen sich an den Wurzeln zu schaffen – auch das ist ein Todesurteil für den Baum. „Um zu sehen, wie sich diese forstschädlichen Mäuse entwickeln, stecken wir als Köder Apfelreiser in die Erde, den fressen die Mäuse besonders gern“, zeigt der Förster in einem im vergangenen Jahr neu aufgeforsteten Stück Eichenwald nahe dem Klietzer See. Es gehört einem Neuermark-Lübarser, der sich sehr um seinen Wald kümmert und gerade dabei ist, das stellenweise dichte, hoch gewachsene Gras zu entfernen. Denn hier fühlen sich die Mäuse besonders wohl. Das beweisen auch die Fraßstellen an den Apfelzweigen. „Den Winter über ist das Nahrungsangebot für Mäuse nicht groß und sie greifen auf Rinden und Wurzeln zurück. Es ist lokal mit erheblichen Problemen zu rechnen“, sagt der Leiter des Betreuungsforstamtes Elb-Havel-Land, Peter Sültmann. Er bittet die Waldbesitzer, aufmerksam zu sein und Auffälligkeiten umgehend zu melden. Denn notfalls müssen die Forstschädlinge mit einem zugelassenen Gift bekämpft werden. „Soweit sind wir noch nicht, aber wir müssen aufmerksam sein, denn der Winter steht uns erst noch bevor!“

Gerade um die jungen Laubholzbestände, die auch mit Fördermitteln aufgeforstet worden sind, wäre es schade. Nicht zuletzt besteht die Gefahr, dass der Besitzer diese Fördergelder zurückzahlen muss.

Planmäßig abgeschlossen ist der Holzeinschlag 2015. Es gab nicht nur Durchforstungen, sondern auch Kahlschlag. Denn etliche Waldstücke hatten das Zielalter erreicht beziehungsweise längst überschritten. Aber es wird auch gleich wieder aufgeforstet. „Jetzt ist die beste Zeit dazu. Auch wenn die Gefahr besteht, dass der Winter mit sehr starkem Frost den Bäumchen schadet, so ist die Gefahr im Frühling durch Trockenheit auf den sandigen Böen noch viel größer.“ Roland Eckert berichtet, dass möglichst noch dieses Jahr 18 Hektar auf zehn Flächen verteilt mit einjährigen Kiefern aufgeforstet werden.

Eile ist bei der Schadensbeseitigung nach der Flut geboten. Denn die Wiederaufbaumittel müssen bis April kommenden Jahres eingesetzt und abgerechnet werden. „Wir hatten gehofft, wenigstens bis Ende des Jahres Zeit zu haben. Denn im April stecken wir eigentlich noch mitten in der Frühjahrsaufforstung.“ Insgesamt müssen fünf Hektar nach der Flut wiederaufgeforstet werden.