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Heimatverein Eine Chronik der Dammschen Schule

Dammsche und Ehemalige hatten bei der Übergabe der Schulchronik große Freude daran, in Erinnerungen zu schwelgen.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 06.11.2016, 08:16

Schönhauser  Damm l Viel Mühe hat es gemacht, diese Chronik zusammenzustellen. Schon seit 2012 trug sich Schönhausens Bürgermeister Holger Borowski, aufgewachsen auf dem Damm, mit dem Gedanken, die Geschichte der Schule auf dem Damm zusammenzustellen. Das war auch schon das Anliegen seines inzwischen verstorbenen Vaters Hans gewesen. Denn er leitete diese Schule nicht nur, sie befand sich auch im Hause Borowski.

Hilfe bei der Zusammenstellung des alten Bildmaterial und der Filmaufnahmen, die Hans Borowski von Mitte der 50-er bis in die 60-er gemacht hat, bekam Holger Borowski von Ronald Lasch und Eckhard Temmel aus Schönhausen. Und dann gab es da noch die Dammschen und ehemaligen Dorfbewohner, die Bilder und Informationen beisteuerten. Arthur Bachmann beispielsweise, der selbst als Kind 1949 nach langer Flucht mit den 36 Familien aus Brigidau auf dem Damm strandete und unter anderem „Der letzte Treck der Brigidauer“ geschrieben hat. Oder Irmchen Gerhard, geborene Mantke, für die so viele Begebenheiten aus der Kindheit bis heute unvergessen sind; oder die Elsner-Schwestern und Schweitzers – alle fügten Puzzle-Teile zum Gesamtwerk dazu.

Rund 50 Gäste waren zur Vorstellung der Chronik im Dorfgemeinschaftshaus zusammengekommen, wo der Heimatverein um die Vorsitzende Heike Schweitzer alles für den Nachmittag der Erinnerung vorbereitet hatte. Auf einem Tisch hatte Holger Borowski nicht nur die alte Schulglocke aufgestellt, sondern auch alte Klassenbücher ausgelegt. Die hatte das Ehepaar Runge, das das Haus von Borowskis 2005 gekauft hatte, beim Abriss der Räucherkammer gefunden und aufgehoben. Beim Lesen konnte man sich ein gutes Bild machen vom Schulalltag. So steht am 9. April 1961 beispielsweise: Buntfärben von Eiern, Wiederholung Taktübungen, Wir schmücken unseren Osterstrauß, Übungsdiktat „Das Karussell“. Einen Tag später: Unterrichtsausfall wegen Krankheit. Die Schüler nahmen am Unterricht in Klietz teil. Drei Tage später: Musik: „Ich bin die Frau Hummel“ und „Wenn Mutti früh zur Arbeit geht“, Wir fertigen eine Dorfwandzeitung mit dem Thema „Der 1. Mai ist da“, Übungen an der Turnwand. Beim Weiterblättern fallen „Papierschiffchen falten“ oder „Meine Blümchen haben Durst“ ins Auge.

Auf der DVD mit all den Fotos und Filmaufnahmen sieht man die Kinder beim Bauen eines Meisenfuttertopfes oder beim Sportunterricht mitten im Wald – springen wird auf dem Sandberg geübt. Und auch beim Rodeln sind die Dammschen Kinder zu sehen. Zu jeder Frequenz hatten die Zuschauer ihre Erinnerungen und erzählten lebhaft davon. Auch, dass Lehrer Vogel gern mal Kopfnüsse verteilt und hinterm Ohr an den Haaren gezogen, mit dem Zeigestock aus Haselnussrute gab es auch mal was auf die Finger. Und in der Ecke stand wohl fast jeder Schüler mal.

Denn es musste Disziplin herrschen im Klassenzimmer. Schließlich wurden die Kinder der 1. bis zur 3. und manchmal auch 4. Klasse zusammen in einem Raum unterrichtet. 15, 16 Schüler waren es zumeist, manchmal auch 20.

