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Hilfsaktion Spenden für Notunterkünfte in Mexiko

Aus Havelberg sind erste Überweisungen zur Hilfe für die Erdbebenopfer in Mexiko vorgenommen worden.

Von Andrea Schröder 15.10.2017, 11:00

Havelberg l Vor gut drei Wochen bebte in Mexiko die Erde. Mehr als 300 Tote, viele Verletzte, Tausende obdachlose Fami­lien und zerstörte Häuser sind die Folgen. In der Hauptstadt Mexiko Stadt leben viele Erdbebenopfer, die ihr Hab und Gut verloren haben, in Notunterkünften, wenn sie nicht bei Verwandten unterkommen konnten. Odette Castrejón Farfán ist mittendrin im Geschehen und versucht mit zu helfen. Dafür läuft eine Spendenaktion in Havelberg. Der Rotary Club und die Volksstimme haben dazu vor zwei Wochen aufgerufen und rund 3000 Euro befinden sich bereits auf dem Spendenkonto. Allein 1000 Euro hat der Rotary Club aus Havelbergs Partnerstadt Verden gespendet.

Nun steht auch fest, was mit dem Geld geschehen soll. Der Rotary Club in Pachuca, dem Odettes Vater angehört – er leitet ein Institut nahe Mexiko Stadt –, hat sich entschieden, Spenden für Notunterkünfte zu sammeln. Das sind etwa vier mal vier Meter große Hütten aus dickem Karton und Holz, die für einen beziehungsweise zwei Erwachsene und jeweils ein Kind gedacht sind. Je nach Größe kosten sie 230 bis 350 Euro. Damit hätten die obdachlos gewordenen Menschen im Winter wenigstens ein Dach über dem Kopf. Odette hat berichtet, dass das Schaffen von Notunterkünften derzeit eine der wichtigsten Aufgaben ist.

Zwar sollen Erdbebenopfer vom Staat die Möglichkeit bekommen, einen Kredit aufnehmen zu können, um sich ein neues Zuhause aufzubauen. Doch dauert die Klärung längere Zeit und es ist auch nur für diejenigen gedacht, die Arbeit haben. „Noch unklar ist, wie es mit den älteren Menschen weitergeht, die nicht mehr arbeiten und deshalb keinen Kredit bekommen. Es ist traurig, sie haben das ganze Leben gearbeitet und in ein, zwei Minuten alles verloren. Jetzt haben sie kein Dach mehr über dem Kopf.“

Vor einigen Tagen war Odette mit ihrer Schwester unterwegs und hat sich in ihrer Nachbarschaft über die aktuelle Situation informiert. Einen knappen Kilometer von ihrem Zuhause entfernt sind Mehrfamilienhäuser nicht mehr bewohnbar. Rund 100 Familien sind betroffen. Ein Teil von ihnen lebt derzeit auf einem Spielplatz ganz in der Nähe ihrer Häuser. „Sie haben kein Dach über dem Kopf und wissen noch nicht, wie es weitergehen soll. Es stehen ein paar Zelte da. Ein Gebäude ist eingestürzt. Es gibt nur eine Mauer, auf der die Namen der Verstorbenen und Dankesworte der Überlebenden für die Hilfe geschrieben sind“, erzählt Odette. Die Wohnungen sind Eigentumswohnungen und die Menschen müssen sich jetzt entscheiden, ob sie gemeinsam einen Kredit für den Wiederaufbau nehmen wollen.

„Manche wollen das, andere wollen lieber ihr Land verkaufen. Es ist kompliziert und die Entscheidungen, die 10 bis 15 Familien gemeinsam treffen müssen, werden noch eine Weile dauern.“ Auf dem Spielplatz leben sie, weil ihr Hab und Gut noch in den Wohnungen ist. Sie dürfen dort nicht hinein und befürchten, dass ihre Sachen gestohlen werden könnten.

Der Vorschlag, mit den kleinen Hütten Notunterkünfte zu schaffen, ist bei den Rotariern in Havelberg gut angekommen, berichtet Michael Ruß. Er und seine Familie haben über die ganzen Jahre, seit Odette 2004 als Austauschschülerin in Havelberg lebte und später auch in Deutschland studierte, den Kontakt zu ihr gehalten.

Die Hütten halten mindestens sechs bis acht Monate und würden den Menschen im Winter eine Unterkunft bieten. Da sinken die Temperaturen in der Nacht auf bis zu sechs Grad Celsius. Auch jetzt regnet es aufgrund der vielen Stürme über dem amerikanischen Kontinent sehr viel, berichtet Odette. Mit den Hütten wäre den Betroffenen für die Übergangszeit gut geholfen.

Der Rotary Club Havelberg will die ersten Spendengelder an den Rotary Club Pachuca überweisen, damit so schnell wie möglich Notunterkünfte gekauft und aufgebaut werden können. Die Aktion läuft weiter, Spenden sind also weiterhin willkommen.

Die Solidarität der Menschen in Mexiko untereinander ist groß. Odette berichtet von ihrer Universität in Pachuca, wo die Studenten weiterhin Spenden sammeln.

Vor allem Spielzeug und Kleider für Kinder wurden bereits zusammengetragen. Und sie erzählt auch von einem großen Konzert mit prominenten Künstlern in Mexiko Stadt, das am Wochenende für die Erdbebenopfer stattgefunden hat. Berührend der Moment der Stille im Gedenken an die Verstorbenen und das Singen der Nationalhymne – auf Facebook und Youtube zu sehen.

Zum normalen Tagesgeschehen überzugehen, fällt noch immer schwer, sagt Odette. Auch wenn zum Beispiel in den meisten Schulen der Unterricht wieder begonnen hat und die Menschen, wenn möglich, ihrer Arbeit nachgehen. Noch immer ist das Erdbeben mit seinen schweren Folgen das, was das Land beschäftigt.

Wer spenden möchte, überweist das Geld an den Förderverein des Rotary Club Havelberg (auf Wunsch wird dafür auch eine Spendenbescheinigung ausgestellt). Das Konto bei der Kreissparkasse Stendal hat die IBAN DE91 8105 0555 3000 1105 68.