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Havelrenaturierung Reimer-Durchfluss soll sich verbessern

Welche Maßnahmen bei der Havelrenaturierung im Jederitzer Bereich umgesetzt werden, erfuhr man kürzlich auf der Ortschaftsratssitzuung.

Von Ingo Freihorst 10.02.2017, 00:01

Jederitz l Vor etwa einhundert Jahren war die Havel zu einer Wasserstraße umgebaut worden – unter anderem entstand dabei die Staustufe Garz (Schleuse und Wehr), etliche Altarme wurden vom Fluss abgeschnitten, zwischen dem Garzer Wehr und Strodehne entstand ein Kanal zur Havel und das Flussbett wurde vertieft. Doch ist seit der Wiedervereinigung der Schiffsverkehr auf der Unteren Havel rapide gesunken, weshalb diese nun vom Naturschutzbund Nabu renaturiert wird. Über Einzelheiten informierte Andreas Bauer vom Nabu-Projektbüro aus Rathenow kürzlich auf der Ratssitzung in Jederitz.

Die Landschaft um Jederitz gehört zum Maßnahmenkomplex 1, welcher sich vom Kuhl-hausener Kriegshafen bis zur Panzerüberfahrt vor Havelberg erstreckt. Vorgesehen sind in dem 868 Hektar umfassenden Bereich der Rückbau von insgesamt acht Uferverwallungen, das Anlegen von insgesamt 2,6 Hektar Auenwäldern, der Anschluss von drei Altarmen sowie das Entfernen von knapp 6800 Metern Uferdeckwerk. Neben den drei Altarmen soll auch der Reimer, ein zwischen Kuhlhausen und Jederitz parallel zur Havel verlaufendes Gewässer, wieder angeschlossen werden.

Die Genehmigungen für die Bauarbeiten waren 2015 eingeholt worden, seit dem Vorjahr wird in dem Bereich renaturiert, informierte Andreas Bauer. Derzeit werden unter anderem Altarme angeschlossen, wozu die verfüllten Enden – auch Köpfe genannt – weggebaggert werden. Teils ist auch Schlamm zu beseitigen. Zum Jahresende sollen die Renaturierungsarbeiten in diesem Maßnahmebereich abgeschlossen werden.

Am Reimer werden zudem Uferverwallungen entfernt, damit die Jungfische von den überschwemmten Wiesen mit dem Abfließen des Hochwassers auch in den Fluss gelangen. Laut Planung sollten in dem Gewässer ursprünglich auch zwei Durchlässe erweitert werden, um dessen Durchströmung zu verbessern. Denn wie Barbara Kuntzsch berichtete, wächst der Reimer langsam aber sicher zu, Boot fahren sei dort unmöglich.

Der Nabu sieht wegen der fehlenden Nutzung des Eilandes zwischen Reimer und Havel allerdings keine Notwendigkeit, das alte, aus zwei Röhren bestehende Überfahrbauwerk zu ertüchtigen. Andererseits behindern diese Röhren aber einen besseren Durchfluss.

Gegen einen Abriss der Überfahrt hatten sich jedoch Jäger und Landwirte ausgesprochen, welche das Eiland nutzen, informierte auf Nachfrage Joachim Karp vom Wasser- und Schifffahrtsamt aus Rathenow. Das WSA ist für den Reimer als Nebengewässer der Havel zuständig. Eine Furt als Alternative darf dort aus Naturschutzgründen nicht eingerichtet werden, informierte Andreas Bauer bei der Sitzung in Jederitz. Öl vom Fahrzeug könnte ins Wasser gelangen.

So sind denn die Jederitzer skeptisch, ob mit der Erweiterung der Einmündung des Trübengrabens in die Havel auch der kurz vorher in den Trübengraben mündende Reimer besser abfließen kann. „Was nutzt es, wenn ich am Einlauf mehr Wasser in den Reimer reinlaufen lasse, wenn es dann unten nicht abfließen kann“, erklärte Eckart Kuntzsch. Auch einer Bepflanzung der Insel habe er beim Flächenverkauf nicht zugestimmt – dort soll nach den Plänen des Nabu nun auch ein Auwald entstehen. Wer solle denn später das Areal pflegen, kamen unter anderem Fragen.

Gern würden die Jederitzer sehen, dass auch der Trübengraben zwischen ihrem Bootshafen und der Havel vom Bewuchs befreit wird. Das sei beim für den Graben zuständigen Landesbetrieb für Hochwasserschutz im Frühjahr vorgesehen, erklärte der Havelberger Bereichsingenieur Alexander Helm auf Nachfrage. Dann erfolgt hier wieder die alljährliche Sohlkrautung, das Stück ist mit als erstes dran.

Geplant seien zudem Flutschadensbeseitigungen im Trübengraben zwischen dem Schöpfwerk und dem Jederitzer Holz, hier werden dann Anlandungen beseitigt.