Die Chronik der Dammschen Schule beginnt 1898, als auf dem der Familie von Bismarck gehörenden Grundstück die Schule gebaut worden ist. Der erste Unterricht findet 1901 statt. Und zwar mit 37 Kindern, 20 davon kamen vom benachbarten Hohengöhrener Damm.

Nach einer Lücke in der Chronik geht es dann Ende der 40-er Jahre intensiv weiter. Lehrer Vogel, der gleich nach dem Krieg den Unterricht führte, war weg und Neulehrer wie Herr Anhalt oder Herr Becker kamen.

Und 1956 Hans Borowski. Bis 1971 unterrichtete er hier die Kinder von beiden Dämmen in der 1. bis 4. Klassenstufe als Außenstelle von Schönhausen. Lehrerin Ilse Wulkau, die ebenfalls auf dem Damm wohnte, gab Unterricht, und oftmals kamen auch Schönhauser Lehrer rüber, Irmgard Seydel beispielsweise oder Romina Lasch. Sogar eine ganze Schönhauser Schulklasse war für kurz Zeit auf den Damm ausgelagert, weil in Schönhausen Platz fehlte.

Nach der Grundschulzeit ging es für die Dammschen zunächst nach Klietz und dann nach Schönhausen. An die abenteuerlichen Fahrten mit dem Lkw der MTS nach Klietz erinnert sich Irmchen Gerhard noch lebhaft. Denn die Straße zwischen den Dämmen war nicht befestigt, „oft mussten wir durch den Wald über die Panzerstraße fahren, weil die eigentliche Straße nicht passierbar war“. Als später Busse eingesetzt wurden, haben die sich so manches mal festgefahren, bis dann sowohl die Straße zwischen den Dämmen als auch nach Schönhausen endlich gepflastert wurden.

1964 wurde im Schulgebäude, in dem Borowskis mit insgesamt fünf Kindern auch wohnten, noch die Gemeindeschwesternstation eingerichtet. Denn Ruth Borowski war als Gemeindeschwester tätig. So fanden hier auch Sprechstunden der Ärzte statt, Mütterberatung... „Und nachmittags konnten wir älteren Schüler, die in Klietz zur Schule gingen, gern kommen und Hausaufgaben bei Borowskis machen“, erinnert sich Irmchen Gerhard gern an ihre Kindheit und Jugend auf dem Damm – mit ihren Geschichten könnte man Bücher füllen!

Die Chronik von Holger Borowski und seinen Mitstreitern enthält nicht nur die Bilder, Filmszenen und Namen der eingeschulten Schüler, sondern auch noch Aktuelles. Am 24. September dieses Jahres sind Videoaufnahmen bei einer Fahrt durch das Dorf entstanden. Es zeigt alle Häuser und benennt nicht nur die derzeitigen Bewohner, sondern auch die, die hier einst lebten. Es sind Nachkommen der Brigidauer und inzwischen auch viele Neue, die sich gut auf dem Damm eingelebt haben.

Zu den ältesten Dammschen gehört Erika Schweitzer, geborene Greising. Sie ist 88 Jahre alt, geboren in Schollene und mit sechs Jahren auf den Damm gekommen. 1935 wurde sie hier eingeschult. Auf einem ganz alten Foto, das heute in Klietz Wohnende mitgebracht hatten, ist auch sie als Mädchen zu sehen.

Es war ein schöner Nachmittag der Erinnerung. Heike Schweitzer bedankte sich im Namen aller ganz herzlich dafür, dass dieses Stück Dammsche Geschichte festgehalten wird. Die DVD und auch die Chronik selbst gibt es bei Holger Borowski. Die DVD wird übrigens noch ergänzt mit ganz aktuellen Filmaufnahmen von der Übergabe. Und auch ein Gruppenbild, gemacht vor dem Gemeinschaftshaus, wird an diesen Tag erinnern.